Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller
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Название: Die besten Wildwestromane & Seegeschichten

Автор: Franz Treller

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027238613

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СКАЧАТЬ gewaltiger Krieger.«

      »Das ist er«, versicherte die Squaw, »sein Tomahawk trieft noch vom Blut der Yengeese im Geneseetal.«

      Ni-kun-tha war überzeugt, sich vorhin nicht versehen zu haben. In diesem Wigwam weilte eine weiße Frau, sicherlich war es eine der Frauen vom Genesee; vielleicht war es Johns Schwester.

      Da die Alte, von Ni-kun-thas Höflichkeit bestochen, zu plaudern begann, fragte der Miami weiter: »Der große Häuptling der Ottawa hat keine Squaw?«

      Das Gesicht der Frau verfinsterte sich; sie sagte: »Meine Tochter war seine Squaw. Sie ist tot, und jetzt will er das heulende Blaßgesicht zum Weibe nehmen.«

      »Oh, das ist nicht gut«, sagte Ni-kun-tha. »Kein roter Mann sollte eine weiße Squaw nehmen. Der Stamm der Kinder Manitus trägt süße und duftende Blüten.«

      »Nana-bosch weiß, daß du recht hast.«

      »Der große Häuptling wird es bedenken. Ich will ruhen, Mutter, ich bin müde vom langen Lauf. Ich danke dir für deine Gaben.« Er legte mit einer anmutigen Gebärde die Hand auf das Herz, verneigte sich höflich und schritt zu dem ihm angewiesenen Wigwam zurück, während die alte Frau das Tipi mit den aufgemalten Figuren betrat.

      Ni-kun-tha legte sich nieder und lugte durch einen Spalt nach dem großen Wigwam hinüber. Nach einiger Zeit kam einer der alten Indianer, die ihn bei seiner Ankunft begrüßt hatten, und rief die Frau an. Sie trat unverzüglich aus dem Tipi heraus.

      »Weint die Weiße Rose noch?« fragte der Alte.

      »Sie weint«, antwortete die Frau, »sie ringt die Hände und spricht mit dem Großen Geist.«

      »Hat sie Speise und Trank zu sich genommen?«

      »Sehr wenig.«

      Der Alte brummte etwas vor sich hin, was selbst die vor ihm stehende Squaw nicht verstehen mochte, dann sagte er: »Ist der Miami in dem Wigwam dort?« Er wies auf die gegenüberliegende Hütte, in der Ni-kun-tha lauerte.

      Die Frau bejahte.

      »Hat er die weiße Frau gesehen?«

      »Nein.«

      »Gut. Er soll sie auch nicht sehen.«

      »Er wird sie nicht sehen.«

      Ni-kun-tha hinter seinem Fellvorhang sprang blitzschnell zurück; der Alte hatte sich umgewandt und war auf sein Tipi zugekommen. Der Miami konnte sich eben noch ausstrecken, als der Vorhang schon zurückgeschlagen wurde. Ni-kun-tha atmete tief und regelmäßig. Der Alte nickte befriedigt, ließ den Fellvorhang fallen und trat zurück.

      Der Miami blieb auf seiner Matte liegen, bis völlige Dunkelheit eingetreten war, dann erhob er sich und lugte durch den Spalt zu dem gegenüberliegenden Tipi hinüber. Das Feuer davor war niedergebrannt, aber innerhalb des Wigwams mußte ein Kienspan brennen. Matter Lichtschimmer drang heraus. Ni-kun-tha horchte; nichts war zu hören. Einer Schlange gleich kroch er unter der Tipiwand hinweg ins Freie. Und wieder lag er reglos und lauschte. Unhörbar, sich zentimeterweise am Boden vorarbeitend, kroch er zu dem Wigwam hinüber, bis er sich an dessen Rückseite befand. Hier wartete er, reglos lauschend, geraume Zeit. Er glaubte nach einer Weile schnelle, unregelmäßige Atemzüge zu hören, dann und wann von einem leisen Seufzer unterbrochen. Er meinte, nur eine Person atmen zu hören. War die Alte fort?

      Da er keinen Spalt fand, um hineinsehen zu können, schnitt er mit dem Messer eine Öffnung. Und nun sah er in dem von einem Kienspan erzeugten rötlichen Dämmerlicht auf einer Matte aus Maisstroh eine Frau liegen, eine Weiße. Die Frau hatte die Hände vor dem Gesicht; ihre Schultern zuckten zuweilen wie im Krampf; ihr Kopf wurde von langem, blondem Haar umflattert. Von der Alten war nichts zu sehen. Ni-kun-tha überlegte, wie er die Aufmerksamkeit der weißen Frau erregen sollte, ohne sie zu erschrecken und so vielleicht Lärm zu verursachen. Einer plötzlichen Eingebung flüsterte er schließlich: »John? Johns Schwester, – he?«

      Das Mädchen auf dem Lager fuhr ruckhaft auf; Ni-kun-tha sah in ein Paar schreckgeweitete Augen.

      »Hört mich Johns Schwester?« fragte er wieder, gedämpft, mit kaum wahrnehmbarer Stimme.

      »Wer«, flüsterte das Mädchen, »wer spricht da?«

      »Freund!« raunte Ni-kun-tha, »Freund Johns vom Genesee.«

      Das Mädchen stieß einen leisen Schrei aus und schlug sich gleich darauf vor den Mund. Was war das? Unzweifelhaft war es ein Indianer, der da mit ihr sprach; sie hörte es an der Aussprache des Englischen. Eine List? Eine Falle?

      »Weiße Rose sehr vorsichtig«, flüsterte Ni-kun-tha. »Wenn die Ottawa erfahren, daß John und ein Freund hier – alles verloren.«

      Jetzt hatte das Mädchen – tatsächlich war es Mary Burns – erkannt, woher die Stimme kam. Sie schickte sich an, vom Lager herunterzuklettern. Ni-kun-tha zischte: »Weiße Rose dableiben, hinlegen, Hände vor das Gesicht legen und hören, was Freund sagt.«

      Wäre das denn möglich? Wäre es wirklich möglich? dachte Mary Burns. Aber sie folgte mehr instinktiv als bewußt den Anweisungen der Stimme, die jenseits der Zeltwand zu ihr sprach.

      »Kommen in der Nacht – Weiße Rose holen«, flüsterte die Stimme.

      »Wer – John?« flüsterte Mary zurück, »John Burns? Ist es wirklich wahr?«

      »Ganz wahr. John in der Nähe versteckt. Kommen später, Schwester holen.«

      »Mein Gott! Es wäre zu schön, es wäre –«; die Stimme ging in ein wildes Schlucken und Schluchzen über.

      »Weiße Rose hinlegen – tun als ob schlafen, aber wachen«, sagte von der Tipiwand her die ruhige Stimme. »Hören, wenn Eule schreit. Dann John da. – Pst!« zischte er gleich darauf; er hatte Schritte gehört.

      Mary, an allen Gliedern vor Aufregung bebend, sank auf das Lager zurück und bedeckte das Gesicht mit den Händen.

      Die alte Indianerin betrat das Tipi, sie hatte eine Rumflasche in der Hand. Sie warf einen flüchtigen Blick auf die ihrer Wachsamkeit Anbefohlene und kauerte sich im Vordergrund nieder.

      Ni-kun-tha schlich davon. Im Dorf schien alles zu schlafen; nur an einem etwas abseits brennenden Feuer saßen zwei alte Männer vor einer Hütte und ließen den Rumbecher kreisen. Sie mochten das Feuerwasser bei ihrem Zuge nach dem Genesee erbeutet haben. Im weiten Bogen umging der Miami das Feuer. Er wollte eben den Umkreis des Dorfes verlassen, als er eine auf ihn zu torkelnde Gestalt bemerkte. An dem phantastisch aufgeputzten Kopfschmuck und an dem mit allerlei geheimnisvollen Zeichen bedeckten Mantel, der ihm über die Schulter hing, erkannte er, daß er den Medizinmann des Dorfes vor sich habe. Der weise Mann hatte offenbar dem brennenden Wasser zu reichlich zugesprochen, denn er schwankte erheblich, fuchtelte mit den Armen und fiel schließlich zu Boden, wo er regungslos liegen blieb. Ni-kun-tha, dicht an ihn herantretend, hörte ihn gleich darauf schnarchen. Vorsichtig nahm er dem Schlafenden Kopfputz und Mantel ab und versteckte beides in einem Gebüsch, dann verließ er mit hastigen Sprüngen das Dorf, um John aufzusuchen.

      Es mochte schon bald Mitternacht sein, als die in Unruhe und Erwartung schlaflos auf ihrem Lager liegende Mary einen leisen Eulenschrei vernahm, der so täuschend nachgeahmt war, daß sie zunächst glaubte, den Vogel selbst zu hören. Der fast abgebrannte Kienspan verbreitete ein unheimlich СКАЧАТЬ