Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller
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Название: Die besten Wildwestromane & Seegeschichten

Автор: Franz Treller

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027238613

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СКАЧАТЬ aber doch durch die feindlichen Linien«, sagte John. »Meinst du, daß es uns gelingen wird, ungesehen durchzuschlüpfen?«

      Der Indianer schüttelte den Kopf: »Umgehen ihn. Ich hören, Feuerauge einmal sagen, er greife den von Norden kommenden Feind stets von Westen aus an.«

      »Feuerauge! Wie das klingt. Wenn es sich um einen so großen englischen Krieger handelt, wie du sagst, müßte ich ihn doch dem Namen nach kennen.«

      »Mein weißer Bruder kennt seinen Namen gewiß. Ni-kun-tha kann ihn nicht sagen in der Sprache der Inglis. Die Miami sagen: Er Manitus Liebling. Ni-kun-tha hat oft seinen Worten gelauscht, wenn er in Piqua war. Er immer sagen: Rotröcke gut, sehr tapfer. Gut gegen weiße Krieger, nicht gut im Wald. Koloniemann besser. Feuerauge auch Koloniemann.«

      »Ein Mann der Kolonien ist dein Feuerauge? Ein Offizier der Miliz vielleicht? Nun, ich bin gespannt, zu erfahren, wen du meinst.«

      »Mein Bruder wird ihn bald sehen, denke ich.«

      Als die beiden Gefährten nach kurzer Mittagsrast ihren Marsch fortsetzten, kreuzten sie zu ihrer Überraschung plötzlich die Spur zweier Indianer, die augenscheinlich völlig sorglos, wie im tiefsten Frieden, nebeneinander hergewandert waren. Obgleich Irokesen und Huronen und andere ›französische Indianer‹ sehr wahrscheinlich schon sehr viel weiter nach Süden vorgestoßen waren, war größte Vorsicht natürlich nach wie vor geboten; die beiden folgten deshalb mit schußfertigen Büchsen der Spur, jeden Augenblick gewärtig, von den Waffen Gebrauch machen zu müssen.

      Sie mochten etwa hundert Schritt zurückgelegt haben, als sie auf einer kleinen Lichtung zwei nebeneinander hockende rote Männer gewahrten, vor denen ein kleines Feuer brannte. John hatte mittlerweile immerhin genug Erfahrung gesammelt, um sogleich zu erkennen, daß sie weder Skalplocke noch Kriegsbemalung zeigten. Davon abgesehen ließ ihre ganze sorglose Art darauf schließen, daß sie sich nicht auf dem Kriegspfad befanden.

      Nachdem sie die beiden Indianer eine Zeitlang stumm beobachtet hatten, sagte Ni-kun-tha leise: »Lenni-Lenape. Schildkröten-Delawaren.«

      »Freunde der Engländer?«

      »Vielleicht. Einige Lenni-Lenape Freunde, andere nicht. Sind aber nicht auf dem Kriegspfad.«

      »Was tun wir, Falke?«

      »Ni-kun-tha wird mit ihnen reden. Vielleicht wissen und sagen sie, wo Irokesen sind. Mein weißer Bruder bleibe hier. Wenn Ni-kun-tha sich ihm zuwendet und die Hand hebt, mag er kommen. Wenn nicht, bleibe er hier, bis Ni-kun-tha zurückkommt. Zeigen sie sich feindlich, dann schießen.«

      John nickte, und der Häuptling schlug die Büsche auseinander und ging, die Büchse im Arm, ruhig auf die am Feuer Hockenden zu. Die Delawaren sahen ihn kommen, blickten ihm ruhig entgegen und rührten sich nicht. John sah, wie der Miami sie auf indianische Weise begrüßte und mit ihnen sprach. Nach einiger Zeit wandte Ni-kun-tha das Gesicht und hob die Hand. Auch John trat aus dem Gebüsch heraus und schritt auf das Feuer zu. Er fand neben seinem Freund zwei kräftige, etwas untersetzte braune Gestalten, Männer in den Vierzigern mit dunklen, hart geschnittenen Gesichtern. Einer der beiden reichte dem jungen Weißen nach europäischer Sitte die Hand und sagte in gut verständlichem Englisch: »Die Delawaren vom Totem Schildkröte sind Freunde des Inglis. Das Blaßgesicht ist an unserem Feuer willkommen.«

      John drückte die dargebotene Hand, begrüßte auch den zweiten Delawaren und ließ sich am Feuer nieder, an dem saftige Stücke eines Rehrückens einen lieblichen Duft verbreiteten.

      Der Delaware, der ihn zuerst begrüßt hatte, wandte sich jetzt an Ni-kun-tha: »Mein junger Bruder hat schon einen Namen?«

      »Ni-kun-tha, der Schnelle Falke, ist der Sohn Tana-ca-ris-sons, des großen Sagamoren der Miami-Völker«, antwortete der Angeredete nicht ohne Stolz.

      Die beiden Delawaren ließen einen leisen Überraschungsruf hören: »Oh, Ni-kun-tha ist der Sohn eines großen Häuptlings, dessen Name allen roten Männern bekannt ist.« Sein Blick streifte den Gürtel des jungen Indianers: »Mein Bruder hat Skalpe genommen?«

      »Ni-kun-tha und sein weißer Freund waren in die Hände der Seneca gefallen. Sie wollten uns zu ihren Dörfern bringen. Aber der Panther zerreißt seine Schlingen. Ni-kun-tha hat sie getötet und ihre Skalpe und Waffen genommen.«

      In den Augen der beiden Delawaren blitzte es auf. »Ni-kun-tha wird wie sein Vater ein großer Häuptling werden«, sagte der eine. »Die Seneca sind Hunde!«

      Sie aßen gemeinsam von dem duftenden Rehfleisch und entzündeten danach die Pfeife, die schweigend kreiste und auch den jungen Weißen nicht überging. Nach einem Weilchen sagte Ni-kun-tha: »Meine Brüder sind weit von ihren Dörfern entfernt. Gingen sie der Spur eines Bären nach?«

      »Nein«, antwortete einer der Delawaren, »die Häuptlinge sandten uns aus, den Wampun des Friedens zu den Pottawatomi zu bringen, um sie gleich den Lenni-Lenape vom Kampf zwischen Frenchers und Inglis zurückzuhalten. Pottawatomi und Lenni-Lenape sind Freunde.«

      »Werden die Pottawatomi die Streitaxt begraben halten?«

      »Die großen Väter in den Kanadas sind sehr mächtig und reich; sie schickten Boten mit vielen Geschenken; die Pottawatomi tanzten wie die Ottawa den Kriegstanz.«

      Der Miami sah düster vor sich hin.

      »Wohin wird der junge Häuptling seine Schritte jetzt lenken?«

      »Ni-kun-tha geht nach Süden zu den Shawano, wo seine Krieger weilen. Er hat den englischen Vätern Treue geschworen und will sie halten. Er will an der Seite der Yengeese kämpfen.«

      Der Delaware nickte: »Es ist gut. Der junge Häuptling wird Ruhm ernten. Ta-juga wollte, auch die Delawaren hätten die Streitaxt ausgegraben.« Wieder trat eine Weile Schweigen ein, dann fuhr der ältere Delaware fort: »Mein junger Bruder ist kühn und klug, aber er ist fremd hier in den Wäldern; weiß er, daß er, wenn er weiter südwärts geht, auf ein Dorf der Ottawa trifft?«

      »Was?« fuhr John auf, »sind wir schon so nahe am Erie?«

      »Erie nicht mehr sehr weit.«

      »Und wo liegt, von hier aus, der Genesee?«

      »Genesee im Norden. Wir kommen vom Ontario und haben ihn gekreuzt.«

      »Und – fandet ihr alles friedlich dort?«

      »Der Ottawa war dort«, entgegnete der Delaware kurz.

      John fühlte, wie er blaß wurde; unwillkürlich begann er zu zittern. »Sie waren oft dort«, flüsterte er, »meinst du, auf dem Kriegszug? Ist Blut geflossen?«

      »Viele Männer und Weiber erschlagen.«

      John unterdrückte mit Mühe einen Schrei und hatte alle Kraft nötig, um sich zu beherrschen. Er dachte des friedlichen Hauses da oben in den Wäldern, der Schwester – er konnte nicht weiter denken. »Mein Gott!« stammelte er.

      »Mein weißer Freund hat seinen Wigwam am Genesee«, schaltete Ni-kun-tha sich ein, »er denkt an seine Schwester.«

      »Ta-juga weiß, die Ottawa haben eine junge weiße Squaw mitgeführt, sie soll das Weib eines großen Häuptlings werden.«

      »Delaware, du warst am Genesee«, fuhr John in hoher Erregung fort, »warst du dort, wo der See im СКАЧАТЬ