Название: Im Zeichen der Liebe
Автор: Barbara Cartland
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland
isbn: 9781788670746
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Er jagte und nahm an Rennen teil, kurz, er tat alles, was im Kreis des ,Marlborough House Set‘, das sich um den Prince und die Princess of Wales scharte, als standesgemäßes Vergnügen galt.
Bettinas Herz wurde schwer bei dem Gedanken, daß es nach Lady Buxtons Tod sehr fraglich war, ob die nötigen Mittel für ein neues Ballkleid vorhanden waren - vorausgesetzt, sie bekäme überhaupt eine Einladung zu einem Ball.
Sie war in Gedanken so weit weg, daß sie erschrak, als Lord Eustace den Wartesaal wieder betrat. Er befand sich in Begleitung eines Bediensteten, der auf einem Tablett eine Teekanne und Schinkensandwiches brachte.
Das Tablett wurde auf einem Stuhl neben Bettina abgestellt, und nachdem der Bedienstete sich bei Lord Eustace für das offenbar reichliche Trinkgeld überschwenglich bedankt hatte, entfernte er sich wieder.
„Sie werden sich sofort besser fühlen, wenn Sie sich ein wenig gestärkt haben“, sagte Lord Eustace.
„Sie sind sehr liebenswürdig.“
„Der nächste Zug geht in einer halben Stunde“, sagte er. „Ich habe für Sie einen Platz im Damenabteil reservieren lassen. Sie werden darin auch einen Proviantkorb vorfinden.“
Bettina bedankte sich abermals und goß Tee ein.
Lord Eustace hatte recht. Sie fühlte sich sofort besser, so viel besser, daß sie nach einem der Schinkensandwiches griff und hineinbiß. Erst jetzt wurde ihr bewußt, wie hungrig sie war.
An Bord hatte niemand einen Bissen essen wollen, und sie war zu schüchtern gewesen, um allein zu Tisch zu gehen. Das Sandwich mundete so vortrefflich, daß sie, nachdem sie das erste verzehrt hatte, sofort zum zweiten griff.
Sie hatte es noch nicht aufgegessen, als der Arzt wiederkam. Bettina stand hastig auf.
„Bleiben Sie sitzen“, bat sie Lord Eustace, „und überlassen Sie alles mir.“
Er zog den Arzt in eine Ecke des Raumes und sprach so leise mit ihm, daß Bettina nichts verstehen konnte. Sie konnte nicht einfach so dasitzen und essen und trinken, denn plötzlich wurde ihr wieder deutlich die Gegenwart der toten Mademoiselle bewußt.
Männer mit einer Tragbahre kamen herein, hoben die Tote auf die Bahre und deckten sie mit einer Decke zu.
Bettina hatte das Gefühl, der Toten irgendwie Lebwohl sagen zu müssen, doch die Männer trugen sie hinaus, unpersönlich und ungerührt, und die Tür schloß sich wieder hinter ihnen.
Der Arzt sprach noch immer mit Lord Eustace. Bettina fiel erst jetzt auf, daß sie Mademoiselles Papiere in Händen hielten, die sie deren Tasche entnommen hatten.
Nachdem die beiden ihr Gespräch beendet hatten, kam der Arzt auf Bettina zu.
„Als Adresse ist Madame de Vesaries Institut angegeben“, sagte er. „Sollen wir das Institut direkt benachrichtigen?“
„Ja, bitte“, gab Bettina zur Antwort. „Falls sie Angehörige und ein Zuhause hat, so ist mir davon nichts bekannt.“
„Hm, ich verstehe. Nun, Miss Charlwood, seien Sie versichert, daß alles Nötige unternommen wird. Ich ließ bereits vom Krankenhaus aus einen Priester verständigen. Er war darauf vorbereitet, die Sterbesakramente zu erteilen und wird jetzt für eine Beerdigung auf einem katholischen Friedhof sorgen.“
„Haben Sie vielen Dank. Sie haben sich sehr um Mademoiselle bemüht.“
„Es tut mir unendlich leid, daß wir ihr nicht helfen konnten.“
Der Arzt drückte Bettina stumm die Hand, eine Geste, die ihr ins Gedächtnis rief, daß sie ihn auf sein Honorar ansprechen sollte, doch da fiel ihr ein, daß Lord Eustace versprochen hatte, sich um alles zu kümmern.
Papa muß es ihm zurückzahlen, sagte sie sich.
Sehr wahrscheinlich kannte Lord Eustace ihren Vater, der seinerseits fast alle Mitglieder der Aristokratie kannte.
Nachdem der Arzt gegangen war, setzte Lord Eustace sich ans Feuer.
„Ich sollte Ihnen die Adresse meines Vaters geben,“ sagte Bettina. „Vielleicht kennen Sie ihn auch. Mein Vater ist Sir Charles Charlwood, ein Freund des Prince of Wales.“
Zu ihrer Verwunderung schien Lord Eustace daraufhin zu erstarren.
„Ich habe von Ihrem Vater gehört, doch verkehre ich nicht in seinen Kreisen.“
„Nein?“
Bettina war überrascht.
„Wenn Sie die Wahrheit wissen wollen .., ich mißbillige den Lebenswandel des Prinzen und seiner sogenannten Freunde.“
Wie um seine Ungehörigkeit wiedergutzumachen, beeilte er sich hinzuzusetzen: „Bitte, glauben Sie nicht, daß ich auch Ihren Vater, den ich nicht persönlich kenne, ablehne. Doch das Leben des Prinzen gibt Anlaß zu viel Klatsch und Tratsch, ein Umstand, der angesichts des Elends und der Not in unserem Land höchst verwerflich ist.“
„In Frankreich ist Seine Königliche Hoheit Gegenstand uneingeschränkter Bewunderung“, gab Bettina zu bedenken. „Er erfreut sich dort großer Beliebtheit.“
„Ja, man weiß, daß Seine Königliche Hoheit in Paris einen sehr guten Eindruck hinterließ“, mußte Lord Eustace zugeben. „Dies kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, daß seine Extravaganz und die seiner Freunde ebenso wie die rauschenden Feste, die diese veranstalten, in krassem Widerspruch zur sozialen Situation der unteren Klassen stehen.“
„Ist es ... so schlimm?“
„Ja, Miss Charlwood. Ich persönlich bin zutiefst betroffen über die Gleichgültigkeit und Interesselosigkeit derer, denen diese Probleme, die einem in jeder größeren Stadt Englands begegnen, am Herzen liegen sollten.“
Sein aufrichtiger Ton veranlaßte Bettina zu der Äußerung: „Man spürt, daß Sie den Armen helfen wollen.“
„Ja, das will ich, aber leicht ist es nicht. Ich kann Ihnen versichern, Miss Charlwood, daß man es nicht nur mit Gleichgültigkeit, sondern auch mit der selbstsüchtigen Ignoranz jener zu tun hat, deren Pflicht es wäre, besser informiert zu sein.“
„Die Armen können sich glücklich schätzen, daß Sie sich ihrer Sache annehmen“, antwortete Bettina mit einem Lächeln.
„Eines Tages möchte ich Ihnen zeigen, was ich unternehme, um den vom Glück weniger begünstigten Mitgliedern unserer Gesellschaft zu helfen. Leider ist es nur ein winziger Tropfen auf den heißen Stein.“
Lord Eustace brachte das alles mit großer Eindringlichkeit vor, so daß Bettina ihn mit neu erwachtem Interesse musterte. Der tragische Tod von Mademoiselle Bouvais hatte ihr kaum Zeit gelassen, sich den Mann näher anzusehen, der so freundlich um sie bemüht gewesen war.
Jetzt erst nahm sie bewußt wahr, daß er zwar gut aussah, sein scharfgeschnittenes Gesicht mit der hohen, intelligenten Stirn aber zu ernst, um nicht zu sagen grimmig wirkte.
Seine dezente Eleganz erweckte den Eindruck von beabsichtigter Unauffälligkeit, wenngleich ein Blick genügte, um festzustellen, daß seine СКАЧАТЬ