Mörderisches Schicksal. Heide-Marie Lauterer
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Название: Mörderisches Schicksal

Автор: Heide-Marie Lauterer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Vera Roth

isbn: 9783944587998

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СКАЧАТЬ will den ganzen Leierhof umkrempeln, sagte ich mir. Aber in Tom hatte sie sich garantiert getäuscht! Unser Hofpächter hatte seine eigenen Ideen, da brauchte er weder Hansi noch Tissa.

      T-I-SS-A – die Zungenspitze stieß beim Aussprechen des ersten, steil aufragenden Buchstabens an die Zähne, die Lippen verzogen sich breit zum I, dann kam ein gefährliches und schlangenartiges Zischen und schließlich entlud sich alles in einem seufzenden A. Diese Tissa wird mich noch länger beschäftigen, dachte ich.

      Sogar im Reisebüro wurde ich mit ihr konfrontiert, allerdings auf eine völlig andere Art und Weise.

      „Massimo, trägst du heute einen besonderen Duft?“, fragte ich meinen Chef am Nachmittag.

      Er warf mir einen überraschten Blick zu: „Das merkst du? Es riecht prickelnd und belebend, findest du nicht? Hansi Helm, mein Banker, hat mir das Parfüm geschenkt, der Gute will mich bei Laune halten! Seine Frau Tissa vertreibt es. Vielleicht kennst du sie? Sie hat drei Pferde, sie sind vor ein paar Tagen zu euch in den Stall gekommen.“

      Ich lächelte matt und verkniff mir weitere Fragen. Durch das notdürftig mit Pappe geflickte Fenster zog es, und ich fröstelte trotz meiner Daunenweste, die ich mir vom Stall mitgebracht hatte.

      „Ach so?“, sagte ich und wartete darauf, dass Massimo weitersprach. Massimo brauchte immer etwas länger, um die richtigen Worte zu finden.

      „Ich muss schauen, dass ich aus den roten Zahlen komme. Hansi Helm will mir in der augenblicklichen Situation keinen Kredit mehr geben. Ich brauche Geld und das heißt: Sparen. Sobald ich Land sehe, kriegst du deinen Job wieder, das verspreche ich dir!“

      Ich saß unbeweglich auf meinem Drehstuhl und vor meinen Augen tanzten Schlieren. Was hatte mir Massimo gerade gesagt? Dass er sparen müsse? Und was genau bedeutete das für mich? Nein! Nein! Nein!

      Massimo hatte mir die Kündigung ausgesprochen! „Massimo, bitte! Du kannst mir doch nicht so einfach kündigen! Ich brauche das Geld – nächste Woche kommt Nine zurück und Alles Paletti …“

      „Vera!“ Mein Chef saß vor mir mit einem roten Kopf und zusammengepressten Lippen. Er rang um seine Fassung, dann sagte er: „Es geht nicht anders, wenn ich es dir doch sage. Und ich verspreche dir …“

      „Wann muss ich meinen Arbeitsplatz räumen?“, unterbrach ich ihn. Massimo würde sich von mir nicht umstimmen lassen, nicht einmal wenn ich mich auf den Kopf stellen würde.

      „In drei, vier Wochen?“, sagte er. „Lass dir Zeit, Vera.“ Er stand auf, ging zu seinem Schreibtisch und suchte ein paar Papiere zusammen. „Ich hab noch einen Außentermin.“ Er schaute mich so liebevoll an, als ob er mir etwas Tröstendes hätte sagen wollen. „Wenn jemand nach mir fragt, dann sage einfach, ich hätte heute meinen freien Tag.“ Dann war er weg.

      Nur drei Wochen? Und Iris wollte mir schon nächste Woche Nine und Alles Paletti bringen! Wenn ich demnächst arbeitslos wäre, wie sollte ich dann die Pension für zwei Pferde stemmen? Für zweieinhalb Pferde, verbesserte ich mich, denn für Fango war ich mit der halben Boxenmiete in der Pflicht.

      Ich weiß nicht, wie lange ich gedankenverloren auf dem Stuhl gesessen hatte, jedenfalls wurde ich von einem dunklen Brummen aufgeschreckt. Es kam von der Straße, doch ich spürte die Schwingungen tief in meinen Eingeweiden. Ich stand auf und schaute durch das intakte Fenster hinaus. Jemand hatte ein schweres Motorrad genau vor unserem Reisebüro geparkt und versperrte die Hälfte des Gehwegs. Das Bike sah wie ein Insekt aus, die Rückspiegel stachen wie Fühler in die Luft, die abstehenden Schutzbleche ähnelten Flügeln und der offen liegende Motor kam mir wie Gedärm vor. Den schwarzen Tank zierte ein Aufkleber. Mir blieb keine Zeit, den Schriftzug zu entziffern, denn in diesem Augenblick ging die Tür auf und der Kunde stand vor mir. Ich trat einen Schritt zurück. „Guten Tag“, sagte ich schnell, „Was kann ich für Sie tun?“

      Der Mann schaute sich im Laden um, als suche er etwas und deutete auf Massimos Schreibtisch. „Ich suche Herrn Auditi, ist er heute nicht im Büro?“

      Ich hatte wieder hinter meinem Schreitisch Platz genommen, und während ich antwortete, stieg mir eine Duftwolke in die Nase, die mich umgeworfen hätte, wäre ich nicht auf meinem Drehstuhl gesessen. Der Duft verwirrte mich, außer Massimo kannte ich keine Männer, die sich parfümierten. Gerson benutzte ab und zu ein neutrales Deo, aber nur an wirklich heißen Sommertagen.

      „Haben Sie eine Verabredung?“, fragte ich und überlegte angestrengt, wo ich den Mann schon einmal gesehen hatte. Der Duft, den er verströmte, war wirklich penetrant.

      „Um elf Uhr, hier im Büro“, sagte er. Er schielte immer noch auf Massimos Schreibtisch, als ob er dort etwas suchte. Da fiel es mir ein: Hatte nicht Massimo das gleiche Parfüm an sich gehabt? Natürlich, es kam von dieser Tissa – ob der Typ vielleicht Hansi Helm war? Er war mir neulich auf dem Leierhof über den Weg gelaufen, als er seine Frau mit seiner schweren BMW abgeholt hatte.

      Heute sah er wie ein Geschäftsmann aus, die schweren Bikerboots, die er im Stall trug, hatte er durch schwarze Straßenschuhe vertauscht, das dunkelblaue Sakko hatte er damals unter einer wattierten Karojacke getragen. Aus dem offenen Hemdkragen schaute ein roter Seidenschal hervor.

      Massimo hatte mir nichts von diesem Termin verraten, aber das wollte ich ihm nicht auf die Nase binden. „Mein Chef ist gerade in einer wichtigen Besprechung“, log ich. „Ich kann ihn leider nicht stören.“

      „Ein Missverständnis vielleicht“, sagte der Mann. „Aber wenn ich schon einmal hier bin – vielleicht können Sie doch etwas für mich tun?“

      Hansi Helm buchte eine Bahnfahrt in die Schweiz. Nachdem ich mich einmal an sein penetrantes Parfüm gewöhnt hatte, kam er mir beinahe sympathisch vor. Er war einer von diesen gepflegten Typen, die sich jeden Morgen die Augenbrauen zupften und die Nägel mit einem durchsichtigen Lack bemalten. Ich überlegte kurz, wie viel Zeit er wohl aufbrachte, um seine Hände in einen solchen Luxuszustand zu bringen – unter meinen Nägeln schimmerte immer ein schwarzer Rand, so sehr ich sie auch mit der Bürste bearbeitete.

      Ich öffnete ihm die Tür. Bevor er sein Motorrad startklar machte und seinen Helm aufsetzte, sagte er: „Schöne Grüße an Ihren Chef, er wird bald wieder von mir hören!“

      Als er den Zündschlüssel umdrehte und sich das Dröhnen des Motors in meinen Brustkorb fortsetzte, schaute ich auf den Aufkleber auf seinem Tank. Er zeigte einen Skorpion; jetzt konnte ich auch den Schriftzug entziffern. „Final Sting“, las ich und dachte: Der Mann ist schuld an meiner Kündigung! Obwohl ich mir sagen musste, dass dieser Vorwurf jeglicher Grundlage entbehrte, hätte nicht viel gefehlt und ich wäre vor unserem Büro in Zornestränen ausgebrochen.

      Seit dem Einbruch war mein Chef, den ich bei den Pferden als lebhaften, freundlichen Mann kennengelernt hatte, vollkommen verändert. Auch am nächsten Morgen saß Massimo hinter seinem Schreibtisch und starrte mit leeren Augen vor sich hin.

      „Ich soll dich von deinem Banker Hansi Helm grüßen“, sagte ich. „Er war gestern mit dir verabredet, aber du warst wegen СКАЧАТЬ