Die Freimaurer. Dieter A. Binder
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Название: Die Freimaurer

Автор: Dieter A. Binder

Издательство: Bookwire

Жанр: Общая психология

Серия: marixwissen

isbn: 9783843800228

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СКАЧАТЬ whatever it was, yet ‘tis now thought more expendient only to oblige them to that Religion in which all Men agree, leaving their particular Opinions to themselves; that is, to be good Men and true, or Men of Honour and Honesty, by whatever Denominations or Persuasions they may be distinguish’d; whereby Masonry becomes the Center of Union, and the Means of conciliating true Friendship among Persons that must have remain’d at a perpetual Distance.”54 LESSING verweist in diesem Kontext auf den klassischen Gegensatz von Ideal und Realität, indem er nicht nur auf spezielle Einzelbeispiele eingeht, sondern auch dieses Spannungsverhältnis grundsätzlich anspricht: „Weil Loge sich zur Freimaurerei verhält wie Kirche zum Glauben. Aus dem äußeren Wohlstande der Kirche ist für den Glauben der Glieder nichts, gar nichts, zu schließen. Vielmehr gibt es einen gewissen äußerlichen Wohlstand derselben, von dem es ein Wunder wäre, wenn er mit dem wahren Glauben bestehen könnte. Auch haben sich beide noch nie vertragen, sondern eins hat das andere, wie die Geschichte lehrt, immer zu Grunde gerichtet.“55

      Die Ursprungslegenden der Freimaurer, die den Salomonischen Tempelbau mit den Dombauhütten des Mittelalters verknüpfen, „gehören zum typologischen Geschichtsbild“ des Bundes.56 Derartige, auf biblische Erzählungen gestützte Geschichtsbilder findet man in Herrschaftserzählungen wie etwa der „Landnahme“ in Ungarn. Dort wird der Weg der Reiterstämme in den Karpatenbogen und der Beschluss, dort sesshaft zu werden, dem Weg der Israeliten ins Gelobte Land nacherzählt. Aber auch in diversen Zunftlegenden des mittelalterlichen Handwerkes sind derartige biblische „Zitate“ häufig zu finden. Die von James ANDERSON verfasste Geschichte der Freimaurerei muss also zunächst in Verbindung mit den ursprünglich verfassten „Constitutions“57 gesehen werden. Er schildert den Weg der Freimaurerei „in Anlehnung an die Bibel“ als eine „Geschichte der Bauten und Bauherren der Welt.“58 LESSING spricht von ANDERSONs „kahle[r] Rhapsodie, in welcher die Historie der Baukunst für die Historie des Ordens untergeschoben wird“.59 Damit wird die Geschichte des alttestamentarischen Tempelbaus mit der Geschichte der Dombauhütten verknüpft, das christliche Gotteshaus wird als wiedererrichteter Tempel interpretiert. Das Alte Testament nennt für die Arche des Noah, die Stiftshütte des Moses, den Tempel Salomons und die Tempelvision Ezechiels Maße, die allegorisch im Neuen Testament aufgenommen werden und konkret Eingang in die Kirchenarchitektur finden.60

      Das eigentlich Revolutionäre der Logen, die brüderliche Begegnung jenseits der starren Grenzen der ständischen Gesellschaft,61 wird in Einklang mit dem Bild des Salomonischen Tempels gesetzt. Nicht ein schlichtes Symbol, wie etwa die Kette oder der Ring,62 das ohne großen Aufwand aus den vorhandenen Handwerksgeräten abgeleitet werden kann, wird zum alles umfassenden Bild gewählt, sondern der gewaltige Tempelbau steht als Ziel vor Augen. Dieser Tempelbau ist aber nicht mehr Bestandteil kirchlicher oder staatlicher Organisationsformen, sondern bestimmendes Wesensmerkmal einer bürgerlichen Gesellschaft, die ihre Formenwelt neben die „Mysterien der Kirche und neben die Arkanpolitik der Staaten“ stellt.63 LESSING definiert daher das Alter der Freimaurerei mit dem „Alter der bürgerlichen Gesellschaft“, denn beide „konnten nicht anders als miteinander entstehen“.64 Um der angestrebten Brüderlichkeit willen benutzte man zunächst die Formen traditioneller Kooperationsmuster, um gleichzeitig über die traditionellen Bindungen hinauszugelangen. Familie, Zunft oder Orden waren ähnlich wie die dörfliche Gemeinschaft an Schnittstellen der Öffentlichkeit gelegen, wurden von hierarchischen Vorstellungen dominiert und damit auch kontrolliert. Die „Entdeckung“ der Freundschaft, wie sie von Philippe ARIÈS und Roger CHARTIER dokumentiert worden ist,65 ist letztlich eine spezifische Antwort auf eine Welt der Gewalt politischer und religiöser Bürgerkriege im Europa des 16. und 17. Jahrhunderts. Auf diese Gewalt antwortet man schließlich mit der „Vorstellung der Freundschaft unter bzw. zwischen Männern,“ deren „intimes, privates Verhältnis ohne Waffen“ zu einer „gesellschaftlichen, ja universellen Utopie erweiterbar ist.“66 Nicht mehr der Familie allein ist der private Raum vorbehalten, sondern man bezieht den Fremden gleichsam in eine spirituelle Verwandtschaft ein, nennt in Bruder und verkehrt mit ihm nach festgesetzten Formen überall dort, wo man um gleichgesinnte Zusammenschlüsse weiß. Man legitimiert diesen privaten Umgang mit dem sozialen Anspruch, die Mitglieder auf einen künftigen universellen Bruderbund aller Menschen vorzubereiten und damit gleichzeitig eine private Initiative zur Friedenssicherung zu leisten.67

      „Falk: […] Gleichwohl haben sie [d.s. die Freimaurer, der Verf.] alles Gute getan, was noch in der Welt ist, – merke wohl: in der Welt! – Und fahren fort, an alle dem Guten zu arbeiten, was noch in der Welt werden wird, – merke wohl, in der Welt.“68

      Dieser universale Anspruch wird im Symbol von der Wiedererrichtung des Salomonischen Tempels verdeutlicht.

      Der Weg dorthin soll in der ethischen Selbsterziehung beschritten werden. Das Ritual des Lehrlings-, Gesellen- und Meistergrades ist darauf hin ausgelegt. Der damit verbundene Initiationsritus dient einem gruppendynamischen Prozess, der für eine geschlossene Gesellschaft charakteristisch ist.

      Das Ritual für den Lehrlingsgrad stellt die Arbeit an sich selbst in den Vordergrund, während das für den Gesellengrad die Pflege der Gemeinschaft betont.69 Im Psychodrama des Meisterrituals wird die Schaffung des „neuen Menschen“ verdeutlicht, indem der „alte Mensch“ seine Todesangst überwindet, stirbt und wieder aufgerichtet zu neuem Leben erwacht.70 Ausgehend von den Hinweisen im Alten Testament und einer Baulegende, in deren Zentrum der sagenhafte Baumeister des Tempels, HIRAM, steht, sind alle drei Rituale in das Bild des Salomonischen Tempelbaues eingebettet.

      Als Mittel der Visualisierung der Aufgaben der einzelnen Grade dienen die Logentafeln, -teppiche, die der Rahmen für die wesentlichen gradspezifischen Symbole sind. Gleichsam grundiert mit den Tempelzitaten finden sich die gradspezifischen Werkzeuge deutlich abgehoben, die Handwerkstradition wird in dieser Vernetzung mit der Tempelbautradition verknüpft.71 Mit ihrer genau definierten Ausrichtung nach Osten ist die Arbeitstafel letztlich ein genaues Modell der Loge.

      Die direkten Tempelbezüge des ersten und zweiten Grades, die Säulen des Vorhofes, an denen die Lehrlinge und die Gesellen ihren „Lohn“ empfangen, nachdem sie sich gehörig ausgewiesen haben, kehren letztlich in der zen­tralen Erzählung des dritten Grades wieder. Gesellen, die nach dem Meisterwort streben, um einen höheren Lohn zu empfangen, verlassen ihren Platz, um dem Baumeister HIRAM aufzulauern und diesen, nachdem er ihnen das Meisterwort verweigert hat, zu ermorden. Rasch verscharrt, nur Akazienzweige verraten den Ort, wird die Suche nach dem neuen Meisterwort gleichzeitig zur Erweckung des „neuen Menschen“. Zu den Handwerkssymbolen und den Tempelmotiven (Säulen, musivisches Pflaster, Treppen etc.) treten nun auch Motive aus der Baulegende (Akazienzweig, Grab, das verlorene Meisterwort, die Schlüssel Salomons etc.). Deutlich tritt in diesen drei „Johannes-Graden“ der direkte Bezug auf den Einzelnen und seine Aufgabe in den Vordergrund. Sein Weg zur Selbsterziehung wird mit dem Hinweis auf den wieder zu errichtenden Tempel erklärt.

      Sehr rasch nach der Etablierung der ersten Großloge in London 1717 und deren Strukturverfestigung setzt die Entwicklung weiterer Systeme ein, die unter der Sammelbezeichnung „Hochgradsysteme“ subsumiert werden können. In einigen dieser Systeme und in einzelnen Graden dieser Systeme begegnet man erneut Salomon und dem Tempelbau, wie etwa im Royal Arch, in dem gleichsam der Bau eines zweiten Tempels vollzogen werden soll, wobei die zentralen Motive wiederum das verlorene und neugefundene Meisterwort umfassen.72

      Freimaurer und Gentleman

      Erste Überlegungen

      Ausdrücklich wird hier nur ein Typus vorgestellt und nicht der Versuch unternommen, daraus eine Mentalität abzuleiten, da dies im Sinne LE GOFFs nur an einem konkreten Beispiel plausibel gemacht werden kann.73 Ursprünglich bezeichnete der Begriff Gentleman einen Wappenberechtigten aus niederem Adel, der Gentry, doch wurde der Begriff zunehmend auf jeden Mann mit ausreichendem Einkommen und entsprechender Bildung übertragen, dessen ehrenhafter Charakter, Anstand und Lebensführung über jeden Zweifel erhaben waren.74 Geoffrey BEARD datiert in seiner Zusammenschau der Entwicklung des Begriffs diese СКАЧАТЬ