Название: Im Zeichen der Liebe
Автор: Barbara Cartland
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland
isbn: 9781788670746
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„Unser Zug müßte jeden Augenblick eintreffen“, sagte er. „Warten Sie hier. Ich werde einen Träger suchen, der feststellt, wo sich unsere Plätze befinden.“
Als er den Wartesaal durchschritt, sah Bettina, daß er breitschultrig und stattlich, wenn auch nicht sehr hochgewachsen war.
Ein sehr ungewöhnlicher Mensch, dachte sie. So ganz anders als die anderen Männer, die ich kenne.
Sie dachte an die Freunde ihres Vaters, die sie jovial und gut gelaunt in Erinnerung hatte, mit der unvermeidlichen Zigarre zwischen den Lippen und dem ebenso unvermeidlichen Glas in der Hand. Rückblickend mußte sie sich eingestehen, daß deren Gehabe und deren Vergnügungssucht leichtfertig, wenn nicht gar frivol waren. Sie waren ebenso ganz anders als dieser ernsthafte junge Mann, dem das Schicksal der Armen so zu Herzen ging.
Ich hatte großes Glück, daß ich ihn ausgerechnet in diesem Moment traf, sagte sie sich mit einem leisen Seufzer. Ich wünschte, wir könnten im Zug nebeneinandersitzen und das Gespräch fortsetzen.
Ein Windstoß fegte durch die Park Lane und erfaßte den Zylinder des Gentleman, der vor Alveston House seinem Viersitzer entstieg.
Nur mit Mühe den Zylinder festhaltend, trat er durch die mächtige Tür und wurde in der Halle von einem livrierten Diener empfangen.
„Ein stürmischer Tag, Mylord“, bemerkte der Butler, der ihm aus dem Mantel half.
„Und kalt dazu“, brummte Lord Milthorpe, „aber damit muß man im Oktober schon rechnen.“
„Ganz recht, Mylord“, gab der Butler respektvoll zurück.
Er ging voraus und führte den Gast einen langen, mit Marmorfliesen ausgelegten Flur entlang, an dessen Ende er die hohen Türflügel aus Mahagoniholz öffnete und ankündigte: „Lord Milthorpe, Euer Gnaden!“
Der Herzog, der am anderen Ende des Raumes vor dem Kamin saß, blickte lächelnd auf.
„George, du hast dich verspätet“, rief er statt einer Begrüßung.
„Charles und ich fragten uns schon, was dir zugestoßen sein könnte.“
„Der Prinz hielt mich auf“, antwortete Lord Milthorpe.
Er ließ sich in einem bequemen Armsessel neben den anderen beiden Herren nieder und nahm von einem Diener ein Glas Sherry entgegen.
„Dachte ich es mir doch“, sagte der Herzog. „Wie geht es Seiner Königlichen Hoheit?“
„Der Prinz ist äußerst schlecht gelaunt und deprimiert“, lautete Lord Milthorpes Antwort.,
„Was ist denn nun schon wieder passiert?“ wollte Sir Charles Charlwood wissen. „Laß mich raten: Vermutlich hat ihm die Königin wieder einmal einen Strich durch die Rechnung gemacht. Es ist doch immer wieder dasselbe bei dem guten alten Bertie.“
„Erraten!“ rief Lord Milthorpe aus.
„In diesem Fall wirklich eine echte Schikane“, äußerte der Duke of Alveston lakonisch.
„Varien, ich finde es einfach beschämend, ach, was heißt hier beschämend, es ist ein Skandal“, ereiferte sich Lord Milthorpe, „daß wir bei der Eröffnung des Suezkanals nur durch unseren Botschafter in Konstantinopel vertreten werden sollen.“
„Allmächtiger!“ rief Sir Charles. „Der Prinz war überzeugt, er würde an den Feierlichkeiten teilnehmen können. Da der Khedive von Ägypten ihm und der Prinzessin beim letzten Besuch einen überwältigenden Empfang bereitet hatte, freute er sich schon sehr auf die nächste Ägyptenreise.“
„Leider bleibt man im Buckingham Palace bei einem entschiedenen ,Nein“, erklärte Lord Milthorpe.
„Das ist ja skandalös“, ließ Sir Charles sich erneut vernehmen. „Eben las ich in der Times über die Einzelheiten der Eröffnungsfeierlichkeiten. Ehrengast ist natürlich Kaiserin Eugenie, doch auch der Kaiser von Österreich wird erwartet und sogar der russische Thronfolger. Und wir sollen nur durch einen Botschafter vertreten werden? Was für einen Eindruck wird das hinterlassen?“
„Das einzige Bestreben der Königin ist es, den Thronfolger von jeglichen Aufgaben fernzuhalten, die von Bedeutung sind“, erklärte Lord Milthorpe. „Sie möchte, daß er in ihrer Nähe bleibt und ihr ständig zur Verfügung steht. Wenn die Presse, selten genug, etwas Positives über ihn schreibt, zerreißt die Königin den Artikel, darauf verwette ich meinen Kopf.“
„Wer kann es dem Prinzen verübeln, wenn er sich seine Vergnügungen Gott weiß wo sucht?“ fragte Sir Charles.
„Kein Mensch verübelt es ihm!“ beeilte sich Lord Milthorpe seinen Freunden zu versichern.
„Was die Eröffnungsfeierlichkeiten betrifft, so gibt mir die königliche Entscheidung sehr zu denken“, meinte der Herzog nachdenklich.
Er war jünger als seine Freunde, wirkte aber durch die Autorität, die von ihm ausging, älter. Sein ungewöhnlich attraktives Aussehen machte ihn unweigerlich zum Mittelpunkt jeder Gesellschaft, gleichzeitig aber war sein Ruf wieder des Thronfolgers ständig in Gefahr, was ihn jedoch nicht kümmerte.
Der Herzog lebte, wie es ihm gefiel, und da er einer der größten Grundbesitzer des Landes war und einer Familie entstammte, die in der Geschichte Englands stets eine ruhmreiche Rolle gespielt hatte, kam niemand auf den Gedanken, ihm seines Lebenswandels wegen Vorhaltungen zu machen. Er war mit dem Thronerben eng befreundet, betrachtete sich jedoch nicht als Mitglied des sogenannten Marlborough House Set, aus dem einfachen Grund, da das Alveston House Set jenem anderen Kreis Konkurrenz machte.
So hatte sich der Prince of Wales oft darüber beklagt, daß man in Alveston House die schönsten Frauen träfe, daß es dort die besten Soupers, die witzigste Unterhaltung und die aufwendigsten Feste gäbe.
„Verdammt noch mal, Varien“, hatte er wiederholt geäußert, „es kann nicht allein daran liegen, daß Sie sich diese Extravaganzen leisten können! Ich argwöhne, daß Ihr Geschmack den aller anderen übertrifft und daß Sie die originelleren Einfalle haben.“
„Sie schmeicheln mir, Sir“, hatte der Herzog darauf geantwortet.
Seine höflichen Worte wurden von einem zynischen Lächeln begleitet.
Er fand die Vergnügungen des Prinzen, die aus der Langeweile und dem Unmut über die ihm von seiner Mutter auferlegten Zwänge resultierten, viel zu gekünstelt, denn sie ließen jede Originalität vermissen.
„Varien, wissen Sie, was wir sind?“ hatte der Prinz einmal leutselig gefragt. „Wir sind die Könige der Gesellschaft, und da ich Sie ungemein schätze, stört es mich nicht, den Thron mit Ihnen teilen zu müssen.“
Der Herzog hatte daraufhin etwas gemurmelt, daß er sich geschmeichelt fühle. Insgeheim aber hatte er keineswegs die Absicht, irgendetwas mit jemandem zu teilen.
Er wußte, daß er viele Neider hatte und daß eine kleine Geste genügen würde, um sie ergeben zu seinen Füßen zu sehen. Er war so reich, daß er allen Launen nachgeben konnte, und so großzügig, daß es seinen Freunden an nichts fehlte, wenn er ihre Wünsche erriet.
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