Название: Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch
Автор: Walther Kabel
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788075835246
isbn:
Gupa lachte — sein Lachen. Sussik aber hüstelte, — und das war jetzt nötig, denn sobald der Schwarze Sussik wiedererkannt hätte, würde des Bischarin Leben geliefert gewesen sein. — Nur die entsetzliche Hungerkur mochte Sussiks Züge so verändert haben, daß der Neger bisher ahnungslos geblieben.
Draußen wiederum Schritte, der Zeltvorhang wurde gehoben und Cordys wildes Gesicht erschien im Lichtschein. Er winkte den Schwarzen …
»Erst den da!« — und er deutete auf Gupa. »Wir werden sie einzeln an die Palmen fesseln, weit auseinander, — verbinde ihnen auch die Augen.«
Gupa besaß schon Kräfte, — der Schwarze die dreifachen.
Er warf sich Gupa wie einen Strohsack über die Schulter, schritt davon, und James Cordy blieb im Eingang stehen. Am Ledergürtel trug er drei Pistolen, die vierte hielt er in der Hand.
Ich mußte sehr vorsichtig sein. —
Tübbicke und der Bischarin wurden weggetragen, — als letzter ich … der Neger, begleitet von Cordy, stellte mich an der Nordseite des Teiches an eine Palme. Er hatte sich einen langen Strick um den Hals gehängt, dazu einen leeren Sack.
Cordy schickte ihn weg. »Schneide Zweige für den Elefant … Ich werde diesen Kerl festbinden — selbst, er ist der gefährlichste …«
Als wir allein waren, flüsterte er triumphierend: »Sind Sie zufrieden? Ich denke, so ist es am besten. — Meine Leute schicke ich als Wachen oben auf die Dünentreppe … Ich bleibe in Ihrem Zelt. Da Sie den Stollen nicht kennen und da auch Wera ihn bestimmt nicht kennt — wir haben sie mit einer Decke überm Kopf hereingeführt —, seid ihr beide mir sicher …«
Er funkelte mich bösartig an …
»Sie sind mir ein zu gerissener Kunde, um Ihnen blindlings zu vertrauen! Sie können mir das nicht verdenken … Wir sind bis auf die Zähne bewaffnet, Ihnen haben wir selbst das Messerchen abgenommen, Abelsen! Machen Sie keine Dummheiten! Ehrlich Spiel!!«
»Ehrlich Spiel! Nur mein Feuerzeug und zwei Zigarren spenden Sie mir, Cordy. Ich bin Kettenraucher … und ich brauche das Nikotin … Es wetzt den Verstand, Cordy … Wera wird nicht so leicht zu überlisten sein …Auch Küsse unter Palmen nützen nicht viel,wenn man nicht seine fünf Sinne beisammen hat …Oder betrachten Sie Zigarren als Wurfkeulen?! Haben Sie Angst?!«
Er hielt mir seine Pistole vor die Stirn …
»Angst?! Ich?! Aber Sie warne ich!! — Ich werde Sie ganz lose festbinden … Wir pflegen das Weib für die Nacht zu fesseln. Sie werden die Knoten unschwer lösen können …«
Fuselgeruch schlug mir aus seinem Munde entgegen …
»Sie sollten besser nicht saufen!« meinte ich absichtlich. »Unser Geschäft verlangt klaren Kopf. — Wie wird es mit Ihren Leuten nachher, falls … es glückt ?«
Er tippte achtmal auf den Pistolenlauf. »Acht Schuß, ein Sandloch, — — vorbei! — Der Elefant trägt uns beide und das Gold und … das Weib, wenn Ihnen etwas daran liegt … Seit ich Kokain schnupfe, ist das für mich abgetan …«
Dann band er mich an die Palme, holte mir vier Zigarren, schnitt die Spitzen ab und gab mir auch mein Feuerzeug.
Als er es mir in die Tasche schob, wußte ich, daß wir frei sein würden.
»Danke, Cordy …Sehr liebenswürdig … Sie werden mit mir zufrieden sein. — Gehen Sie jetzt … Wera könnte uns beobachten.«
Er feixte. »Sie ist schon im Zelte festgebunden, Abelsen …! — Viel Glück also — und ehrlich Spiel!«
Er entfernte sich, nachdem er mir den Sack so über den Kopf gelegt hatte, daß ich die Augen frei hatte.
Ich war allein mit dem uralten kahlen Marabu, der zehn Schritt weiter im Wasser wie immer auf einem Beine stand. Er schlief. Die gelben faltigen Lider bedeckten seine Augen. Er hatte es besser als ich. Was meiner wartete, waren peinliche Stunden. Das Wiedersehen mit Wera würde viel Taktgefühl erfordern. Ich dachte an ihre Nachricht, die sie mir nach Antonius sandte: Ich komme!
Und als ich mir dies ins Gedächtnis zurückrief, als ich an den greisen Bruder Türhüter dachte und an die hohe Ringmauer und des Bruders melancholische Aeußerungen über seine unbekannte Herkunft, da schien mir das alles so unendlich fern zu liegen — so fern wie vor vielen Jahren Erlebtes. Zwischen jenen Tagen in St. Antonius und Cordys ersten meuchlerischen Schüssen, die mir als dem Vertrauten Weras galten, und der Gegenwart häuften sich die neuen Eindrücke zu grellbunten Schleiern. Was dahinter lag, war verschwommen, traumhaft … —
Ich hörte in der Oase Stimmen, — sie verklangen …Cordys Gesindel betrat den Plattenpfad, den Todespfad …
Dann wurde es eine geraume Weile ganz still. Und dann kam das vierbeinige Raubzeug mißtrauisch herbeigehuscht, stillte seinen Durst, knurrte sich an …
Die Mondsichel sank.
Es mochte zwei Uhr morgens sein. Es wurde Zeit. Ich streifte die Stricke ab, ich warf den Sack beiseite, ließ mich ins Gras sinken und rollte den Strick zusammen und schob ihn unter die Jacke.
Für Cordy — vielleicht …
Langsam schob ich mich weiter. In der Nähe der Zelte schlug ich einen Bogen, um von hinten an Weras Zelt heranzugelangen. Daß Cordy scharf aufpassen würde, wußte ich. Ob er mich hier im Schatten der Büsche erspähen konnte, war eine andere Frage. Er steckte in dem Zelt am weitesten nach Süden, in meinem Zelt, Wera im zweiten. Wollte er mich beobachten, mußte er also, da sein Zelteingang nach Osten wies, die Zeltbahn aufgeschnitten haben.
Ich war in all diesen Dingen kein Neuling. Ich konnte mit demselben schlichten Kombinationsvermögen, das mein unvergeßlicher Freund Coy besessen hatte, mir die Gesamtlage klar vor Augen führen. Die Redensart von »logisch geschultem Denken« ist leere Redensart. Halbe Naturkinder wie meine araukanischen Freunde, wie die Australneger, wie die Dajak wissen nichts von »Logik«. Das »richtige« Denken ist ihnen anerzogen durch den Daseinskampf, und sie denken schärfer als mancher Stubengelehrte, der Kants »Kritik der reinen Vernunft« zitiert. Mein Sussik hat keinen Schimmer von all den lächerlichen Phrasen, aber was er tut und spricht, trifft den Nagel auf den Kopf. —
Aufgeschlitzt …
Und das stimmte …
Ich sah zwei Finger, die den Schlitz auseinanderhielten.
Ich lachte still in mich hinein.
Cordys Chancen sanken, denn die Finger sah ich nun von der Seite, als ich mich hinter Wera’s Zelt vorbeischob.
Coy wäre mit mir zufrieden gewesen.
Ich sah noch mehr.
Das Zeltleinen war über dem Schlitz nach außen gewölbt. Dort lag also Cordys Stirn, und Cordy wartete und hatte mich nicht bemerkt.
Ich tastete nach einem handlichen Felsbrocken, fand ihn, kroch weiter, richtete mich halb empor …
Gerade da СКАЧАТЬ