Название: Die großen Revolutionen der Welt
Автор: Prof. Dr. Jürgen Nautz
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: marixwissen
isbn: 9783843800341
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Die neue Machtverteilung zwischen Parlament und Krone stärkte das Vertrauen in Zusagen der Regierung. Diese Glaubwürdigkeit gestattete es der Regierung, das Finanzwesen zu reformieren. Diese Maßnahmen wurden unter dem Begriff der »Finanziellen Revolution« (1690er bis 1720er Jahre) zusammengefasst. Nach der Glorious Revolution bekam das Parlament die Kontrolle über die Staatsfinanzen. Es wurden zentrale Budgets eingeführt und die Einnahmen auf Akzise (indirekte Steuer) gestützt und eine reguläre Steuerbürokratie aufgebaut. So konnte eine rationale Finanzwirtschaft begründet werden. Das Parlament garantierte für die öffentlichen Schulden, woraus sich eine Finanzöffentlichkeit und Vertrauen entwickelten. Anders formuliert: Der konstitutionelle Wandel machte die privaten Eigentumsrechte, die Property Rights, sicherer und förderte so die wirtschaftliche Entwicklung. Es entstand eine neue bürgerliche Gesellschaftsschicht, die mit ihrer Tätigkeit im Handel, im Gewerbe und mit Finanzgeschäften immense Privatvermögen anhäufte. Dies war neben dem politischen Fortschritt eine weitere wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche Rolle Englands als Initiator des Industrialisierungsprozesses. Der Weg zur Industriellen führte über die Glorreiche Revolution.
Die Amerikanische Revolution
Let the names of Whig and Tory be extinct;
and let none other be heard among us,
than those of a good citizen, an open and resolute friend,
and a virtuous supporter of the RIGHTS of MANKIND,
and of the FREE AND INDEPENDENT STATES OF AMERICA.
(Thomas Paine, 1737 - 1809)
»Amerika, du hast es besser
als unser Kontinent, der alte.
Hast keine verfallenen Schlösser
und keine Basalte.
Dich stört nicht im Innern,
zu lebendiger Zeit,
unnützes Erinnern
und vergeblicher Streit.«
(Johann Wolfgang von Goethe, 1827)
Jener Prozess, mit dem sich die dreizehn englischen Kolonien in Nordamerika vom englischen Mutterland lösten und dabei ein völlig neues Staatswesen aus der Taufe hoben, wird auch unter dem Begriff »Amerikanische Revolution« zusammengefasst. Am Ende dieses Prozesses stand die Gründung der Vereinigten Staaten von Amerika.
In den 1760er Jahren verschärften sich vor dem Hintergrund wirtschaftlicher und politischer Differenzen die Spannungen zwischen den englischen Kolonien und dem Mutterland. Dahinter standen vor allem unterschiedliche Auffassungen darüber, ob und welche finanzielle Unterstützung die nordamerikanischen Kolonien England schuldeten. So wollte England von seinen Kolonien einen größeren Beitrag zu den Kosten des (erfolgreichen) neunjährigen Kriegs mit Frankreich (1754 - 1763), mit dem England Louisiana und Kanada hinzugewinnen konnte. Ferner sollten sich die Bewohner der Kolonien stärker an den Lasten der Auseinandersetzungen mit den Indianern beteiligen. Zu diesem Zweck versuchten die englischen Behörden zunächst, bestehende Handelsregulierungen wie die »Navigationsakte« und die Gesetze gegen Schmuggel konsequenter umzusetzen. Mit der Erneuerung der Zuckerakte von 1764 wurden hohe Abgaben auf den Import von Zucker und Melasse (Rückstand bei der Zuckergewinnung, zur Destillation von Rum verwendet) aus Westindien eingeführt, die den lukrativen Dreieckshandel mit Sklaven, Melasse und Rum gefährdeten: Aus Afrika wurden Sklaven im Tausch gegen Melasse auf die französischen westindischen Inseln gebracht. Den Rum lieferten die Amerikaner zu lukrativen Preisen nach England. Hinzu kam eine Reihe anderer Initiativen, welche die wirtschaftliche Tätigkeit in den nordamerikanischen Kolonien kontrollieren und besteuern sollten. Diese Maßnahmen, auferlegt von einem Parlament im fernen Europa, in dem die Bewohner der Kolonien nicht vertreten waren, wurden von den Kolonisten als große Zumutung und Provokation empfunden und stießen auf den geschlossenen Widerstand in Nordamerika: »No taxation without representation« (keine Steuern ohne Mitbestimmung) war das Schlagwort. Symbolhaft wurde der Streit um die Einführung einer Stempelsteuer, bei der sich zeigte, dass die Kolonien darüber einig waren, dass sie das Recht auf Selbstbesteuerung wollten. Das englische Parlament gab zwar bei der Stempelsteuer 1766 nach, bestand aber auf seiner Steuerhoheit, die es sich 1688/89 erfochten hatte. Die von den Kolonisten zu finanzierenden Maßnahmen zur Durchsetzung der englischen Steuerhoheit wurden in den darauf folgenden Jahren weiter verschärft (Townshend-Gesetze; Writs of Assistance), was sich nicht zuletzt in häufigeren und schärferen Kontrollen ausdrückte, womit den Schmugglern das Geschäft verdorben wurde. Dies veranlasste die Sons of Liberty (Söhne der Freiheit) 1768 einen Importboykott zu organisieren. An diesem war Samuel Adams (1722 - 1803) führend beteiligt, der gemeinsam mit Thomas Jefferson (1743 - 1826; 3. Präsident der USA 1801 - 1809) und anderen in Massachusetts »Korrespondenz-Komittees« errichtete, mit denen eine »Los-von-England-Bewegung« entstehen sollte.
Da die Kolonialmacht mit weiteren Schritten die Kolonien in ihrem Aktionsradius und in den Möglichkeiten wirtschaftlicher Tätigkeit einschränkte, kam es zum Aufruhr. Die 1770er Jahre begannen mit dem Boston Massacre. 1773 gestattete das Parlament in London der Ostindienkompanie, Tee ohne Zoll nach England einzuführen; gleichzeitig bekam diese Firma ein Monopol für den Tee-Export nach Amerika. Dies machte den legal eingeführten Tee in Amerika billiger als jenen, den amerikanische Schmuggler in die Kolonien brachten. In Charleston, Philadelphia und New York wurde der Tee der Ostindienkompanie boykottiert, in Boston organisierte Samuel Adams 1773, dass 342 Teekisten der Ostindienkompanie unter großem Aufsehen ins Meer befördert wurden.
Nachdem sich der Konflikt durch diese Boston Tea Party und die englischen Reaktionen darauf weiter verschärft hatte, kamen zwischen dem 5. September und dem 26. Oktober 1774 Delegierte der 13 Neuenglandstaaten in Philadelphia zum Ersten Kontinental-Kongress zusammen und beschlossen die Einstellung des Handels mit England. Im April 1775 kam es zu einem Zusammenstoß zwischen britischen Truppen und der amerikanischen Miliz bei Lexington, woraus sich der nordamerikanische Unabhängigkeitskrieg entwickelte, der bis 1783 dauern sollte, als Großbritannien im Frieden von Versailles die amerikanische Unabhängigkeit anerkannte.
Während des Krieges entwickelten gewählte Versammlungen in elf Staaten neue Verfassungen. In New Hampshire und Massachusetts gab es Konvente, die eine Verfassung vorbereiten sollten. Die vom Konvent von Virginia am 12. Juni 1776 einstimmig verabschiedete Virginia Declaration of Rights war die erste moderne Grundrechteerklärung.
Die Grundrechte von Virginia vom 12. Juni 1776
Artikel 1
Alle Menschen sind von Natur aus in gleicher Weise frei und unabhängig und besitzen bestimmte angeborene Rechte, welche sie ihrer Nachkommenschaft durch keinen Vertrag rauben oder entziehen können, [auch nicht] wenn sie eine staatliche Verbindung eingehen, und zwar [handelt es sich bei diesen Rechten um] den Genuss des Lebens und der Freiheit, die Mittel zum Erwerb und Besitz von Eigentum und das Erstreben und Erlangen von Glück und Sicherheit.
Artikel 2
Alle Macht ruht im Volke und leitet sich folglich von ihm her; die Beamten sind nur seine Bevollmächtigten und Diener und ihm jederzeit verantwortlich.
Artikel 3
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