Gesammelte Gedichte von Rainer Maria Rilke. Rainer Maria Rilke
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Название: Gesammelte Gedichte von Rainer Maria Rilke

Автор: Rainer Maria Rilke

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027211470

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СКАЧАТЬ von Angesichte blaß,

       schwebt, die dich freuete, die Frau:

       die Pförtnerin, der Morgentau,

       die dich umblüht wie eine Au

       und ohne Unterlaß.

      Die Kuppel ist voll deines Sohns

       und bindet rund den Bau.

      Willst du geruhen deines Throns,

       den ich in Schauern schau.

      Da trat ich als ein Pilger ein

       und fühlte voller Qual

       an meiner Stirne dich, du Stein.

       Mit Lichtern, sieben an der Zahl,

       umstellte ich dein dunkles Sein

       und sah in jedem Bilde dein

       bräunliches Muttermal.

      Da stand ich, wo die Bettler stehn,

       die schlecht und hager sind:

       aus ihrem Auf-und Niederwehn

       begriff ich dich, du Wind.

       Ich sah den Bauer, überjahrt,

       bärtig wie Joachim,

       und daraus, wie er dunkel ward,

       von lauter Ähnlichen umschart,

       empfand ich dich wie nie so zart,

       so ohne Wort geoffenbart

       in allen und in ihm.

      Du läßt der Zeit den Lauf,

       und dir ist niemals Ruh darin:

       der Bauer findet deinen Sinn

       und hebt ihn auf und wirft ihn hin

       und hebt ihn wieder auf.

      Wie der Wächter in den Weingeländen

       seine Hütte hat und wacht,

       bin ich Hütte, Herr, in deinen Händen

       und bin Nacht, o Herr, von deiner Nacht.

      Weinberg, Weide, alter Apfelgarten,

       Acker, der kein Frühjahr überschlägt,

       Feigenbaum, der auch im marmorharten

       Grunde hundert Früchte trägt:

      Duft geht aus aus deinen runden Zweigen.

       Und du fragst nicht, ob ich wachsam sei;

       furchtlos, aufgelöst in Säften, steigen

       deine Tiefen still an mir vorbei.

      Gott spricht zu jedem nur, eh er ihn macht,

       dann geht er schweigend mit ihm aus der Nacht.

       Aber die Worte, eh jeder beginnt,

       diese wolkigen Worte, sind:

      Von deinen Sinnen hinausgesandt,

       geh bis an deiner Sehnsucht Rand;

       gib mir Gewand.

      Hinter den Dingen wachse als Brand,

       daß ihre Schatten, ausgespannt,

       immer mich ganz bedecken.

      Laß dir Alles geschehn: Schönheit und Schrecken.

       Man muß nur gehn: Kein Gefühl ist das fernste.

       Laß dich von mir nicht trennen.

       Nah ist das Land,

       das sie das Leben nennen.

      Du wirst es erkennen

       an seinem Ernste.

      Gib mir die Hand.

      Ich war bei den ältesten Mönchen, den Malern und Mythenmeldern,

       die schrieben ruhig Geschichten und zeichneten Runen des Ruhms.

       Und ich seh dich in meinen Gesichten mit Winden, Wassern und Wäldern

       rauschend am Rande des Christentums,

       du Land, nicht zu lichten.

      Ich will dich erzählen, ich will dich beschaun und beschreiben,

       nicht mit Bol und mit Gold, nur mit Tinte aus Apfelbaumrinden;

       ich kann auch mit Perlen dich nicht an die Blätter binden,

       und das zitterndste Bild, das mir meine Sinne erfinden,

       du würdest es blind durch dein einfaches Sein übertreiben.

      So will ich die Dinge in dir nur bescheiden und schlichthin benamen,

       will die Könige nennen, die ältesten, woher sie kamen,

       und will ihre Taten und Schlachten berichten am Rand meiner Seiten.

      Denn du bist der Boden. Dir sind nur wie Sommer die Zeiten,

       und du denkst an die nahen nicht anders als an die entfernten,

       und ob sie dich tiefer besamen und besser bebauen lernten:

       du fühlst dich nur leise berührt von den ähnlichen Ernten

       und hörst weder Säer noch Schnitter, die über dich schreiten.

      Du dunkelnder Grund, geduldig erträgst du die Mauern.

       Und vielleicht erlaubst du noch eine Stunde den Städten zu dauern

       und gewährst noch zwei Stunden den Kirchen und einsamen Klöstern

       und lassest fünf Stunden noch Mühsal allen Erlöstem

       und siehst noch sieben Stunden das Tagwerk des Bauern –:

      Eh du wieder Wald wirst und Wasser und wachsende Wildnis

       in der Stunde der unerfaßlichen Angst,

       da du dein unvollendetes Bildnis

       von allen Dingen zurückverlangst.

      Gib mir noch eine kleine Weile Zeit: ich will die Dinge so wie keiner lieben,

       bis sie dir alle würdig sind und weit.

       Ich will nur sieben Tage, sieben

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