Название: Karin Bucha Paket 1 – Liebesroman
Автор: Karin Bucha
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Karin Bucha
isbn: 9783740959500
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Bald erklingt die Musik, eine Melodie, die ihnen zur Schicksalsmelodie geworden ist. Und eine Stimme von bezwingender Kraft:
»Du bist die Welt für mich,
Ich lebe nur für dich,
Für dich allein.
Du bist mein lachender Mai,
Und gehst du,
ist mein Frühling vorbei.
Du bist die Welt für mich,
Und mein Gebet, es spricht:
Ich liebe dich.«
Gellert hat den Oberkörper vorgebeugt. Marinas Hand hält er fest. Keinen Blick läßt er von dem süßen Gesicht. Mit Spannung wartet er auf eine Veränderung in den bewegungslosen Zügen.
Marina träumt. Sie schwebt auf einer Wolke dahin, immer höher und höher. Auf einmal merkt sie, daß es gar keine Wolke ist, die sie fortträgt. Töne sind es, Musik, die anschwillt und wieder leiser wird. Und diese Musik trägt sie empor, empor zu einer Höhe voller Licht und Glanz.
Wo hat sie die Musik schon gehört?
Sie grübelt, und auf ihrer Stirn bildet sich eine Falte. Mit Herzklopfen bemerkt Gellert sie. Sie reagiert. Sie hört die Musik.
Der Sänger singt weiter, schmelzend und atemberaubend schön. Das ganze Zimmer ist angefüllt mit Tönen, die Marina einhüllen, die in ihr Bewußtsein dringen, so intensiv, daß sie versucht, die Augen zu öffnen. Immer wieder nimmt sie Anlauf.
Das Wunder, auf das Gellert gewartet hat, geschieht. Marina schlägt die Augen auf. Ohne sich zu rühren, lauscht sie. Wo ist sie? Sitzt sie im Konzertsaal? Ist der Mann im Parkett, den sie vom ersten Sehen geliebt hat? Wie genau sie sich auf alles besinnen kann!
Ihre Augen wandern umher. Wie kommt sie in dieses Zimmer? Warum liegt sie im Bett? Schlagartig wird es hell in ihr. Sie ist ja Alberts Frau. Sie liebt ihn, und er liebt sie auch. Sie war ihm entgegengelaufen bei seiner Heimkehr aus der Klinik und gestrauchelt.
Sie glaubt Alberts warnenden Ruf zu hören – mit einem gellenden Schrei versucht sie den Kopf zu heben. Schlagartig setzt das Erinnern ein. Sie spürt, wie ihre Hand gedrückt wird, sie hört eine Stimme, nahe an ihrem
Ohr.
»Marina, Liebes, Gott sei Dank. Hörst du mich?«
Gellert kann seine Erschütterung und seine unbändige Freude nicht verbergen. Er neigt sich über sie und berührt ihren Mund mit seinen Lippen.
»Albert!« haucht sie. Aus ihren Augen bricht ein Strahl von Glück. Jetzt weiß sie alles ganz genau. Nur von dem Augenblick, da sie die Treppe hinabgestürzt ist, klafft eine Lücke.
Und noch einmal flüstert sie seinen Namen, innig und glücklich. Die schweren Lider senken sich wieder über ihre Augen. Aber der Sänger singt weiter: »Du bist die Welt für mich.«
*
»Jetzt ist er verrückt geworden«, sagt Frau von Reimar zu Annemarie, als sie die Musik und den Gesang hören. Annemarie lächelt vor sich hin. Sie kennt ja die Bedeutung dieses Liedes.
»Ich glaube – es ist gar nicht so verrückt«, antwortet sie. Es treibt sie zu Marina. Leise öffnet sie die Tür und tritt ein. Sie findet ein glückliches Paar. Marinas Gesicht ist verklärt. Sie läßt die Hand des Gatten nicht los.
Auf Zehenspitzen kommt Annemarie näher. Sie ist tiefbewegt und streicht Marina das wirre Haar aus der Stirn.
Auch sie sagt wie von schwerer Last befreit: »Gott sei Dank, Marina. Was haben wir uns gesorgt. Du wolltest gar nicht wieder aufwachen. Albert hat es mit dem Lied erreicht.«
»Was ist eigentlich mit mir geschehen?« fragt Marina. Albert Gellert wirft Annemarie schnell einen warnenden Blick zu. Noch darf sie die Wahrheit nicht erfahren. Später, wenn alle Gefahr restlos beseitigt ist, soll sie alles wissen.
Ob sie wohl sehr unglücklich sein wird, wenn sie erst die ganze Wahrheit weiß?
»Später, Marina«, übernimmt Gellert die Antwort. »Du mußt schnell gesund werden, Liebling. Hast du Schmerzen?«
»Mein Kopf«, flüstert sie mit kraftloser Stimme. »Ich bin so benommen.«
»Du hast dich bei dem Sturz am Hinterkopf verletzt, daher mag die Benommenheit kommen.«
»Ich bin so müde.« Sie schließt die Augen, und nach kurzer Zeit ist sie fest eingeschlafen. Sie atmet tief und gleichmäßig.
»Sie schläft sich gesund«, bemerkt Annemarie zu Gellert. »Soll ich deinen Platz einnehmen? Mir scheint, du hast auch etwas Schlaf nötig.«
»Nein, ich bleibe bei Marina. Laß mir eine Tasse starken Kaffee zubereiten. Das bringt mich wieder auf die Beine.«
»Ich werde ihn selbst kochen, Albert.« Damit läuft Annemarie hinaus. Draußen stößt sie auf Frau von Reimar, die die Unruhe umhertreibt.
»Nun?«
»Sie ist bei Bewußtsein. Nun wird alles gut.« Annemarie verkündet es mit innerem Jubel. »Soeben ist sie zu einem Genesungsschlaf entschlummert.«
*
Täglich geht es Marina etwas besser. Täglich kommt der Professor zu einem kurzen Besuch. So recht will ihm seine Patientin nicht gefallen. Die Genesung müßte schneller vorwärtsschreiten.
Nur ungern hat Gellert seinen Platz am Bett Marinas aufgegeben. Er muß sich um den Konzern kümmern. Aber er verbringt nur Stunden in seinem Büro, trifft die wichtigsten Entscheidungen, gibt seine Anweisungen und fährt sofort wieder in sein Haus.
Sein erster Weg gilt Marina. Mit einem tiefen Aufleuchten der klaren Blauaugen empfängt sie ihn. Ihr kommt es immer vor, als wäre er nicht Stunden weggewesen, sondern Tage.
Wenn sie allein ist, läßt sie sich von Annemarie die Platte auflegen. Dann liegt sie mit geschlossenen Augen in den Kissen und läßt die Musik auf sich wirken. Ein süßes Lächeln umspielt ihren Mund. Annemarie findet, daß Marina noch schöner geworden ist. Zwar hat ihre Schönheit etwas fast beängstigend Überirdisches, doch gerade das ist es, was sie alle in Bann schlägt.
Groß, rätselhaft stehen die Augen mit den grünlichen Tupfen in dem zarten bleichen Gesicht. Man hat das Gefühl, daß sie nach innen lebt. Nur die Gegenwart des Gatten reißt sie aus ihrem Traumleben.
In diesem Sinne spricht Gellert sich auch mit dem Professor aus.
»Vielleicht sollten Sie meiner Frau jetzt die Wahrheit sagen?« schlägt er vor.
»Ja«, stimmt Eickberg ihm nach kurzer Überlegung zu. »Das werde ich tun.«
Gellert bleibt in der Halle, indessen der Professor die Freitreppe hinaufsteigt und dem Krankenzimmer zustrebt.
Marina streckt ihm die Hand entgegen. »Bitte, nehmen Sie Platz, Herr Professor.« СКАЧАТЬ