Sprachkunst. Dietmar Wolfgang Pritzlaff
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Название: Sprachkunst

Автор: Dietmar Wolfgang Pritzlaff

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783961896592

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СКАЧАТЬ Nach stundenlanger Leserei wurde der Publikumspreis als erstes vergeben und wer gewann? Das leichte fröhliche Punkerlein. Den Jury-Preis heimste er gleich mit ein. Schon bei dieser Veranstaltung gab es Aufregung. Die verschmähten LyrikerInnen sahen in den Gewinnertexten keinen Nährwert und buhten die Jury aus. Mit den Worten: „Was wollt ihr denn? Ihr habt doch alle gelacht und Spaß daran gehabt!“, empörten sich die Jurymitglieder.

      Ich fand es einfach nur Spitze, dass diese wunderschönen Lach-Gedichte gewonnen hatten. Bei der modernen Lyrik wäre ich ja fast eingeschlafen. Mal stimmten die Bilder nicht zu den vorgetragenen Worten, mal stimmten die Beschreibungen nicht zu den Bildern die im Kopf entstehen sollten. Bäh!

      Beim Verkehrssicherheits-Wettbewerb kam mein Beitrag auf den 14ten Platz. Zwar kein preiswürdiger Platz aber die ersten 20 Plätze durften nach dem ganzen Wettbewerb bei einer Lesung mitmachen und den eigenen Text vortragen.

      Am Sonntag so gegen 11.00 Uhr ging es los. Es waren leider nur wenige von den Autoren und Besuchern an diesem Tag noch zugegen. Die meisten waren wohl schon verärgert oder haushoch ausgezeichnet abgereist.

      Die Gewinnertexte wurden verlesen. Hübsche kleine Geschichten in denen kaum von dem NACH EINEM UNFALL gesprochen wurde, sondern das vorher. Plänkelei mit einem erhobenen mahnenden Zeigefinger. Das war’s. Was das mit Verkehrssicherheit zu tun hatte, habe ich mich immer wieder gefragt. Langeweile, pure gähnende Leere.

      Ich kam mit meinem Text WER STIRBT SCHON 1000 TODE? an die Reihe. Wir saßen an runden Tischen vor unseren Getränken. Der Lesende hatte aufzustehen und im Stehen zu lesen. Ich stand also vor dem Tisch und las voller Inbrunst meinen äußerst brutalen ekligen Text über verheerende Autounfälle.

      Auszug aus dem Text WER STIRBT SCHON 1000 TODE?:

      Fuß tritt Gas.

      Gas gibt Schwung.

      Beschwingtes Hirn schwingt mit und - MATSCH.

      Das Weiß des Hirns - nicht mehr erkennbar.

      Zu viel Rot. Tiefes Rot des Blutes,

      dass in Strömen aus dem Körper gepumpt wird,

      der auf rauem, kaltem Asphalt,

      gekrümmt, zerborsten, zerstückelt und unbeweglich liegt.

      Hand am Steuerrad.

      Steuerrad will lenken.

      Gelenke aber zu langsam und - MATSCH.

      Die Hand nicht mehr am Steuer.

      Zerschunden, aufgeschürft, zerquetscht und gebrochen

      durch den harten Aufprall.

      Kann nicht mehr greifen, nicht mehr steuern,

      nicht mehr streicheln.

      Unbeweglich liegt sie da,

      zwischen plattgeschlagenen Grashalmen

      und scharfkantigen Glassplittern.

      Getrennt vom Leben,

      abgetrennt von dem gerade-noch-Lebenden.

      Und das geht so noch 3 Seiten weiter. Aus den Reihen der Besucher waren Zwischentöne zu hören. Ein Ihhh-bah war da noch das Geringste.

      Als ich geendet hatte sprang eine ältere Dame auf und schrie durch den ganzen Saal zu einem anderen Tisch hinüber: „Das ist der erste Platz. Das ist der erste Preis. Wieso habe ich diesen Text nicht erhalten?“

      Die Dame war die Vorsitzende des RSGI und sprach mit weiteren Jurymitgliedern, die sich wie folgt aus der Affäre ziehen wollten: „Jeder hat seine Lieblingswerke benotet und wir haben unsere ersten Plätze an Sie weitergegeben!“

      „Und keiner kommt auf die Idee dieses Werk mir zu geben?“ Die Dame wollte sich nicht beruhigen und befahl mir an ihrem Tisch Platz zu nehmen. „Das muss besprochen werden!“

      Meine Muse Peggy und ich saßen also an dem Tisch der Vorsitzenden und wir wurden gelobhudelt was das Zeug hält. „So einen brutal realistischen... So einen wahren und wirklichen Text hätte unserem Wettbewerb gutgetan. Passen Sie auf, wir machen folgendes, ich gebe Ihnen meine Privatadresse mit Telefonnummer und ich werde sehen, was ich für Sie tun kann. So ein Text darf nicht in Vergessenheit geraten!“ Sprachs und reichte mir ihre Visitenkarte.

      Ich war ja nur wegen der Lesung nach Regensburg gereist. Das sich jemand für meinen Text dermaßen interessieren könnte, hätte ich nicht gedacht. Ich hatte ja nur einen 14 Platz erreicht. Aber ich fuhr mit dem Gefühl nach Hause, was ganz Besonderes geschrieben und gelesen zu haben. Das war schon sehr erhebend.

      Es vergingen 6 Wochen in denen ich nichts von der Literatur-Lady hörte und lesen durfte. Also hing ich am Telefon und wollte einfach mal nach dem Stand der Dinge fragen. Unter ihrer privaten Telefonnummer meldete sich niemand, es gab auch keinen Anrufbeantworter. Weitere 2 Wochen vergingen, dann versuchte ich die Telefonnummer ein weiteres Mal. Nichts.

      Ich kramte die Telefonnummer des RSGI heraus. Das Büro war tatsächlich besetzt. Der Mann den die Literaturdame angemotzt hatte war dran. Ich fragte höflichst, ob ich die Dame so und so (Name habe ich vergessen!) sprechen könnte. „Nein, das geht leider nicht. Die Dame ist vor 5 Wochen verstorben.“

      Ich war platt. Wie vor den Kopf geschlagen. Das gibt es doch gar nicht. Jetzt hatte sich jemand für mich und meinen Text interessiert und dann gab es ihn oder besser sie nicht mehr. Schrecklich! Mir tat das fürchterlich leid. Hoffentlich hatte sich die Dame nicht zu sehr über das vermeintliche Versagen ihrer Jury-Mitglieder aufgeregt und ist durch die Aufregung gestorben?!

      Natürlich geschah jetzt nichts weiter. Kein anderer der Jury-Mitglieder hatte noch Interesse an mir und meinem Text. Das Glück war greifbar nahe, das Schicksal aber unberechenbar.

      Kapitel 12: Lyrik in Gratis-Zeitung

      1988 war ein gutes Lyrik-Jahr für meine Gedichte. Nach Veröffentlichung in einer Anthologie und einer Lesung in Regensburg war da noch eine kleine Gratis-Zeitung DIE MARK – Wochenanzeiger im Märkischen Kreis die sich für meine Werke interessierte.

      Im November 1988 folgte ich einem Aufruf in dieser Werbe-Zeitung und sandte ein Gedicht ein. Es wurde prompt angenommen und abgedruckt. 10 Mark war der Abdruck der Zeitung wert. Ich war mal wieder glücklich gelesen zu werden.

      Gleich im Dezember gelang es mir wieder. Danach noch im Januar und Februar 1989. Wow... für mich hätte es ewig so weitergehen können. Allerdings wollte man später meine Gedichte nicht mehr. Plötzlich gab es diese Rubrik nicht mehr und dann wurde die Zeitung ganz eingestellt.

      Später wurde der neue Name DER BOTE ersonnen und wieder eine Gratis-Wochenzeitung herausgegeben, aber ohne die Gedichte-Rubrik.

      Was aber diese Zeitungsveröffentlichung so außergewöhnlich für mich machte, war die Tatsache, dass sich schon nach meinem ersten Gedichtabdruck eine Frau W. aus Meinerzhagen „genötigt“ fühlte mir zu schreiben.

      Brief, Dezember, 1988

      Guten Tag – großer Dichter СКАЧАТЬ