Atemlos aus Lauter Liebe. Barbara Cartland
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Название: Atemlos aus Lauter Liebe

Автор: Barbara Cartland

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland

isbn: 9781788671088

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СКАЧАТЬ würde er sicher den Wunsch haben, sich für die Vergangenheit zu entschädigen und seine Stellung als Oberhaupt der Familie einzunehmen.

      Der verstorbene Earl hatte äußerlich und charaktermäßig etwas von einem Patriarchen aus dem Alten Testament gehabt. An seinen Sohn konnte Prunella sich kaum erinnern. Sie nahm jedoch an, daß er der langen Reihe der Winslows folgen würde, die Winslow Hall zu einem bedeutenden Ort, nicht nur für die Familie, sondern auch für die nähere und weitere Umgebung gemacht hatten.

      Sie knöpfte gerade ihr Kleid zu, als sie sich plötzlich an etwas erinnerte, was Charity gesagt hatte.

      » . . . nur um nachzuschauen, was er verkaufen kann.«

      Die Worte schienen im Raum widerzuhallen. Wenn dem so war, stand dem neuen Earl of Winslow ein sehr unangenehmer Schock bevor.

      Zwei Stunden später stieg Prunella in die zwar altmodische, aber gut gefederte Kutsche, die von zwei schönen Pferden gezogen wurde, und machte sich auf den Weg nach Winslow Hall.

      Dawson, der alte Kutscher, zeigte keine Anzeichen von Überraschung, als sie ihm ihr Ziel nannte. Insgeheim fragte sie sich, ob er wohl von der Rückkehr des jungen Earls wußte.

      Neuigkeiten über ihn pflegten sich wie ein Buschfeuer auszubreiten. Was Mrs. Goodwin wußte, mußte eigentlich inzwischen allseits bekannt sein.

      Prunella stieß einen Seufzer aus.

      Das bevorstehende Gespräch würde gewiß nicht einfach werden. Sie wünschte, jemand hätte sie begleitet, um ihr notfalls beizustehen.

      Nanette konnte man dazu nicht gebrauchen, schon gar nicht, nachdem sie heute morgen einen Brief von Pascoe erhalten hatte. Außerdem war es besser, wenn das, was sie dem Earl sagen wollte, ihrer Schwester nicht zu Ohren kam.

      Natürlich hätte sie Charity mitnehmen können. Prunella konnte sich hingegen nicht vorstellen, daß bissige Bemerkungen über »Mr. Geralds« Vergangenheit die Situation in irgendeiner Beziehung erleichtern würden.

      Es war schwer vorauszusehen, welche Haltung er an den Tag legen würde.

      Die Kutsche fuhr durch das kleine Dorf mit dem schwarzweißen Fachwerk-Gasthof, vorbei an dem kreisrunden Teich, auf dem immer Enten schwammen, und den Häusern, die ein früherer Earl in wohlhabenden Tagen gebaut hatte.

      Die Pferde trabten durch das Tor, zu dessen beiden Seiten steinerne Pförtnerhäuschen standen. Sie wurden von zwei Pförtnern bewohnt, die inzwischen so alt und zitterig waren, daß sie ihren Dienst nicht mehr ausüben konnten. Die Torflügel standen daher ständig offen.

      Die lange und holperige Einfahrt mußte dringend aufgeschüttet werden. Auch um die alten Eichen rechts und links des Weges hatte sich offenbar seit langem niemand mehr gekümmert, und die Uferbänke des kleinen Sees waren von Iris förmlich überwuchert.

      Winslow Hall selbst war ein wunderschönes Gebäude. Es stammte von dem berühmten Architekten Indigo Jones. Leider bedurften die Ziegel einer gründlichen Säuberung. Im obersten Stockwerk war eine ganze Anzahl von Fensterscheiben zerbrochen. Nur die untersten beiden Geschosse befanden sich in gutem Zustand, weil man sie erst kürzlich in Ordnung gebracht hatte.

      Die Kutsche hielt vor der offenen Eingangstür.

      Dawson, der Kutscher, war zu alt, um herunterzuspringen und Prunella beim Aussteigen zu helfen.

      »Soll ich hier auf Sie warten oder hinten im Hof, Miss Prunella?« fragte er.

      Prunella zögerte einen Augenblick.

      »Ich denke, Sie sollten ums Haus herumfahren und nach den Carters schauen«, entschied sie. »Die unerwartete Rückkehr Seiner Lordschaft dürfte sie ein bißchen aus der Fassung gebracht haben.«

      »Wie Sie meinen, Miss Prunella.«

      Ohne ein weiteres Wort lief sie die Stufen hinauf ins Haus.

      Wie sie erwartet hatte, war die Eingangshalle leer. Obwohl Prunella ein bißchen nervös war, steuerte sie mit resoluten Schritten auf die Bibliothek zu, wo sie den Earl zu finden hoffte. Aber auch dort war er nicht. Genauso wenig wie im angrenzenden großen Salon, dessen Fensterläden noch geschlossen waren. Sogar die Möbel waren noch verhüllt.

      Prunella dachte einen Augenblick nach. Dann ging sie die Treppe hinauf, deren kunstvolles schmiedeeisernes Geländer aus dem siebzehnten Jahrhundert stammte. Oben angelangt, wandte sie sich der Gemäldegalerie zu.

      Der Gedanke, ihn dort zu finden, schmerzte sie aus bestimmten Gründen.

      Prunella hatte sich nicht geirrt. In der Galerie, die die ganze Länge des Hauptgebäudes einnahm, befand sich tatsächlich ein Mann.

      Er wandte ihr den Rücken zu. Prunella bemerkte nicht sofort, daß er hochgewachsen und breitschultrig war, sie sah zunächst nur, daß er ein Bild von van Dyck betrachtete.

      Sie preßte die Lippen zusammen und ging langsam auf ihn zu. Als er ihre Schritte hörte, drehte er sich um. Gerald, der sechste Earl of Winslow, glich in keiner Weise dem Bild, das sie sich von ihm gemacht hatte.

      Da immer so viel von seinem wilden, zügellosen Benehmen gesprochen worden war, hatte sie einen Dandy in der Art seines Neffen Pascoe erwartet. Diese Beschreibung paßte aber nicht auf den Mann, der ihr mit einem Ausdruck der Überraschung in den dunklen Augen entgegenblickte. Seine nachlässige Kleidung zeigte mehr als alles andere, daß Charity recht gehabt hatte. Er war hier, um etwas zu finden, was sich verkaufen ließ.

      Seine Jacke war korrekt geschnitten, saß aber viel zu locker. Die Hosen waren unauffällig. Was seine Lederstiefel betraf, so mußten sie dringend geputzt und poliert werden.

      Die Krawatte hätte Pascoes helles Entsetzen erregt. Sogar für Prunellas Geschmack wirkte sie höchstens bequem, aber keineswegs elegant.

      Das Auffällige an ihm war seine braune Haut. Prunella mußte sich erst ins Gedächtnis rufen, daß er ja aus Indien kam und daher sonnengebräunt sein mußte.

      Während sie den Earl aufmerksam betrachtete, tat er das gleiche mit ihr. Er überlegte, wer diese Frau wohl sein mochte und ob er sie je zuvor gesehen hatte. Als sie näherkam, wurde ihm klar, daß das nicht möglich war, sie war zu jung, als daß er ihr früher schon einmal hätte begegnet sein können.

      Sein erster Eindruck erwies sich demnach als falsch. Er hatte sich durch das einfache graue Kleid und den Schutzhut mit den grauen Bändern täuschen lassen und zuerst geglaubt, eine Frau mittleren Alters vor sich zu haben.

      Das ovale, von großen, grauen Augen beherrschte Gesicht war das einer jungen Frau. Ihn wunderte ihr kritischer und offen mißbilligender Blick.

      »Darf ich mich erkundigen, ob Sie gekommen sind, um mich zu besuchen?« fragte er, als sie vor ihm stand. »Da mir das sehr unwahrscheinlich vorkommt, gibt es vielleicht einen anderen Grund für Ihre Anwesenheit in Winslow Hall?«

      Prunella knickste.

      »Ich bin Prunella Broughton, Mylord. Mein verstorbener Vater, Sir Roderick, war ein enger Freund Ihres Vaters.«

      »Ich erinnere mich an Sir Roderick«, erwiderte der Earl. »Dann sind Sie sicherlich das hübsche kleine Mädchen, das ihn bei seinen Besuchen manchmal begleitete.«

      »Ich bin СКАЧАТЬ