Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller
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Читать онлайн книгу Die besten Wildwestromane & Seegeschichten - Franz Treller страница 124

Название: Die besten Wildwestromane & Seegeschichten

Автор: Franz Treller

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027238613

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СКАЧАТЬ Die weißen Leute bewiesen uns Gastfreundschaft. Als wir nach Norden gingen, sahen wir die Weiße Rose; als wir zurückkamen, sahen wir sie nicht mehr; man sagte uns, der Ottawa habe sie gepflückt, um damit den Wigwam eines Häuptlings zu schmücken.«

      »Wie sah das Mädchen aus, das du Weiße Rose nennst? Wohnte sie am Wasserfall bei den Mühlen?«

      »Am Wasserfall. Sehr schöne Squaw, Haare wie Maisstroh, Augen wie Himmel.«

      »Es ist kein Zweifel!« murmelte John, aufs äußerste erschüttert. Er sah die ruhigen, ausdruckslosen Augen der Indianer und beherrschte sich. Ni-kun-tha sagte: »Vor uns liegt ein Ottawadorf?«

      »Mein Bruder erreicht es, bevor noch die Sonne sinkt«, antwortete der Delaware.

      »Gut. Die Krieger des Dorfes sind gewiß auf dem Weg nach Süden?«

      »Es wird so sein. Alle Ottawa sind auf dem Kriegszug.«

      »Waren die Männer jenes Dorfes vorher am Genesee?«

      »Sie waren es.«

      »So wäre es also möglich, daß die junge Squaw in einem Wigwam dieses Dorfes weilt?«

      »Es ist möglich.«

      Die letzten Fragen und Antworten waren in einem Algonkindialekt gewechselt worden, von dem John nur sehr wenig verstand. Er sah noch immer verstört vor sich hin, sein Gesicht war totenblaß, seine Augen flackerten unruhig. Die beiden Delawaren erhoben sich und erklärten, daß sie sich auf den Weg machen müßten; sie beabsichtigten, in südöstlicher Richtung weiterzugehen. Sie grüßten die beiden Freunde in indianischer Weise mit der Hand auf dem Herzen und gingen über die Lichtung davon.

      »Mein weißer Bruder ist traurig«, sagte Ni-kun-tha. »Weiße Squaw vielleicht seine Schwester. Mein Bruder mag Mut fassen. Ni-kun-tha wird in das Dorf der Ottawa gehen und sehen, ob die Weiße Rose dort weilt.«

      »Wie?« fuhr John auf, »du meinst, sie könnte so nahe sein?«

      »Die Delawaren sagten, es sei sehr gut möglich.«

      »Aber kannst du dich unter die Ottawa wagen?«

      »Sie werden Ni-kun-tha für einen Freund halten. Komm!«

      Fiebernd vor Aufregung folgte der junge Weiße dem voranschreitenden Indianer. Der Himmel begann sich eben im Westen zu röten, als sie die Wigwams des Ottawadorfes erblickten. Ni-kun-tha sah sich nach einem geeigneten Versteck für John um und fand es in der Höhlung eines umgestürzten Baumriesen. »Hier warten«, sagte er kurz und schritt unbekümmert aufrechten Schrittes auf das Dorf zu. Zwischen den ärmlichen Tipis zeigte sich nur wenig Leben. Ein paar Kinder spielten im Gras; hier und da hockte ein älterer Mann pfeiferauchend vor einem Wigwam, da und dort zeigten sich ein paar Frauen.

      Ni-kun-tha blickte sich um und erkannte die Ratshütte. Zwei alte Krieger saßen davor und sahen ihm forschend entgegen. Der junge Häuptling ging auf die Männer zu, legte die rechte Hand auf das Herz und verneigte sich tief. Dann sagte er im Miami-Dialekt: »Ma-ho-ri, der Miami vom Stamme der Waiwachta, grüßt die Häuptlinge der Ottawa und bittet, ihn an ihrem Feuer schlafen zu lassen.«

      Die verschiedenen Dialekte der Algonkinvölker – sowohl Miami als Ottawa gehören dieser Sprachgruppe an – machten seine Worte den Häuptlingen ohne weiteres verständlich. In den Blicken der beiden Alten war leises Mißtrauen zu lesen. Der Miami trug keine Kriegsfarben und hatte wohlweislich auch die erbeuteten Skalpe zurückgelassen. »Wie kommt der Miami, noch dazu von Norden her, zu den Wigwams der Ottawa?« fragte der ältere der beiden.

      »Ma-ho-ri ist der Läufer seines Stammes«, antwortete Ni-kun-tha; »er war ausgesandt, den Kriegswampun zu den Pottawatomi zu tragen, der sie zu den Miami an den Ohio laden soll, um Skalpe der Yengeese zu nehmen.«

      »Mein Bruder hat dann einen großen Umweg gemacht.«

      »Er traf bei den Pottawatomi zwei Lenni-Lenape vom Totem Schildkröte, die den Friedenswampun trugen, der die Pottawatomi zu Weibern machen soll; ihnen schloß er sich auf dem Rückweg an. Wir haben uns erst heute getrennt.«

      Das trug um so mehr den Anschein der Wahrheit, als die beiden delawarischen Sendboten auf ihrer Fahrt nach Norden in diesem Dorf gerastet hatten.

      »Und«, fragte der Ottawa wieder, »haben die Pottawatomi sich durch die süßen Reden der Delawaren einschläfern lassen?«

      »Nein, meine Väter. Die Pottawatomi haben den Wampun der Miami genommen und das Beil ausgegraben. Sie sind auf dem Wege, um gegen die Inglis zu kämpfen.«

      »Das ist gut.« Der alte Ottawa nickte. »Die Delawaren sind Weiber.«

      Das Mißtrauen der Ottawa schien beschwichtigt, denn der Miamistamm, als dessen Angehöriger Ni-kun-tha sich ausgegeben hatte, war, wie jener wußte, zu den Franzosen übergegangen. Nach kurzem Schweigen sagte der ältere Ottawa: »Der Miami ist an den Feuern der Ottawa willkommen. Man wird ihm zu essen geben und ihm einen Wigwam anweisen.«

      Nachdem die Pfeife ihren Kreis gegangen war, wurde Ni-kun-tha durch einen herbeigerufenen Knaben zu einem unweit gelegenen Wigwam geführt, der leer stand. Der Miami ließ sich vor dem Eingang des Tipis nieder und sah sich mit ruhigen Blicken um. Rechts und links lagen in regellosem Durcheinander die spitzen Fellhütten; viele von ihnen waren gänzlich vereinsamt, da die Krieger sich auf dem Marsch befanden, andere waren nur von Weibern und Kindern bewohnt. Ihm fast gegenüber erhob sich eine etwas größere und solider gebaute Hütte. Ihre Fellwände waren mit Tier- und Menschengestalten kunstvoll bemalt; augenscheinlich war dies der Wigwam eines großen Häuptlings. Vor der Hütte loderte ein Feuer, über dem ein kupferner Kessel hing, dem Dampf entstieg. Während Ni-kun-tha, anscheinend ermattet vom langen Weg, nur blicklos vor sich hinzustarren schien, entging seinem scharfen Auge nichts von dem, was im Dorf vorging.

      Aus dem Wigwam gegenüber trat jetzt eine ältere Frau heraus. Sie kam über die Dorfgasse zu ihm herüber und brachte ihm auf großen Blättern angeordnet, gebratenes Fleisch und geröstetes Korn. Höflich erhob sich der Miami, ging der Frau ein paar Schritte entgegen und nahm ihr die Gabe ab.

      Die alte Ottawasquaw schien ein derartiges Benehmen von Männern nicht gewöhnt zu sein; ihr häßliches Gesicht verzog sich zu einem freundlichen Grinsen; sie sagte: »Der Miami ist ein guter Sohn. Er ist höflich.«

      »Unsere Väter lehrten uns, einer Squaw ehrerbietig zu begegnen«, versetzte Ni-kun-tha.

      »Das ist gut. Ich wollte, die Männer der Ottawa dächten ebenso.« Sie überließ ihm die Speisen und watschelte über die Dorfgasse zurück. Ni-kun-tha sah ihr nach und ging dann ein paar Schritte hinter ihr her. Sich umwendend, fragte die Frau: »Willst du noch etwas?«

      »Würde die gute Mutter mir eine Schale mit Wasser reichen?« sagte der Miami, »Ma-ho-ri ist durstig.«

      »Warte«, sagte die Frau und trat, das Eingangsfell beiseiteschiebend, in den Wigwam mit den Figuren auf den Fellwänden.

      Sekundenlang durchdrang Ni-kun-thas Falkenblick das Halbdunkel der Hütte; er glaubte im Hintergrund das blonde Haar einer weißen Frau zu erkennen. Gleichgültig wandte er sich ab. Als die Frau wieder erschien und ihm eine Kürbisschale mit Wasser reichte, sah er in eine ganz andere Richtung. Er setzte die Schale an den Mund, löschte seinen Durst und reichte sie der Alten zurück. »Dein Mann nimmt Skalpe der Inglis?« sagte er.

      »Mein Mann weilt СКАЧАТЬ