Die wichtigsten Dramen. Людвиг Тик
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Название: Die wichtigsten Dramen

Автор: Людвиг Тик

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9788027238385

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СКАЧАТЬ Ich schwöre Ihnen zu, – nennen Sie es Schwäche, oder wie Sie wollen, ich habe mich ein paarmal, aus Neugier, langer Weile, Sucht zum Seltsamen, verleiten lassen, ein solches Weib zu besuchen, und jedesmal, wenn ich vor ihr stand, mußte ich, wider meinen Willen, alles glauben, was sie mir vorsagte.

      DORNBERG. Sehr schwach.

      WERNER. Oder auch stark, wie man's nimmt. Sie sind zu vernünftig, um sich auf eine Viertelstunde so täuschen zu lassen.

      WALTHER legt eine große Brieftasche auf den Tisch. Die Zeitungen! – Ab.

      AHLFELD. Ah! die Zeitungen, politische und gelehrte! – Hier. Er öffnet die Brieftasche.

      WAGEMANN. Ist der Hamburger Korrespondent dabei?

      AHLFELD. O ja! wie würde ich den fehlen lassen! –

      Jeder nimmt ein Blatt und liest; der BARON und JULIE sprechen heimlich mit einander.

      WERNER. Ehlert!

      EHLERT. Was willst Du?

      WERNER. Sieh einmal die Narren, wie jeder nun mit einem Blatte vor der Nase sitzt.

      EHLERT. Je laß sie doch, sie wollen ja die Zeitungen lesen.

      WERNER. Laß Dich doch nicht so zum Besten haben.

      EHLERT. Sie thun mir ja nichts.

      WERNER. O Du Gutmüthigkeit! – Mir sind sie alle verhaßt! – Sieh nur Ahlfelds Mienen, der sich gewiß darüber wundert, daß er nicht unter den Beförderten genannt ist. – Ich möchte lachen, und mich ärgern. – Und Julie, – je nun, mag sie's haben, ich gönne ihr ihr Glück; – ich wollte sie sprechen und ihr sagen – ach! es ist alles einerlei!– Komm, willst Du mit in den Garten gehn? Ich muß mich von diesen Gesichtern erholen.

      EHLERT. Es schickt sich doch wohl nicht, ich bin hier so fremd.

      WERNER. Nun so geh' ich eine Weile spazieren; ich seh' Dich bald wieder. Ab.

      Zwölfter Auftritt

       Inhaltsverzeichnis

      VORIGE, ohne WERNER.

      AHLFELD. Giebt's was Neues?

      WAGEMANN. Eben nicht.

      ROTHMANN. Salzmann kündigt hier an, daß er für 1 rthl. 8 gl. einen Himmel auf Erden liefern will.

      WAGEMANN. Nun, das ist billig.

      AHLFELD. Aber, daß ich's recht begreife, – mit Erlaubniß, – ist das nur so zum Spaß?

      ROTHMANN. Nein, es ist sein völliger Ernst.

      WAGEMANN. Nun sage mir einer, daß die Welt nicht närrisch sei! –

      BERGER. Das Politische scheint nicht von Bedeutung.

      AHLFELD. Sehr von Bedeutung, in Rußland gehn ja die Couriere stark; – es sind wunderbare neue Combinationen in dem bekannten Gleichgewichte von Europa.

      DORNBERG. Wie das?

      AHLFELD. Ja, es verändert sich alles so gewaltsam, – es ist gleichsam Evolution und Revolution schon im Zuschnitt da, – es geht wie ein elastisches Feuer von einem Gliede ins andre, – es wird eine gewaltige Reverberation setzen.

      ROTHMANN. Meinen Sie? – Die Menschheit wird im Ernste jetzt wiedergeboren, – es –

      AHLFELD. Erlauben Sie, – wie ich sagte, Schlag auf Schlag, und das giebt am Ende Reverberationen, daß es kaum zu begreifen ist.

      ROTHMANN. Und der Adel der Menschheit wird wiederhergestellt, die Moralität kömmt wieder oben auf.

      AHLFELD. Ganz recht, denn die seltsamen Conclusionen, die jetzt zu Stande kommen, werden der ganzen Sache den Ausschlag geben. – Sie sind, wie gesagt, ein guter, ein geschickter Mann, Herr Rothmann, aber von der Politik scheinen Sie, mit Ihrer Erlaubniß, nicht viel zu verstehn. Es ist aber auch ein Studium, das mehr als ein Sensorium commune erfordert, – es ist gleichsam der Radius aller Wissenschaften, der Inbegriff des Ganzen, wie gesagt. –

      JULIE. Haben Sie sich schon wahrsagen lassen?

      DORNBERG. Wie kommen Sie darauf? – Nein.

      JULIE. Es muß doch eine seltsame Empfindung sein.

      DORNBERG. O ja, der Gedanke ist abentheuerlich genug.

      JULIE. Und wenn es eine größere Gesellschaft ist, muß es auch zugleich lustig sein.

      ROTHMANN. Gewiß, – und es ist zugleich eine poetische Illusion. Ein dunkles Zimmer, – ein altes Weib, die mit der größten Zuversicht ihre Prophezeiungen hersagt. –

      BERGER. Es wäre eine Erfahrung mehr, die man machte.

      JULIE. Wir sollten Herrn Werner bitten, uns die Wohnung der Frau zu sagen, – und so alle zusammen hingehn. Es ist etwas zu lachen auf Monate.

      DORNBERG. Wenn es Ihnen Vergnügen macht, von Herzen gern.

      ROTHMANN. Schon in der bloßen Aktion des Kartenlegens liegt so etwas Abentheuerliches. –

      AHLFELD. Kinder, Kinder, – ich weiß durch einen Zufall die Wohnung des Weibes, – aber bedenkt, ich bitte Euch, – o pfui. Ihr alle wolltet so abergläubisch sein?

      JULIE. Kein Aberglaube, lieber Onkel, es ist nur des Spaßes wegen.

      AHLFELD. Wir müssen dem Himmel dafür danken, daß die Aufklärung, ein vernünftiges Eclaircissement, endlich mit vieler Mühe zu Stande gebracht ist, und nicht nun muthwillig wieder einreißen, was so langweilig aufgebaut ist.

      ROTHMANN. Aber das Poetische darin –

      AHLFELD. Mit Erlaubniß, wo steckt denn das Poetische? – Phantastisch ist es, – barock und grotesk! – Ja, zu Hamlets und Makbeths Zeiten, das weiß ich selber gut genug, da wurden solche Hexen und Wahrsager aufs Theater gebracht, – das war das Zeitalter des dunkeln Mittelalters. Damals waren diese Phantome gleichsam noch amüsant, weil man noch daran glaubte; und wie ich sage, sie existirten blos deswegen, weil man daran glaubte. Das war also zu Hamlets Zeiten.

      ROTHMANN. Zu Shakspeare's –

      AHLFELD. Nun ja freilich, das behaupte ich eben. Aber jetzt ist die Menschheit zu vernünftig; denn die Fackeln und die Lichter, alle die Gelehrten, das Wesen, die Recensionen, – da ist ja alles, was man sonst vom Aberglauben dachte und schrieb, über den Haufen gefallen.

      DORNBERG. Aber zur Ergötzung, –

      AHLFELD. Nein, nein! ich kanns nicht zugeben. Ihr seid ja alle wie Werner geworden, über den wir eben erst gespottet haben.

      JULIE. Wo wohnt die Frau?

      AHLFELD. Nichts, nichts! ich erlaube es nicht, es kann nicht sein. – Man sollte СКАЧАТЬ