Название: Karin Bucha Paket 1 – Liebesroman
Автор: Karin Bucha
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Karin Bucha
isbn: 9783740959500
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Mit der Neugierde eines Kindes sieht sie dem Kommenden entgegen. Ihr ist, als würde für sie ein neuer Lebensabschnitt beginnen.
*
Am 20. Dezember ist Annemaries und Doktor Hartmanns Hochzeit. Am Morgen weint Annemarie ein wenig, da ihr Marina sehr fehlt. Nie hätte sie geglaubt, daß Marina nicht an ihrer Hochzeit teilnehmen könnte.
Dafür erscheint Frau von Reimar.
»Ich wollte Ihnen beim Ankleiden helfen«, sagt die stille, vornehme Frau, und Annemarie fällt ihr um den Hals. »Vielleicht kann ich ein wenig Mutterstelle bei Ihnen vertreten.«
»Sie sind ein Engel, Frau von Reimar. Sie müssen geahnt haben, was in mir vorgeht. Ich habe schon ein paar Tränen vergossen.«
»Na, na, Tränen, heute an Ihrem Ehrentag?«
»Mir fehlt eben Marina«, sagt Annemarie, die bereits Frau Hartmann heißt. Vor zwei Stunden hat sie auf dem Standesamt zum erstenmal mit ihrem neuen Namen unterschrie-
ben.
Doktor Hartmann hat darauf bestanden, daß sie auch kirchlich getraut werden. Alles liegt bereit, das lange Brautkleid aus schwerer glänzender Seide, der duftige halblange Schleier, der Brautkranz. Frau von Reimar ist mit Eifer dabei, Annemarie so schön wie möglich zu machen. Immer noch hat sie etwas zu ordnen, legt den Schleier in eine neue Falte, rückt den Kranz etwas höher und besieht sich das Werk ihrer Hände im Spiegel.
Sie nickt zufrieden. Annemarie ist eine schöne Braut mit ihrem schimmernden Haar, den großen nacht-
dunklen Augen und den glühenden Wangen.
Die wenigen Gäste hat Doktor Hartmann in seinem Haus einquartiert, wo auch das Festessen stattfindet. Von dort aus fahren die Gäste gleich in die Kirche.
Pünktlich um dreizehn Uhr holt Doktor Hartmann seine junge Frau ab. Er ist begeistert von ihr und schließt sie heftig in seine Arme.
»Ach, Herr Doktor«, sagt Frau von Reimar entsetzt. »Sie zerknüllen ja den ganzen schönen Brautstaat.«
»Und was meinst du dazu?« fragt er seine junge Frau.
Annemarie lacht. »Ich glaube, wir müssen fahren, sonst kommen wir zu unserer eigenen Trauung zu spät.«
Doktor Hartmann legt Annemarie einen Strauß traumhaft schöner Teerosen in den Arm, in die sie beglückt das feine Näschen steckt.
»Sie können mit uns in die Kirche fahren«, richtet Hartmann das Wort an Frau von Reimar. »Sie können neben dem Chauffeur sitzen.«
Es ist richtiges Winterwetter mit viel Schnee, aber auch viel Sonne. Als Annemarie an Hartmanns Arm in die Kirche schreitet, muß sie einen Augenblick denken, daß es aussieht, als hätte man ihr zu Ehren einen weißen Teppich ausgebreitet.
Dann umbraust sie Orgelklang, langsam gehen sie den Mittelgang entlang, und da stockt Annemaries Fuß.
Mein Gott – da ist Marina, und neben ihr sieht sie wie durch einen Nebelschleier das lachende gebräunte Gesicht Albert Gellerts.
Marina ist da, jubelt es in Anne-
marie. Marina ist gekommen, mir zuliebe ist sie gekommen! Sie wechselt einen raschen Blick mit dem Gatten, der genauso überrascht ist wie sie. Aber auch er freut sich riesig, ja, ihm ergeht es wie Annemarie, ihm hätte etwas gefehlt, wären sie nicht gekommen.
Nach einer halben Stunde schon ist die Feier beendet, und dann liegen sich die Freundinnen in den Armen. Annemarie lacht und weint vor Rührung und Glück. Sie muß Marina immer wieder anschauen.
»Wie hast du dich erholt, Marina? Du bist eine ganz andere Frau geworden. Ich danke dir, daß du gekommen bist.«
Sie reicht auch Gellert die Hand, über die er sich neigt und sie küßt.
»Meinen herzlichsten Glückwunsch, Annemarie«, sagt er mit viel Wärme. »Und alles Glück für die Zukunft.«
Sie lacht ihn mit blitzenden Zähnen an. »Dir braucht man kein Glück zu wünschen. Du hast es dir eingefangen.«
Die anderen Gäste drängen heran und bringen ihre Glückwünsche an. Hinter dem Brautpaar verlassen Gellert und Marina die Kirche. Gellert hat Marina noch fester in ihren Nerz gewickelt. Er hilft ihr in den Wagen.
In Doktor Hartmanns Haus werden zunächst Cocktails herumgereicht. Dabei finden die Freundinnen Zeit, sich einiges zu erzählen.
Marinas Haut ist ebenfalls gebräunt. Sie trägt das Haar in einer neuen, reizvollen Frisur, und die Augen, diese großen lichtblauen Augen, die Spiegel ihrer reinen Seele sind, bilden einen rätselhaften Kontrast zu der Bräune der Haut.
»Ich kann es immer noch nicht fassen, daß ihr gekommen seid«, versichert Annemarie zum soundsovielten Male.
Marina zeigt auf den Gatten, der mit Doktor Hartmann im eifrigen Gespräch steht. »Das war doch für mich eine Überraschung. Wir sind mit dem Flugzeug gekommen, sonst hätten wir es nicht geschafft«, berichtet Marina. »Albert liebt ja Überraschungen. Mit mir wäre heute sowieso nichts anzufangen gewesen, wenn ich ausgerechnet bei deinem Ehrentag nicht hätte dabei sein können.«
Annemaries Augen wandern hin-über zu den beiden Herren. »Ich glaube, Marina, wir haben beide in den Glückstopf gegriffen. Konrad ist der beste aller Männer; wenn er mit jemand verglichen werden könnte, dann höchstens mit deinem Mann.«
Auch Marina blickt in die Richtung, wohin Annemaries Augen gewandert sind. Im selben Augenblick sieht Gellert herüber. Seine Augen ruhen mit einem Ausdruck von Innigkeit und Liebe auf ihr.
Marina ist leicht errötet. Wie immer, wenn sie die hellen Augen ihres Gatten treffen, meint sie, man müßte ihr vom Gesicht ablesen, wie sehr sie ihn liebt.
Susanne ist nicht da. Doktor Hartmann hat sie mit seiner Hausdame, mit der er sehr zufrieden ist und die Susannes Herz im Sturm erobert hat, für ein paar Tage weggeschickt. Sein junges Glück will er vorerst für sich genießen. Da sie keine Hochzeitsreise machen können, er hat einige wichtige Termine wahrzunehmen, wollen sie es sich im Hause so gemütlich wie möglich machen.
So vergeht Annemaries Hochzeitstag in reinster Freude und Harmonie.
Wochen sind wieder vergangen.
An einem Vorfrühlingstag, als Gellert zum Essen heimkommt, findet er einen wunderhübsch gedeckten Tisch in Marinas Salon vor.
»Weißt du, was heute ist?« empfängt sie den Gatten und reicht ihm den Mund zum Kuß.
»Keine Ahnung«, stellt er sich unwissend.
»Oh, Albert!« Das klingt ganz entsetzt.
Er küßt sie schnell noch einmal.
»Haben wir vielleicht unseren Hochzeitstag?«
»Also hast du es doch nicht vergessen.« Sie strahlt ihn an. Er greift in seine Rocktasche und überreicht ihr ein СКАЧАТЬ