Mörderisches Schicksal. Heide-Marie Lauterer
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Название: Mörderisches Schicksal

Автор: Heide-Marie Lauterer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Vera Roth

isbn: 9783944587998

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СКАЧАТЬ fragte er.

      „Tissa?“, fragte ich, doch er murmelte nur etwas vor sich hin, was ich nicht verstand und sagte, mehr zu sich selbst als zu mir: „Tissa Krellic – ach du meine Güte!“

      Dann fasste er sich, sah mich an und fragte: „Hat sie noch diesen schwarzen Hengst?“

      Jetzt verstand ich überhaupt nichts mehr, es war mir nicht einmal klar, ob wir dieselbe Tissa meinten. Ihr Nachname, so wie er ihn aussprach, klang slawisch. Doch die Tissa, die unseren Leierhof umkrempeln wollte, hieß einfach nur Krell; sie hatte einen ganz normalen deutschen Familiennamen, der gut zu ihr passte, weil er mit einem harten Konsonanten anfing. Massimo nahm die Fragezeichen in meinen Augen wahr und sagte: „Ach, was rede ich da – das ist doch bestimmt 15 Jahre her, das kannst du gar nicht wissen, Vera.“

      Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare, es war, als ob er aus einem tiefen Schlaf erwachte. Dann sagte er: „Ich habe mich ablenken lassen. Dabei muss ich dir etwas ganz anderes sagen.“

      Ich schaute ihn gespannt an.

      „Es tut mir leid, aber aus den vier Wochen wird nichts. Ich kann dich noch genau eine Woche halten, dann ist Schluss!“

      Hatte ich mich verhört? Oh bitte, liebe Göttin, mach, dass ich mich verhört habe! Was hatte er gesagt? Ich sollte schon in einer Woche meine Sachen packen? Aber die Göttin schwieg und ich flehte: „Warum Massimo? Was soll ich denn tun? In ein paar Tagen kommen Nine und Alles Paletti – wie soll ich ohne Job zweieinhalb Pferde finanzieren?“

      „Das weiß ich! Es tut mir leid, Vera, wirklich!“

      Die Verzweiflung war ihm ins Gesicht geschrieben, so zerknirscht hatte ich meinen Chef noch nie gesehen, irgendetwas musste tonnenschwer auf seiner Seele lasten.

      „Ich verspreche dir, wenn …“ Massimo stockte.

      Ich war den Tränen nahe und schwieg. Was hätte ich denn sagen sollen?

      „Vera, ich habe das dumpfe Gefühl, dass ich verfolgt werde.“

      „Von wem?“, fragte ich, aber mir war klar, dass ich darauf keine Antwort erhalten würde. Massimo fuhr sich mit der Hand über die Augen. „Vom Schicksal“, sagte er. „Ich werde vom Schicksal verfolgt!“

      Ich sah ihn ratlos an. Er braucht Urlaub, sollte sich mal ein paar schöne Wellnesstage gönnen, dachte ich. Die Sorgen um das Geschäft bringen ihn noch um. Wenn es so weitergeht, dreht er vollkommen durch.

      „Entschuldige bitte, wenn ich Unsinn rede.“ Massimo goss sich ein Glas Wasser ein, jetzt hatte er sich wieder im Griff.

      Um ihn abzulenken, fragte ich, ohne mir viel dabei zu denken, nach dem auffälligen Logo auf dem Motorrad des Bankers, dessen Bedeutung ich nicht verstand. „Final sting, was soll das?“ Massimo lachte nervös. „Da sieht man wieder, wie jung du bist, Vera! Die Scorpions waren eine Rockband, ihre letzte Tournee lief unter dem Motto Final Sting.“

      „Das klingt ziemlich makaber!“, sagte ich. Massimo nickte. Er war ganz blass geworden, auf angenehmere Gedanken hatte ich ihn mit meiner gutgemeinten Ablenkung nicht gebracht.

      „Noch etwas, Vera“, brachte er endlich heraus.

      „Ja?“

      „Ich möchte dich bitten, mich nächste Woche, in deiner letzten Arbeitswoche, zu vertreten. Natürlich nur, wenn es dir nichts ausmacht. Selbstverständlich überweise ich dir noch einen halben Monatslohn.“

      Das Geld konnte ich dringend brauchen und ich wollte ihm seine Bitte nicht abschlagen, also willigte ich ein.

      „Es kann sein, dass ich in den nächsten Tagen noch eine längere Geschäftsreise machen muss“, sagte er.

      Noch bevor ich am Abend meine Hiobsbotschaft loswerden konnte, wedelte mir Gerson mit einem Blatt Papier unter der Nase herum.

      „Du bekommst merkwürdige Post“, sagte er. Alarmiert nahm ich ihm den Umschlag aus der Hand. Adresse und Absender waren mit der Hand geschrieben, die Marke kam aus der Schweiz, der Absender hatte den Brief nicht richtig zugeklebt, so dass das Schreiben beinah herausgefallen wäre.

      „Hast du es etwa gelesen?“, fragte ich.

      Gerson nickte. „Nichts Besonderes, jemand muss dich auf einen Esoterik-Verteiler gesetzt haben! Wie du da drauf kommst, ist mir ein Rätsel.“

      Aufgeregt zog ich das Blatt aus dem Umschlag. Im Stehen überflog ich das sauber mit Schreibmaschine getippte Schreiben. Nein, Reklame war das nicht, unter der Überschrift „Saturnrevolution“, ging es rätselhaft weiter: „Saturn setzt Grenzen in deinem Leben. Sei wachsam und vorsichtig.“ Und darunter stand kleingeschrieben: „Das Horoskop ist für den ganzen Monat Mai gültig.“ Das war alles. Und eine Rechnung über 50 Euro lag auch dabei.

      „Der Brief ist von Claire! Sie ist die Nachbarin von Iris in Montmirail im Schweizer Jura, sie hat mir ein Horoskop gestellt.“

      Gerson sah mich ungläubig an. „Einfach so? Du hast es doch bestimmt bei ihr bestellt! Vera! Bist du vollkommen durchgedreht? 50 Euro für drei Zeilen!“

      Ich ließ mich aufs Sofa fallen. „Saturnrevolution – was um Himmelswillen soll das denn bedeuten?“

      Ich starrte auf den Brief und buchstabierte alles noch einmal von vorne, ohne hinter den Sinn zu kommen.

      „Die Rechnung musst du bezahlen, das heißt es!“, sagte Gerson und setzte hinzu: „Für 50 Euro bekommst du locker zwei Säcke Bio-Dyn-Horse-Feed!“

      „Was?“

      „Tissa Krell hat ein biologisches Futtermittel entwickelt. Du musst sie unbedingt mal kennenlernen.“

      „Tissa kenne ich schon! Wie heißt das Zeug, sagst du?“

      „Bio-Dyn-Horse-Feed“, sagte Gerson und betonte jede einzelne Silbe. „Die Koliken im Stall – die liegen an Toms Futter, sagt Tissa. Gestern musste wieder ein Pferd in die Klinik gebracht werden. Jeden Tag drei Schippen voll Hafer und dann noch Pellets, das Heu nicht mit gerechnet. Auf dem Leierhof haben einige das Futter schon ganz umgestellt.“

      Obwohl mir der Sinn nicht nach einer Diskussion über die Vor- und Nachteile von biodynamischen Pferdefutter stand, war ich froh, dass Gerson sich so leicht ablenken ließ. Mir wäre es peinlich gewesen, wenn er noch länger auf dem leidigen Thema „Horoskop und seine Kosten“ herumgeritten wäre.

      „Gerson?“

      „Was ist los mit dir Vera, du siehst vollkommen fertig aus!“

      Er hat ziemlich lange gebraucht, bis er es gemerkt hat, dachte ich und schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter.

      „Massimo hat mir gekündigt“, sagte ich leise.

      Gerson warf mir einen mitleidigen Blick zu. „Oh, das tut mir leid! Aber mach dir keine Sorgen, du СКАЧАТЬ