Mörderisches Schicksal. Heide-Marie Lauterer
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Название: Mörderisches Schicksal

Автор: Heide-Marie Lauterer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Vera Roth

isbn: 9783944587998

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СКАЧАТЬ irgendwie gelangte mein Cursor auf die Horoskope in der Startseite und blieb direkt bei meinem Sternzeichen stehen. Ich klickte darauf und musste schmunzeln. Was ich da unter „Stier“ las, gefiel mir: Sie können sich auf ein schönes Jahr freuen: Die Sterne stehen auf finanziellen Zuwachs und romantische Stunden in der Liebe.

      Süßer Honig, dachte ich, nichts als süßer Honig, aber heute konnte ich sowas brauchen. Romantische Stunden in der Liebe und mehr Geld! Wenn Iris nächste Woche mit meinen beiden Pferden anrückte, wäre mein Monats-Budget bald aufgebraucht. Schon jetzt verschlang Fangos Stallmiete, die ich mit Gerson teilte, einen Großteil meines Geldes, von den Tierarztkosten und meinen regelmäßigen Ausflügen zu Reitsport-Vordermann ganz zu schweigen. Glücklicherweise arbeitete ich halbtags in Massimo Auditis „Reisebüro der anderen Art“ und verdiente nicht schlecht. Doch wer weiß, wie lange sich mein Chef noch eine zweite Kraft würde leisten können – Massimo klagte immer öfter über die mangelnde Reiselust seiner Kunden und dass sie ihr Geld lieber in dicke Autos steckten, als ein Flugticket für einen Ranchurlaub in Texas oder einen Wanderritt durch Andalusien zu buchen.

      Vielleicht lag es an der Flasche Lambrusco, die schon zur Hälfte leer war und mich in eine angenehm lockere Stimmung versetzt hatte. Jedenfalls rief ich Iris schnell noch einmal an und bat sie um Claires Telefonnummer. Iris war kein bisschen überrascht, was mich irgendwie wunderte.

      „Wenn du mir dein Geburtsdatum gibst und deine Geburtsstunde, dann gebe ich deinen Auftrag gerne weiter“, sagte sie.

      „Wenn du meinst? Aber Gerson darf nichts davon erfahren!“

      „Wovor hast du Angst? Es ist doch nur ein Spiel?“

      „Bitte, Iris, kein Sterbenswörtchen, versprich es mir.“

      Kaum hatte ich aufgelegt, fiel mir ein, dass ich überhaupt nicht gefragt hatte, was mich der Spaß kosten würde. Fast bereute ich, dass ich dieses Horoskop bei Claire in Auftrag gegeben hatte. Aber jetzt gab es kein Zurück. Wenn ich noch einmal bei Iris angerufen hätte, hätte ich mich vollkommen lächerlich gemacht. Ich schenkte mir ein letztes Glas vom prickelnden Lambrusco ein. Es ist, wie es ist, dachte ich, sei’s drum.

      Als Gerson nach Hause kam, lag ich schon im Bett. Von der Turmuhr hatte es gerade elf geschlagen.

      „Hast du die ganze Flasche Lambrusco ausgetrunken?“, fragte er. Hatte ich das? Gut möglich, denn ich fühlte mich so angenehm entspannt wie schon lange nicht mehr.

      Ich wollte gerade Fango aus seiner Box ziehen, da tauchte im Gegenlicht eine Gestalt schwarz wie ein Schatten auf. Ich zuckte zusammen und rüttelte an der Schiebetür, die wieder einmal klemmte. Die Fremde stand mitten in Fangos Box.

      „Haben Sie mich erschreckt!“, blaffte sie mich an.

      Warum kam ich mir vor wie eine Einbrecherin? „Was haben Sie mit meinem Pferd vor?“, sagte ich, forscher als mir zu Mute war.

      „Ihr Pferd? Fango gehört Gerson! Ich soll ihm die warme Decke abnehmen!“

      „Wer hat Ihnen das gesagt?“

      „Gerson, wer sonst?“, sagte sie. „Wer sind Sie?“

      Sie legte ihren Unterarm auf Fangos Rücken und blickte mich herausfordernd an. Sie war größer als ich und schlanker; mein Blick glitt hinunter zu ihren schwarz-glänzenden Reitstiefeln, die kein Stäubchen verunzierten.

      Ich zögerte einen Augenblick, dann sagte ich: „Ich bin Vera Roth, Gersons Reitbeteiligung!“ Eine ziemlich blöde Bemerkung, keine Ahnung, was ich damit bezwecken wollte. Schließlich war ich Fangos Besitzerin, zu 50 Prozent zumindest.

      „Ha, ha!“, lachte sie, „alles klar!“

      Mir war überhaupt nicht zum Lachen zumute, aber jetzt dämmerte mir, wen ich vor mir hatte. Es war die Neue, mit der Gerson manchmal auf der Stallgasse plauderte.

      „Ich bin Tissa Krell, oder einfach Tissa. Wir können du sagen!“

      „Okay, ich bin Vera.“ Ich wollte es nicht gleich am Anfang mit ihr verderben, schließlich hatte sie Gerson helfen wollen, doch von mir aus hätten wir ruhig beim Sie bleiben können!

      Ihr Händedruck war fest, beinah schmerzhaft, aber ich widerstand tapfer dem Bedürfnis, meine gequetschte Hand auszuschütteln. Fango, der die ganze Zeit mit stoischer Ruhe dagestanden hatte, stieß mich mit der Nase an.

      „Hast du schon meinen Bio-Dyn-Flyer?“, fragte Tissa. „Wird dich bestimmt interessieren!“

      Sie steckte mir unaufgefordert einen bunten Prospekt zu; ich warf schnell einen Blick darauf, dann faltete ich ihn so klein wie möglich zusammen und stopfte ihn in die Minitasche meiner Reithose. „Und hier ist noch etwas ganz besonderes für dich!“, sagte Tissa.

      Es war ein Papierröllchen, mit einer roten Kordel zusammengebunden.

      „Dein persönliches Tageshoroskop“, sagte sie.

      Wir kannten uns doch gar nicht, woher wollte sie denn mein Sternzeichen wissen? Ich stopfte das Blatt schnell in meine Westentasche, mit diesem Eso-Kitsch konnte ich jetzt wirklich nichts anfangen.

      „Los geht’s, an die Arbeit!“, rief Tissa und klatschte Fango aufmunternd aufs Hinterteil.

      Ich streifte Fango das Stallhalfter über und zog ihn aus der Box. Vor der Sattelkammer fing ich an ihn zu striegeln. Nach kurzer Zeit stand ich knöcheltief in dicken Pelzflocken; als ich mich bückte, um den Striegel auszuklopfen, fiel ein Schatten auf mich. Tissa, ich stieß fast an ihre überkreuzten Beine, so dicht stand sie vor mir.

      “Willst du?“ Sie hielt mir einen Coffee-to-go-Becher vor die Nase, aber ich schüttelte den Kopf.

      „Nicht vor dem Reiten, danke!“ Der Becher trug ein knallrotes Logo, irgendein unheimliches Insekt – ein Skorpion vielleicht?

      Tissa deutete auf die braunen Flocken, mit denen man ein ganzes Kopfkissen hätte füllen können. „Einer von euch scheint kein großer Putzfreund zu sein!“

      Meinte sie Gerson oder etwa mich? Statt zu antworten, verschwand ich lieber in der Sattelkammer; als ich mit Sattel und Trense zurückkam, wurde sie von drei jungen Frauen umringt, die alle einen Bio-Dyn-Flyer in der Hand hielten, den sie studierten, als enthielte er die frohe Botschaft. Ich hatte die drei auf dem Leierhof noch nie gesehen.

      „25 Euro der einfache Sack, wenn du zwei nimmst, gibt es Rabatt“, hörte ich Tissa sagen.

      Gerade da tuckerte ein Dieselmotor. Doktor Abnemers blauer Kombi bog in die Hofeinfahrt ein. Sofort drehte Tissa eine Pirouette auf ihrem Absatz und stürzte, kaum war er ausgestiegen, auf den Tierarzt zu; sie drückte ihm einen Flyer in die Hand und sagte: „Gern auch ein Pröbchen, oder gleich einen ganzen Sack, wenn Sie wollen!“ Dann drehte sie sich zu Tom um, der auf den Tierarzt gewartet hatte und begann auf ihn einzureden.

      Im Vorbeigehen bekam ich einiges mit. „Wir bauen einen neuen Offenstall!“, sagte Tissa.

      „Und wie soll ich das Ganze finanzieren?“, fragte Tom.

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