DER FEUERVOGEL. Daphne Niko
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Название: DER FEUERVOGEL

Автор: Daphne Niko

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Sarah Weston Abenteuer

isbn: 9783958353909

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СКАЧАТЬ kann ihr Vertrauen nicht verletzen. Tut mir leid.«

      »Das Mädchen wird vermisst, Nakai.« Sarah wurde lauter. »Das ist nicht der richtige Zeitpunkt für Geheimnisse.«

      »In Ordnung. Sie hatte eine Art Vision. Mehr weiß ich nicht.«

      »Ich glaube dir nicht.« Ihre zusammengebissenen Zähne ließen die Worte verzerrt klingen.

      Daniel mischte sich ein. »Du hast gesagt, dass du versucht hast, dem blauen Truck zu folgen. Wohin ist er gefahren?«

      »Er fuhr die 264 runter und ist nach Hotevilla abgebogen. Da hab ich die Spur verloren.«

      »Warum bist du ihm nicht in den Ort gefolgt?«

      »Glaub mir, ich bin da nicht willkommen. Ich hab mich dazu entschieden, das Reservat und die Sitten meines Volks hinter mir zu lassen, damit ich im System des Weißen Mannes unterrichtet werden kann. Unter Traditionalisten gleicht das Hochverrat. Um es noch schlimmer zu machen, studiere ich Archäologie.«

      Letzteres musste er nicht erklären. Es war kein Geheimnis, dass indigene Völker ein tiefes Misstrauen für diejenigen hegten, die die Vergangenheit ausgruben. Ihrem Glauben nach mussten Relikte der Vorfahren bleiben, wo sie lagen. Nicht nur störten die Ausgrabungen die Ahnen, sie machten ihr Erbe auch jenen zugänglich, die kein Recht darauf hatten. Menschen, die ihren mündlichen Überlieferungen und ihren Instinkten vertrauten, ohne einen Beweis dafür zu brauchen, konnten mit der westlichen Idee, um jeden Preis zu erfahren, was in der Vergangenheit geschehen war, nichts anfangen.

      »Danke, Nakai«, sagte Sarah. »Wir übernehmen das jetzt.«

      »Eine Sache noch.« Er zog einen Gegenstand aus seiner Tasche. »Ich hab das vor dem Hogan gefunden.«

      Sarah begutachtete die zehn Zentimeter große Holzschnitzerei einer Puppe mit dem Kopf eines Vogels und dem Körper eines Mannes. Kreuze markierten ihre Augen und Federn dekorierten ihren Kopf. »Eine Kachina-Figur.« Sie wandte sich Daniel zu. »Hopi, dem Aussehen nach.«

      Daniel nahm sie in die Hand und musterte sie rundherum. »Der Roadrunner.« Er beäugte Nakai. »Das hast du draußen gefunden, sagst du?«

      »Genau.«

      »Überlass sie mir. Ich will sie mir genauer ansehen.«

      »Wie du willst.« Nakai verließ den Hogan.

      Sarah wandte sich an Daniel. »Danny, denkst du …«

      Er legte einen Finger an die Lippen und sah über die Schulter zum Fenster hinaus. »Hier sind zu viele Ohren. Wir besprechen das unter vier Augen.«

      Kapitel 10

      Der Highway 264, die Straße, die ins Reservat der Hopi führte, zerteilte trockenes Land, das mit der spärlichen Vegetation der Wüste gesprenkelt war. Es war ein trostloser, baumloser Ort, gelb vor Durst und von der Sonne bis zum Rand der Unfruchtbarkeit ausgedörrt. Noch schlimmer: Er war von Navajo-Land umgeben – eine Anomalie innerhalb eines Gebiets, das sonst voller Berge, Flüsse und Ackerflächen war.

      Fremde waren leicht versucht, diese Menschen dafür zu bemitleiden, dass sie in diesen kargen Winkel der Erde verbannt und gezwungen waren, Felsen und vertrockneter Erde eine Existenz abzuringen. Sarah wehrte sich gegen dieses Gefühl, denn sie wusste, dass die Hopi es anders sahen. Sie waren ein stolzes Volk, das sich entschieden hatte, mit Entbehrungen zu leben, damit sie nicht zu selbstzufrieden oder undankbar wurden – Eigenschaften, die das Ende ihrer Spiritualität anzeigen würden.

      Sarah griff in ihre Tasche, um die Kachina-Figur herauszuholen, und betrachtete sie. Es gab schönere Kachinas, doch diese hier war authentisch, mit groben Messerspuren geschnitzt und mit Farben bemalt, die vermutlich aus der Natur stammten. Der Kopf hatte die Farbe von Asche, der Schnabel war schwarz. Der Oberkörper war nackt, aber mit Armbändern und Schärpen geschmückt, und der Unterkörper war mit einem Rock bedeckt. Verblichene braune Federn bedeckten den Ober- und Hinterkopf der Figur.

      Daniel richtete seinen Blick von der Windschutzscheibe auf den Beifahrersitz. »Sieht ein wenig bedrohlich aus, findest du nicht? Ich kann verstehen, warum sie als Beschützer eingesetzt wird.«

      Sarah löste den Blick nicht von der Figur aus Pappelholz. »Ich frage mich, warum eine Puppe, die Zauberei abwehren soll, vor Phoebes Zimmer gefunden wurde.«

      »Kann ich dir nicht sagen.« Er nickte zu einer Straße links von ihnen. »Finden wir heraus, was unsere Freunde in Hotevilla dazu meinen.«

      Er bog ins Dorf auf der dritten Mesa ein und hielt an einer kleinen Tankstelle, um vollzutanken. Auf der anderen Seite der staubigen Straße stand ein Schild mit handschablonierten Buchstaben, das verkündete: »Willkommen in Hotevilla. Bilder machen verboten.« Sarah ging hinein, um zu bezahlen und um die Besitzerin, eine rundliche junge Frau, nach der Warnung zu fragen.

      Die Frau stellte keinen Augenkontakt her. »Nein, keine Fotos. Auch keine Zeichnungen oder Skizzen. Oder Notizen. Das verstößt gegen unsere Gesetze.«

      Sarah gab ihr dreißig Dollar für das Benzin. »Kennen Sie zufällig einen Mann namens Michael Gonzales?«

      Die Frau tat so, als richtete sie das Tabakregal gerade.

      »Bitte. Ich habe etwas, das ihm gehört, und möchte es gern zurückgeben.«

      Das Mädchen warf Sarah einen verstohlenen Blick zu. »Er hat in Oraibi gelebt. Aber er ist vor vielen Jahren gestorben.«

      Sarah ließ sich ihre Überraschung nicht anmerken. »Danke. Guten Tag.«

      Oraibi befand sich noch einige Meilen weiter den zweispurigen Highway hinunter. Das Dorf lag vom Highway zurückversetzt und wurde über eine unbefestigte Straße erreicht, die zu einem zentralen, runden Platz führte, wo eine Handvoll Autos geparkt stand.

      Daniel hielt den Jeep am Rand der Straße an und die beiden gingen zu Fuß weiter. Es war Vormittag und alles war still, abgesehen von ein paar Hunden, die um ein Stück Irgendwas stritten. Von ihrem Standpunkt aus konnte Sarah quasi das ganze Dorf und bis hinunter ins Tal sehen. Hier lebten vermutlich fünfundzwanzig Familien, die alle strenge Traditionalisten waren, wie sie gehört hatte.

      »Vielleicht können wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen«, sagte Daniel. »Nakai hat erwähnt, dass Tocho aus Oraibi stammt.«

      »Hoffen wir mal, dass das nicht noch eine weitere Lüge war.«

      Die winzigen Gebäude, aus heimischem Stein und Lehmmörtel gebaut, waren in miserablem Zustand oder fielen regelrecht auseinander. »Dieser Ort hat sich seit Anbruch des zwölften Jahrhunderts nicht sehr verändert«, sagte Daniel.

      »Sind diese Häuser noch bewohnt?«

      »Viele von ihnen schon. Die Menschen leben wie ihre Vorfahren. Und sind auch ziemlich stolz darauf.«

      Sie folgten einem unbefestigten Weg zu einem offenen Bereich, der vermutlich als Platz für Zeremonien und Feste diente. Nichts war gepflastert und wahllose Gegenstände – von Tonscherben über Müll zu zerbrochenen Pfeilen – lagen dort, wohin sie gefallen waren. Ein kühler Windstoß hob den Staub vom Boden. Die rauen Partikel kratzten über Sarahs Haut und verkündeten den Beginn von etwas.

      Sie СКАЧАТЬ