Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller
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Название: Die besten Wildwestromane & Seegeschichten

Автор: Franz Treller

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027238613

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СКАЧАТЬ Sache«, sagte der Leutnant jetzt. Er überflog die Gesichter der Männer; sie schienen ihm keinen schlechten Eindruck zu machen. Mit einem leichten Lächeln im Gesicht und in verbindlichem Ton sagte er: »Ich denke, wir werden das bald klären können. Bitte veranlassen Sie Ihre Begleiter, sich hier niederzulassen, und begleiten Sie mich in mein Zelt. Ich möchte die Geschichte der beiden Lords gern etwas näher untersuchen.«

      Während Burns, Bob Green und der Irre sich am Feuer niederließen, folgte Waltham dem Leutnant in das Zelt. Der Franzose bat ihn sehr höflich, Platz zu nehmen und stellte sich vor: »Marquis de Brissac, Leutnant im 26. Linienregiment. – Bitte, Monsieur, erzählen Sie jetzt«, sagte er dann.

      Sir Richard berichtete eingehend und ausführlich über seine Erlebnisse. Der Marquis hörte ihm mit steigender Verwunderung zu.

      »Und so habe ich denn erst vor zwei Tagen von dem plötzlichen Tode meines Oheims erfahren«, schloß Waltham seinen Bericht. »Der Tod steht leider unumstößlich fest; wie Sie hörten, war der Bootsmann Robert Green persönlich zugegen. Damit aber ist mir nach englischen Erbrecht der Titel zugefallen.«

      Brissac reichte ihm die Hand und entgegnete: »Sie haben mich völlig überzeugt, Mylord. Übrigens fühle ich mich nur bestätigt. Ich bin ein heimliches Mißtrauen gegen Ihren Herrn Vetter nie los geworden. Sobald der Oberst zu sprechen ist, werde ich ihm Mitteilung machen. Einstweilen betrachten Sie sich bitte als mein Gast. Übrigens« – er lächelte leicht – »wenn es Ihnen recht ist, möchte ich mir mit den bescheidenen mir hier im Feldlager zur Verfügung stehenden Mitteln erlauben, Ihr Äußeres ein wenig aufzufrischen. Mein Diener wird ihnen behilflich sein.«

      »Sie verpflichten mich zu Dank, Marquis«, lächelte Waltham, »ich hätte nichts dagegen, mich ein wenig zu zivilisieren.«

      Der von Brissac herbeigerufene Diener führte ihn gleich darauf in ein Verbindungszelt und verschaffte ihm Gelegenheit, sich gründlich zu säubern und zu rasieren. Er reichte ihm dann frische Wäsche und einen derben, der Wildnis angepaßten, aber geschmackvoll geschnittenen Jagdanzug seines Herrn. Der junge Lord kam sich, umgekleidet und erfrischt, wie neu geboren vor.

      Mittlerweile war es Tag geworden. Richard trat aufatmend in die frische Morgenluft hinaus. Der Marquis kam eben von einer Runde zurück und begrüßte ihn freundschaftlich. »Man sieht wieder einmal: Kleider machen Leute, Mylord«, lachte er.

      »Ja«, entgegnete Waltham ebenfalls lachend, »ich habe wahrscheinlich einem Straßenräuber ähnlicher als einem Pair von England gesehen. Aber meine Kleidung war auf Waldmärsche und Nachtlager nicht eingerichtet.«

      »Wir werden nun wahrscheinlich noch einen kleinen Nebenkrieg mit den Huronen ausfechten müssen«, sagte der Leutnant; »sie werden natürlich verlangen, daß wir Sie ihnen wieder ausliefern. Ich muß persönlich sagen, ich bin ein entschiedener Gegner solch zweifelhafter Bundesgenossenschaften, seit ich die roten Herrschaften am Werk gesehen habe; meinem Colonel geht es übrigens nicht anders. Aber wir können die Indianer nicht entbehren und müssen wohl oder übel Rücksicht auf sie nehmen.«

      »Halten Sie es ernsthaft für möglich, daß man uns wieder ausliefert?«

      »Nein«, entgegnete der Marquis, »Oberst Clermont ist ein vollkommener Ehrenmann, ich bin sicher, er wird Mittel und Wege finden, es zu verhindern.«

      Richard Waltham atmete auf. Der junge Offizier lud ihn in sein Zelt, und die Ordonnanz servierte beiden die Morgensuppe, der sie mit Appetit zusprachen.

      Die Sonne stand bereits am Himmel, und das Lager erwachte allmählich zum Leben. Nach kurzer Zeit wurde Reveille geblasen. Gleich darauf entfaltete sich zwischen den Zelten und Feuern ein bunter und reger militärischer Betrieb.

      Leutnant de Brissac hatte allen Posten den Befehl zukommen lassen, Indianer, die den Oberst zu sprechen wünschten, zurückzuhalten, bis er als Wachoffizier Erlaubnis zum Eintritt ins Lager erteile. Es lag ihm daran, den Oberst zu unterrichten, bevor die Huronen Gelegenheit hatten, ihm ihre Wünsche vorzutragen.

      Während er dann zum Zelt des Kommandeurs ging, begab sich Richard zu dem Feuer, an dem seine Gefährten lagerten, die inzwischen durch Signalhörner und Trommeln geweckt worden waren. Sie starrten den äußerlich sehr verwandelten jungen Mann überrascht an, waren aber glücklich, als sie seinen Bericht vernahmen.

      »Die Musjöhs werden uns doch nicht etwa den roten Bestien ausliefern?« sagte Bob, der nicht viel von den Franzosen hielt.

      »Ich glaube es nicht«, antwortete Waltham.

      »Na, eines ist sicher: Lebendig kriegen sie mich nicht«, versetzte der Bootsmann. »In diesem Fall komme mein Blut dann über die Franzosen.«

      Sie sprachen noch eine Weile miteinander, als eine Ordonnanz erschien und erklärte, der Herr Oberst bitte den Comte de Somerset, ihn in seinem Zelt aufzusuchen.

      Richard erhob sich und folgte dem Soldaten. In dem geschmackvoll ausgestatteten Kommandeurszelt sah er sich gleich darauf einem älteren, wie es schien, etwas bärbeißigen Offizier gegenüber. Die hellen, klugen Augen des Mannes verrieten indessen zupackende Ehrlichkeit. Er musterte den jungen Mann mit einem scharfen, durchdringenden Blick. »Sind ja tolle Geschichten, Monsieur, die der Leutnant mir da erzählt«, polterte er los, »verwünschte Geschichten! Sie haben gehört, daß hier noch so ein Grünschnabel herumläuft und Ihren Namen spazierenträgt.« Er schnaufte etwas und zerrte an seinem Schnauzbart herum. »Kann nicht sagen, daß der Mann mir gefällt«, fuhr er gleich darauf fort. »Ist uns sozusagen vom Himmel zugefallen, und ich betrachte ihn mir schon einige Zeit mit Mißtrauen. Na, nun erzählen Sie mal!« Er stellte, Richards Bericht häufig unterbrechend, kurze, zupackende Fragen über Herkunft, Familienverhältnisse und über die Vorgänge der letzten Zeit. Richard Waltham gab ruhige und höfliche Antwort, ohne sich irgendwie in Widersprüche zu verwickeln.

      »Hm, merkwürdige Geschichte das!« knurrte der Oberst. »Hören Sie, Brissac, wollen den Cujon doch mal herholen lassen, ehe er erfährt, daß sein Vetter im Lager ist. Schicken Sie eine Ordonnanz nach ihm.«

      Der Leutnant entfernte sich, und der Oberst ersuchte Richard, hinter einen Vorhang zu treten. Nicht lange danach betrat Edmund Hotham, von Leutnant de Brissac gefolgt, das Zelt.

      Der junge Herr mochte einigermaßen erstaunt sein, zu so früher Stunde vor den Kommandeur befohlen zu werden; er ließ sich indessen nichts anmerken, sondern begrüßte den Oberst mit geschmeidiger Höflichkeit.

      »Hören Sie, Monsieur«, sagte der Kommandeur, »da ist uns ein Engländer eingeliefert worden, der Sie gestern abend flüchtig gesehen hat und der beim Verhör aussagte, Ihr seiet gar nicht Lord Somerset, sondern ein Monsieur de Hotham. Was sagen Sie dazu? Wir haben alle Ursache, Fremden gegenüber mißtrauisch zu sein, insbesondere, wenn sie so überraschend und unvorbereitet bei uns auftauchen wie Sie.«

      »Mein Name ist Sir Edmund Hotham, Colonel«, antwortete der Befragte sichtlich beunruhigt – wer hatte ihn gesehen? – »indessen ist vor einigen Tagen mein Oheim, Lord Somerset gestorben. Damit ist mir nach englischem Erbrecht der Titel zugefallen, und ich nenne mich seitdem absolut zu Recht Lord Somerset.«

      »Schön«, entgegnete der Oberst, »der betreffende Mann sagte aber nun weiter, eben nach diesem englischen Erbrecht sei der Titel nicht an Sie, sondern an Ihren Vetter gefallen. Wie steht es damit?«

      Hotham wußte nicht, was er aus diesen Äußerungen machen sollte, er wurde unter den scharf zupackenden Blicken der Offiziere, deren innere Abneigung er spürte, immer unsicherer. Er vermochte das Unstete in seinen Augen nicht ganz zu verbergen, dennoch erwiderte er, alle Kraft zusammennehmend, so ruhig er konnte: »Auch das wäre СКАЧАТЬ