Название: Sämtliche Werke (Über 190 Titel in einem Buch)
Автор: Уильям Шекспир
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788075834164
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AGAMEMNON
Das ist kein Zweifel.
AJAX
Und teilt Ihr diesen Dünkel? Bejaht Ihrs?
AGAMEMNON
Nein, edler Ajax; Ihr seid ebenso stark, so tapfer, so klug, so edel und viel gesitteter.
AJAX
Warum sollte ein Mensch stolz sein? Wo kommt der Stolz her? Ich weiß nicht, was Stolz ist!
AGAMEMNON
Eur Gemüt ist um so reiner, Ajax, und Eure Tugenden um so leuchtender. Wer stolz ist, verzehrt sich selbst; Stolz ist sein eigner Spiegel; seine eigne Trompete, seine eigne Chronik; und wer sich selbst preist, außer durch die Tat, vernichtet die Tat im Preise.
Ulysses kommt zurück.
AJAX
Ich hasse einen stolzen Mann, wie ich das Brüten der Kröten hasse.
NESTOR
beiseit. Und liebst dich doch selber; ist das nicht seltsam? [Ulysses kommt zurück. ]
ULYSSES
Achill will morgen nicht im Feld erscheinen.
AGAMEMNON
Womit entschuldigt ers?
ULYSSES
Den Grund verschweigt er;
Dem Strome seiner Stimmung folgt er nach
Und weigert jedem Ehrfurcht und Gehorsam
In selbstisch eigenwilliger Verstocktheit.
AGAMEMNON
Warum nicht kommt er, freundlich doch ersucht,
Aus seinem Zelt und teilt die Luft mit uns?
ULYSSES
Ein Stäubchen, die Verhandlung zu erschweren,
Macht er zum Berg; er ist an Größe krank;
Ja, mit sich selbst nur redend, schnaubt sein Hochmut,
Und ihm versagt der Atem. Eigendünkel
Erregt sein Blut durch so erhitzten Schwulst,
Daß, wie des Leibs und Geistes Kräfte kämpfen,
Sein Reich des Lebens in Empörung wütet
Und den Achilles niederstürzt. Was noch?
So pestkrank ist sein Stolz, daß jede Beule
Ruft: Keine Rettung!
AGAMEMNON
Ajax geh zu ihm! –
Mein teurer Fürst, geht Ihr hinein und grüßt ihn;
Man sagt, er schätz Euch sehr und kommt vielleicht
Ein wenig zu sich selbst, von Euch ermahnt.
ULYSSES
O Agamemnon, dies geschehe nicht!
Es soll des Ajax Schritt gesegnet sein,
Der weggeht vom Achill. Soll jener Stolze,
Der seinen Trotz mit eignem Fett beträuft
Und nichts, was nur geschehn ist, je gewürdigt
Der Überlegung – wenns ihn selber nicht
Anregt' und traf –, soll dem gehuldigt werden
Von ihm, der unser Abgott mehr als er?
Nein, dieser dreimal würdge, tapfre Fürst
Soll nicht so schmähn den wohlerrungnen Lorbeer,
Noch sich mit meinem Willn so weit erniedern
– Er, ganz so hochberühmt als selbst Achill –,
Jetzt zum Achill zu gehn.
Das hieße spicken Stolz, der schon zu feist,
Und Feuer dem Krebs zutragen, wenn er flammt
In des Hyperion strahlendem Geleit.
Der Fürst vor ihm erscheinen? Zeus verhüt es
Und spreche donnernd: Geh, Achill, zu diesem! –
NESTOR
beiseit. O das ist recht; er kratzt ihn, wo's ihn juckt.
DIOMEDES
beiseit. Und wie sein Schweigen diesen Beifall trinkt!
AJAX
Geh ich zu ihm, dann mit der Eisenfaust
Schlag ich ihm ins Gesicht.
AGAMEMNON
Ihr sollt nicht gehn!
AJAX
Und tut er stolz, so zwiebl ich seinen Stolz; Laßt mich nur hin!
ULYSSES
Nicht um den ganzen Kampfpreis unsres Kriegs!
AJAX
Der schuftige, freche Bursch!
NESTOR
beiseit. Wie er sich selber schildert!
AJAX
Kann er nicht umgänglich sein?
ULYSSES
beiseit. Der Rabe schilt auf die Schwärze!
AJAX
Ich will seinen Launen zur Ader lassen!
AGAMEMNON
beiseit. Der will der Arzt sein, der der Kranke sein sollte.
AJAX
Dächten nur alle so wie ich –
ULYSSES
beiseit. Dann käme Witz aus der Mode.
AJAX
– dann ginge es ihm so nicht durch; er mußte erst Klingen kosten. Solls der Hochmut davontragen?
NESTOR