Die wichtigsten Dramen. Людвиг Тик
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Название: Die wichtigsten Dramen

Автор: Людвиг Тик

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9788027238385

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СКАЧАТЬ Wie viel hat man sich zu sagen, wenn man sich in so langer Zeit nicht gesehn hat; mir ist in der Nacht noch manches eingefallen, was ich vergessen hatte.

      HEINRICH. Wir können uns ja nun aussprechen. – Bald, hoff' ich, sollst Du mich als verheiratheten Mann sehn, wenn mich die hiesigen Fräulein nicht ausschlagen wollen.

      ADELHEID. Wie denkst Du von Karl von Berneck?

      HEINRICH. Ich habe ein inniges Mitleid mit ihm, er ist gut und achtet sich unter den Menschen selbst für verloren.

      ADELHEID. Sein Bruder Reinhard liebt ihn nicht.

      HEINRICH. Die Jugend braust noch zu sehr in ihm, er wird vielleicht ein liebenswürdiger Mann werden.

      ADELHEID. Ach, lieber Bruder, es ist Unrecht, wenn ich vor Dir Geheimnisse haben sollte: – Karl von Berneck hat mir gesagt, er liebe mich, was sagst Du dazu?

      HEINRICH. Wichtiger ist, was Du dazu sagst.

      ADELHEID. Ich weiß nicht mehr, was ich ihm geantwortet habe, aber ich glaube, es war fast das nämliche, was er mir sagte.

      HEINRICH. Glück zu! er genest dann vielleicht von seiner Melankolie, die das Unglück seines Hauses in ihm erzeugt hat.

      REINHARD kömmt. Gott grüß Euch, ich dachte nicht, Euch beide schon munter zu finden.

      HEINRICH. Der schöne Morgen hat uns geweckt.

      REINHARD. Mein Fräulein, ich komme mit einer eigenen Botschaft. Ich habe meine Bewerbung um Euch geendigt, ich bin mit meinem Bruder versöhnt, und ich bitte für ihn um Eure Hand.

      ADELHEID. Gott! wie viele Freude auf einmal! – O verzeiht mir, Ritter, ich weiß nicht, was ich spreche. – Ihr seid mit ihm versöhnt?

      REINHARD. Wie schwer und schmerzlich zu hassen, und wie leicht ist dagegen die Liebe! Welch ein Leben führen wir im Haß? Wir haben keine Sonne, die uns leuchtet, kein Feuer, das uns erwärmt; wir verlieren in einer todten Einsamkeit unsern eigenen Werth.

      ADELHEID. So hör' ich Euch gern.

      REINHARD. In dieser Nacht ist eine wunderbare Veränderung mit mir vorgegangen. Mir fiel es zum erstenmale auf's Herz, wie elend mein Bruder sei, wie von aller Welt losgetrennt, fern von jedem Schimmer des Glücks, wie er nicht einmal sagen könne, daß er einen Bruder habe, – o wir werden innerlich oft anders, ohne daß wir sagen können, wie es geschieht; und so ist es mir ergangen. – O lieber Ritter, widersetzt Euch meiner Bitte, der Bitte meines Bruders nicht: vergeßt seine Fehler, er wird anders werden, er ist gut.

      HEINRICH. Ich habe nur so lange geschwiegen, weil ich Euch bewundert habe. Ihr seid ein edler Mann, ein zärtlicher Bruder; mich freut es, daß Ihr wieder einverständigt seid und ich kann gegen diese Verbindung nichts einwenden. Möge sie glücklich sein auf immer! – Aber wo ist Euer Bruder?

      REINHARD. Ich mußte vorangehn, um mit Euch zu sprechen, weil er es nicht wagte, Euch den Antrag zu thun. Ich will ihn jetzt hereinführen. geht ab.

      HEINRICH. So sind wir ja alle zufrieden und glücklich.

      REINHARD. KARL.

      KARL. Und es ist Euer Wille? – Ihr verstoßt mich nicht?

      HEINRICH. Ich begrüße Dich als meinen Schwager; ich freue mich, daß ich Dich so nennen darf.

      KARL. O so sind die Menschen doch besser, als ich glaubte! – Aber noch kann ich mich in meinem jetzigen Himmel nicht zurechtfinden, meine Augen sind wie geblendet; vergebt diesem schwachen Herzen, das an Glück noch nicht gewöhnt ist. – O Adelheid! er sinkt vor ihr nieder. Du bist ein Engel vom Himmel, der mir die Versöhnung Gottes ankündigt; – auch meinen lieben Bruder hab' ich wieder gewonnen, alles endigt besser als ich

       dachte.

      ADELHEID. Steht auf, steht auf. – leise. Ich konnte nicht in den Garten kommen, ein langes Gespräch mit dem Bruder hielt mich zurück.

      REINHARD. Bist Du nun ganz glücklich, Karl?

      KARL. Ich hoffe, die Schuld ist nun von mir hinweggenommen, mein Bruder hat es ja auch gesagt; was wollen sie mehr? – er sieht sich furchtsam um. Rührt sich nichts? Hört Ihr nichts die Wände herabschleichen?

      REINHARD. Fasse Dich, lieber Karl, falle nicht wieder in Deine alten Phantaseien.

      KARL. O Bruder, ich bewache mich sehr. Aber soll der arme Mensch denn nicht wahnsinnig werden, wenn ihn das Wundervollste wie das Gewöhnlichste umgiebt? Ihr alle würdet eben so sein, wie ich, wenn Euch alles eben so begegnet wäre.

      HEINRICH. Ich glaube Dir, sieh, Du taumelst.

      ADELHEID. Karl, kennst Du mich? bist Du froh?

      KARL. O, ich bin vom Glanz geblendet, Adelheid, – theures Mädchen, für die ich glücklich sein möchte, – o wenn es nur jetzt ruhig bleiben wollte, – mein Herz klopft so ängstlich – mein Kopf schwärmt. – er kniet nieder. Ich beschwöre Dich, ich flehe es von Dir, laß es mir jetzt verziehen sein; sieh, das schönste Glück der Erde wird mir angeboten, so halte Dich nun auch still und abwärts, verzeih endlich Deinem unglücklichen Sohne: sieh diese Thränen und laß es nun genug sein. – er steht auf. Ich hoffe, es ist nun alles vorüber und ich fasse frischen Muth. Jede Strafe ermüdet endlich; warum sollte diese Rache nicht langsamer werden, und immer um mehrere Schritte hinter mir zurückbleiben, und immer mehr, bis ich sie ganz aus dem Augen verloren habe und ich davon wie von einem fernen Traume sprechen kann?

      HEINRICH. Gieb mir Deine Hand, Adelheid. – er legt die Hände in einander. Der Himmel segne Euch.

      REINHARD weinend. Seid immer glücklich!

      Der Geist Mathildens steht zwischen ihnen.

      ADELHEID. Welcher Schauder geht durch mein Gebein! –

      Der Geist geht ab.

      KARL schleudert Adelheid weit von sich, die übrigen entsetzen sich. Ha! es ist vorüber – es soll nicht sein! Und immer ungeheurer wird die Gegenwart und Mord und Tod kömmt aus der aufgeregten Erde wieder. – Und auch ich will nicht mehr leben. – Kommt heran, Ihr Mörder, hier ist mein Herz! – Sei verflucht, Mutter, dreimal verflucht, verflucht sei dieser Sohn, den du geboren hast, hundert, tausendmal verflucht! – Du hast kein Mutterherz, die Verdammniß hat dich zu einem Geiste der Quaal umgeschaffen. – er steht knirschend da, Adelheid und Heinrich entfliehn. Lauter und lauter donnerts! Herauf Verdammniß aus dem tiefsten Abgrund! – Wie Wolken steigen die Flüche empor.

      REINHARD. Fasse Dich, Bruder,

      KARL. Wer bist Du? Ich kenne Dich nicht! Eine wilde ungeheure Gestalt. – O hört, wie sie heulen im Abgrunde der Finsterniß, im tiefsten, letzten, vor dem jeder Lichtstrahl scheu zurückbebt, dort liegen sie an ew'gen Ketten, die Vatermörder, die Muttermörder; ein hohles Echo wirft aus den tiefen feuchten Schlünden ihre Schuld zurück, sie wünschen sich in das Getöse, in die Feuerfluthen der Verdammniß, um ihren Gedanken zu entkommen.

      REINHARD heftig. Bruder! komm zurück, ich beschwöre Dich! –

      KARL. Und diese erwarten mich! – Ich will zu Euch, ich will nicht lange zögern, die Stunde ist gekommen.

      REINHARD. Bruder, ich bin allein mit Dir und ich fühle, wie mich Dein СКАЧАТЬ