Gesammelte Werke. Isolde Kurz
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Название: Gesammelte Werke

Автор: Isolde Kurz

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962812515

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СКАЧАТЬ Rin­gen mit­an­ge­se­hen und es ängst­lich be­hü­tet. Aber er war ein Mann und ge­hör­te dem Werk. Die Frau war im­mer Frau, Hü­te­rin und Hel­fe­rin, bei der man Schutz und Scho­nung sucht, ohne ihr sel­ber sol­che zu ge­wäh­ren, denn das war ihr na­tür­li­ches Amt: wenn sie Man­nes­werk tat, so muss­te es ne­ben­her ge­sche­hen, ohne die dem Mann zu­ste­hen­den Rück­sich­ten und Rech­te, und wenn ihr das Wun­der ge­lang, so wur­de es von nie­mand als ein sol­ches an­ge­rech­net. Das war al­len Geis­tern so tief ein­ge­brannt, dass kei­nen ein­zel­nen des­halb ein Vor­wurf trifft. Das meis­te, was ich in jün­ge­ren Jah­ren Zu­sam­men­hän­gen­des schrieb, ist zwi­schen Kof­fern wie auf der Flucht ge­schaf­fen. So­bald ich das ge­lieb­te müt­ter­li­che Haupt in gu­ter Ob­hut wuss­te, reis­te ich weg, und es war je­des Mal ein un­be­schreib­li­ches Au­fat­men, dem un­ru­he­vol­len Haus­halt ent­ron­nen zu sein. Ich woll­te dann nichts, gar nichts, als die Ge­sell­schaft des Ei­nen. Stock­te ein­mal die Ein­ge­bung doch, so konn­te es ge­nü­gen ins Freie zu ge­hen, dass sie zu­rück­kam; ge­le­gent­lich er­hasch­te ich auch aus dem Mun­de Vor­über­ge­hen­der ein Zu­falls­wort, das als Stich­wort wirk­te und ein feh­len­des Mo­tiv er­schloss: so fand ich auf der Stra­ße un­er­war­te­te Mit­ar­bei­ter. Was je­ner Eine mir war, ist nur in Wor­ten sei­ner ei­ge­nen Spra­che aus­zu­spre­chen, Pro­sa­re­de ver­mag es nicht. Es war in ei­ner der schöns­ten tos­ka­ni­schen Land­schaf­ten, dass ich an ei­nem Wald­rand sit­zend mit dem Blick auf die wei­te, vom Sil­ber­band des Flus­ses durch­zo­ge­ne Ar­no­ebe­ne und die rau­chen­den Mei­ler von Val­lom­bro­sa, ihm an auf­ein­an­der­fol­gen­den Ta­gen ein lan­ges Lie­bes­lied »Im­mer zu Zwei­en« sang:

       Mich hält der Freund in kö­nig­li­cher Haft

       Und Ein­sam­keit, die kei­ne Schre­cken schafft.

       Er baut ein Haus mir in kris­tall­nen Räu­men,

       Von Stim­men tö­nend und be­sucht von Träu­men,

       Malt bun­te Schei­ben drein mit Künst­ler­fleiß,

       Um­türmt mich rings mit blau­em Glet­sche­reis

       Und hat mich über all sein Gut ge­setzt,

       Denn Kö­ni­gin von Traum­land bin ich jetzt,

       Schmück’ mich für ihn mit dia­man­te­nen Zin­ken

       Und Per­len­schnü­ren, die wie Trä­nen blin­ken.

       So lieg ich fest im Lie­bes­netz ver­spon­nen,

       Ich merk’ es kaum, wenn neu ein Jahr ver­ron­nen.

       Ich seh’ nicht mehr der Bä­che trä­gen Lauf,

       Doch jede stär­ke­re Wel­le schlägt her­auf,

       Denn un­ten flu­tet groß und ernst die See.

       Dann spre­chen wir von den Ver­sun­ke­nen viel

       Und von des Mee­res im­mer glei­chem Spiel,

       So sit­zend bis ver­bleicht des Ta­ges Schein.

       Am Abend la­den wir Ge­sell­schaft ein:

       Die Bes­ten all von Le­ben­den und To­ten,

       Der Freund­li­che hat sie für mich ent­bo­ten,

       Er führt die Gäs­te fest­lich an­ge­tan

       Ins Haus und zün­det alle Lam­pen an. – – –

      Kam ich von ei­ner sol­chen Flucht mit ei­ner neu­en Gabe des Freun­des, sei es in Ver­sen, sei es in Pro­sa zu­rück, so war Müt­ter­leins Ju­bel un­end­lich. Mein Zim­mer war in einen Blu­men­tem­pel ver­wan­delt; wenn es die Jah­res­zeit er­laub­te, stand so­gar ein Blü­ten­ast, dick wie ein Baum, in der Ecke hin­ter dem klei­nen Kana­pee. Nach die­sem blin­zel­te ich aber nur mit scheu­en Au­gen: ich wuss­te, was mich dort er­war­te­te. Die Gast­li­che pfleg­te in mei­ner Ab­we­sen­heit jun­ge Men­schen­we­sen von aus­wärts, die gern ein paar Wo­chen Flo­renz ge­nie­ßen woll­ten, in mei­nen Räu­men zu be­her­ber­gen. Wa­ren sie männ­li­chen Ge­schlechts und ge­wohnt, spät und nicht mehr ganz hel­le nach Haus zu kom­men, dann lehn­ten bei mei­ner Rück­kehr zer­bro­che­ne Stuhl­bei­ne, ab­ge­schla­ge­ne Ti­sche­cken und ähn­li­ches an der Wand hin­ter dem Kana­pee: je hef­ti­ger es im Zim­mer blüh­te, de­sto grö­ßer wuss­te ich den Scha­den da hin­ten in der Ecke. Mein Müt­ter­lein nahm sol­che Ge­ge­ben­hei­ten für et­was Un­wi­der­ruf­li­ches und glaub­te, al­les Nö­ti­ge sei ge­sche­hen, wenn die Op­fer der ge­stei­ger­ten Gast­freund­schaft den Bli­cken ent­zo­gen wa­ren. Mir blieb die pro­sa­i­sche Auf­ga­be, den Schrei­ner zu ru­fen, den un­sicht­ba­ren Freund auf die Sei­te zu stel­len und das er­neu­te Fa­mi­li­en­le­ben mit lau­ter Wie­der­auf­bau zu be­gin­nen.

      *

      Es ist für einen Au­tor im­mer ge­fähr­lich, wenn sei­ne Lauf­bahn mit ei­nem schnel­len und durch­schla­gen­den Er­folg, wie es bei den »Flo­ren­ti­ner No­vel­len« der Fall war, an­hebt. Ent­we­der durch das dem Men­schen in­ne­woh­nen­de Träg­heits­ge­setz, das ihn leicht ver­lei­ten kann, auf der mit Glück ein­ge­schla­ge­nen Stra­ße zu blei­ben, die je län­ger er dar­auf geht, um so be­que­mer wird, – oder durch das Ver­lan­gen der Le­ser, die ihn nach dem glei­chen Träg­heits­ge­setz auf dem Weg, wo sie ihn zu­erst ge­se­hen ha­ben, im­mer wie­der an­tref­fen möch­ten, ein Ver­lan­gen, das der Buch­han­del fein­hö­rig auf­nimmt und in ver­lo­cken­den Ver­lags­an­ge­bo­ten an den Schaf­fen­den wei­ter­gibt. Die ers­te­re Ver­su­chung war für mich kei­ne: die »Flo­ren­ti­ner No­vel­len«, die ich aus dem Trüm­mer­sturz des zu­erst ge­plan­ten Wer­kes her­auf­ge­holt hat­te, fort­zu­set­zen, konn­te mir nicht ein­fal­len, sie be­deu­te­ten für mich den, wie ich mein­te, end­gül­ti­gen Ab­schluss ei­ner Le­bens­span­ne. Jetzt kam es dar­auf an, das Werk­zeug sel­ber wo­mit ich schuf zu ver­bes­sern. Dass ich den­noch ein hal­b­es Men­schen­al­ter spä­ter zu den Trüm­mern um­keh­ren und sie mit bes­se­ren Mit­teln neu auf­bau­en wür­de in der »Stadt des Le­bens«, hat mir da­mals kein Vö­ge­lein ge­sun­gen, so völ­lig war ich ab­ge­wandt von den Bil­dern der Ver­gan­gen­heit. Da­für mach­te ich nun die Er­fah­rung, was es auf sich hat, wenn man die ge­fun­de­ne si­che­re Krip­pe ver­lässt und nach ganz neu­en Wei­den sucht. Ich hat­te ein­mal als jun­ges Mäd­chen in dem Münch­ner Dich­ter­kreis Wil­helm Hertz äu­ßern hö­ren, nichts wer­de dem Dich­ter schwe­rer ver­zie­hen als Viel­sei­tig­keit. Ein mir un­ver­ständ­li­ches Wort, denn was könn­te, so schi­en mir, er­stre­bens­wer­ter sein, als sich nach vie­len Rich­tun­gen auf­ge­schlos­sen und schaf­fens­stark zu er­wei­sen? An den »Ita­lie­ni­schen Er­zäh­lun­gen«, die ich zu­nächst den »Flo­ren­ti­ner No­vel­len« fol­gen ließ, soll­te ich die Wahr­heit des Wor­tes er­pro­ben. In­dem ich dies­mal die Stof­fe aus der le­ben­di­gen Um­welt hol­te, zeit­lo­se Vor­wür­fe, wie sie sich un­ter ein­fa­chen Men­schen im­mer­zu er­eig­nen und die nur der Deu­tung har­ren, konn­te ich un­mit­tel­ba­rer er­fas­sen, was das Men­schen­herz be­wegt. Ich wuss­te, dass ich da­mit einen ent­schei­den­den Schritt über die »Flo­ren­ti­ner СКАЧАТЬ