Название: Die Gotengeschichte
Автор: Jordanes
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: Kleine historische Reihe
isbn: 9783843803021
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Das Schicksal der Ostgoten nach dem Hunneneinfall
Die Ostgoten nach dem Tod Ermanarichs (48) 246–251
Attilas Tod (48) 252 – (49) 258
Das Ende des Hunnenreiches und die Neuaufteilung des Landes (50) 259–268
Geburt und Jugend Theoderichs des Großen (52) 268–271
Kriege der Ostgoten in Pannonien und erste Taten Theoderichs (53) 272 – (55) 282
Aufbruch ins Römische Reich (56) 283–288
Familien- und Innenpolitik (58) 297–303
Theoderichs Tod und die Herrschaft Amalaswinthas (59) 304–306
Das Ende der ostgotischen Herrschaft (60) 307–314
EINLEITUNG
Das Volk der Goten, das um Christi Geburt auf der historischen Bildfläche erschien, nach weiten Wanderungen, Trennungen und Vermischungen, Eroberungen und Landverlusten schließlich im Jahr 410 die Stadt Rom eroberte (als erste Kriegsmacht nach 800 Jahren) und schließlich in der Spätantike in anderen Völkern aufging, schuf die ältesten germanischen Sprachdenkmäler und prägte wesentlich die germanische Sagenwelt. Jordanes’ »Ursprung und Taten der Goten« ist einerseits eine der wenigen und gleichzeitig eine der wichtigsten Quellen zur Geschichte dieses Volkes, enthält andererseits aber zahlreiche Irrtümer und wohl auch einige bewusste Verfälschungen. Um Jordanes’ Erzählung mit Erkenntnisgewinn lesen zu können, ist es nützlich, die Grundzüge der Geschichte der hauptsächlich darin behandelten Völker zuvor kennenzulernen. Während die römische Geschichte, namentlich die der Kaiserzeit, eher als bekannt vorausgesetzt werden kann, ist das Wissen über die Goten dagegen gering, da sie noch seltener im Unterricht behandelt werden, während Geten den meisten Mitteleuropäern noch nicht einmal dem Namen nach bekannt sind. Und während nach den mit den Geten verwandten Dakern eine in Deutschland zunehmend verbreitete und originell beworbene Automarke benannt ist, hat dies zur Bekanntheit des namengebenden Volkes und seiner Geschichte noch kaum beigetragen.
Geten und Daker
Obwohl die Geten und die mit ihnen verwandten Daker thrakische Völker waren, werden sie in Verfälschung der tatsächlichen Gegebenheiten in Jordanes’ Geschichtswerk mit den germanischen Goten gleichgesetzt. Den willkommenen Anlass dazu bot dem Verfasser die Namensähnlichkeit der Geten und Goten sowie ihre nahe beieinanderliegenden Siedlungsgebiete. Die Intention des Autors, die mit dieser Gleichsetzung verfolgt wird, soll im Kapitel »Getica oder Origo Gothica« erläutert werden. In der Übersetzung wurde der Begriff »Geten« gewählt, wo Jordanes aus deren Tradition schöpfte, das Wort »Goten« wurde verwendet, wo er sich auf tatsächliche oder vermeintliche gotische Tradition stützt.
Die Geten waren der nördlichste thrakische Volksstamm und siedelten im Ostbalkan und an der Ostküste des Schwarzen Meeres, das in der Antike Pontos genannt wurde. Ihre Nordwestliche Gruppe ist seit dem 2. Jh. v. Chr. als Daker belegt, das Volk, von dem sich die Rumänen der Gegenwart herleiten. In das umschriebene Siedlungsgebiet waren die Geten wohl im 5. Jh. v. Chr. eingewandert, und sie ernährten sich wahrscheinlich als Nomaden und Viehzüchter. Sie wohnten in kleinen Einheiten zusammen, Dörfer und kleine Städte gründeten sie erst nach den ersten Kontakten mit den Griechen. Nach Auskunft antiker Geschichtsschreiber und Geographen (Herodot 4,94–96; Strabon 7,3,3–5; Pomponius Mela 2,18) verehrten sie als ihren höchsten Lehrer Zalmoxis und waren Anhänger des Unsterblichkeitskultes, der ihnen im Kampf absolute Todesverachtung verlieh und sie damit besonders mutig machte. Das Reitervolk, das mit Pfeil und Bogen kämpfte, war deswegen in der Antike sehr gefürchtet. Dennoch unterwarf Perserkönig Dareios sie während seines Skythenfeldzugs (Herodot, Geschichte 4,93) im Jahr 510 v. Chr., jedoch wohl nur für kurze Zeit. Denn noch im selben Jahrhundert zogen sie mit Odrysenkönig Sitalkes, dem Herrscher eines Nachbarvolkes, gegen Perdikkas von Makedonien mit einem großen Reiterkontingent (Thukydides, Der Peloponnesische Krieg 2,97). Um 360 v. Chr. wurde ihr Gebiet von den Skythen erobert und von diesen zum Teil für ihr eigenes Volk beansprucht. Als die Geten dagegen Widerstand leisteten, rief Skythenkönig Atheas seinen Verbündeten Philipp von Makedonien zu Hilfe, entzweite sich aber später mit diesem und wurde von Philipp geschlagen. Darauf wurden die Geten ein Teil des von Alexander d. Gr. eroberten Reiches, und nach dessen Tod fielen sie an den Diadochen Lysimachos (Iustinus 13,4), der seine Macht nach einigen Aufständen zu Beginn festigen konnte. Damals wanderten viele Geten als Sklaven in griechischen Poleis, einem Umstand, dem die Gegenwart viele zuverlässige Auskünfte griechischer und römischer Historiker (Herodot, Thukydides, Strabon, Cassius Dio, später Pomponius Mela und Plinius d. Ä.) über dieses Volk verdankt. Das nächste Volk, das über die Geten und ihre Nachbarn hereinbrach, waren die nach Osten ziehenden Kelten (Iustinus 25,1).
Im Bündnis mit König Eupator von Pontus gerieten sie in Konflikt СКАЧАТЬ