Gesammelte Gedichte von Rainer Maria Rilke. Rainer Maria Rilke
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Название: Gesammelte Gedichte von Rainer Maria Rilke

Автор: Rainer Maria Rilke

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027211470

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СКАЧАТЬ sieben Seiten Einsamkeit.

      Wem du das Buch gibst, welches die umfaßt,

       der wird gebückt über den Blättern bleiben.

       Es sei denn, daß du ihn in Händen hast,

       um selbst zu schreiben.

      So bin ich nur als Kind erwacht,

       so sicher im Vertraun

       nach jeder Angst und jeder Nacht

       dich wieder anzuschaun.

       Ich weiß, sooft mein Denken mißt,

       wie tief, wie lang, wie weit –:

       du aber bist und bist und bist,

       umzittert von der Zeit.

      Mir ist, als war ich jetzt zugleich

       Kind, Knab und Mann und mehr.

       Ich fühle: nur der Ring ist reich

       durch seine Wiederkehr.

      Ich danke dir, du tiefe Kraft,

       die immer leiser mit mir schafft

       wie hinter vielen Wänden;

       jetzt ward mir erst der Werktag schlicht

       und wie ein heiliges Gesicht

       zu meinen dunklen Händen.

      Daß ich nicht war vor einer Weile,

       weißt du davon? Und du sagst nein.

       Da fühl ich, wenn ich nur nicht eile,

       so kann ich nie vergangen sein.

      Ich bin ja mehr als Traum im Traume.

       Nur was sich sehnt nach einem Saume,

       ist wie ein Tag und wie ein Ton;

       es drängt sich fremd durch deine Hände,

       daß es die viele Freiheit fände,

       und traurig lassen sie davon.

      So blieb das Dunkel dir allein,

       und, wachsend in die leere Lichte,

       erhob sich eine Weltgeschichte

       aus immer blinderem Gestein.

       Ist einer noch, der daran baut?

       Die Massen wollen wieder Massen,

       die Steine sind wie losgelassen

      und keiner ist von dir behauen…

      Es lärmt das Licht im Wipfel deines Baumes

       und macht dir alle Dinge bunt und eitel,

       sie finden dich erst wenn der Tag verglomm.

       Die Dämmerung, die Zärtlichkeit des Raumes,

       legt tausend Hände über tausend Scheitel,

       und unter ihnen wird das Fremde fromm.

      Du willst die Welt nicht anders an dich halten

       als so, mit dieser sanftesten Gebärde.

       Aus ihren Himmeln greifst du dir die Erde

       und fühlst sie unter deines Mantels Falten.

      Du hast so eine leise Art zu sein.

       Und jene, die dir laute Namen weihn,

       sind schon vergessen deiner Nachbarschaft.

      Von deinen Händen, die sich bergig heben,

       steigt, unsern Sinnen das Gesetz zu geben,

       mit dunkler Stirne deine stumme Kraft.

      Du Williger, und deine Gnade kam

       immer in alle ältesten Gebärden.

       Wenn einer die Hände zusammenflicht,

       so daß sie zahm

       und um ein kleines Dunkel sind –:

       auf einmal fühlt er dich in ihnen werden,

       und wie im Winde

       senkt sich sein Gesicht

       in Scham.

      Und da versucht er, auf dem Stein zu liegen

       und aufzustehn, wie er bei andern sieht,

       und seine Mühe ist, dich einzuwiegen,

       aus Angst, daß er dein Wachsein schon verriet.

      Denn wer dich fühlt, kann sich mit dir nicht brüsten;

       er ist erschrocken, bang um dich und flieht

       vor allen Fremden, die dich merken müßten:

      Du bist das Wunder in den Wüsten,

       das Ausgewanderten geschieht.

      Eine Stunde vom Rande des Tages,

       und das Land ist zu allem bereit.

       Was du sehnst, meine Seele, sag es:

      Sei Heide und, Heide, sei weit.

       Habe alte, alte Kurgane,

       wachsend und kaumerkannt,

       wenn es Mond wird über das plane

       langvergangene Land.

       Gestalte dich, Stille. Gestalte

       die Dinge (es ist ihre Kindheit,

       sie werden dir willig sein).

       Sei Heide, sei Heide, sei Heide,

       dann kommt vielleicht auch der Alte,

       den ich kaum von der Nacht unterscheide,

       und bringt seine riesige Blindheit

       in mein horchendes Haus herein.

      Ich seh ihn sitzen und sinnen,

       nicht über mich hinaus;

       für ihn ist alles innen,

       Himmel und Heide und Haus.

       Nur die Lieder sind ihm verloren,

       die er nie mehr beginnt;

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