Gesammelte Gedichte von Rainer Maria Rilke. Rainer Maria Rilke
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Название: Gesammelte Gedichte von Rainer Maria Rilke

Автор: Rainer Maria Rilke

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027211470

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СКАЧАТЬ als käm sie aus dem eigenen Gewand.

      Was wirst du tun, Gott, wenn ich sterbe?

       Ich bin dein Krug (wenn ich zerscherbe?)

       Ich bin dein Trank (wenn ich verderbe?)

       Bin dein Gewand und dein Gewerbe,

       mit mir verlierst du deinen Sinn.

      Nach mir hast du kein Haus, darin

       dich Worte, nah und warm, begrüßen.

       Es fällt von deinen müden Füßen

       die Samtsandale, die ich bin.

      Dein großer Mantel läßt dich los.

       Dein Blick, den ich mit meiner Wange

       warm, wie mit einem Pfühl, empfange,

       wird kommen, wird mich suchen, lange und

       legt beim Sonnenuntergange

       sich fremden Steinen in den Schooß.

      Was wirst du tun, Gott? Ich bin bange.

      Du bist der raunende Verrußte,

       auf allen Öfen schläfst du breit.

       Das Wissen ist nur in der Zeit.

       Du bist der dunkle Unbewußte

       von Ewigkeit zu Ewigkeit.

      Du bist der Bittende und Bange,

       der aller Dinge Sinn beschwert.

       Du bist die Silbe im Gesange,

       die immer zitternder im Zwange

       der starken Stimmen wiederkehrt.

      Du hast dich anders nie gelehrt:

      Denn du bist nicht der Schönumscharte,

       um welchen sich der Reichtum reiht.

       Du bist der Schlichte, welcher sparte.

       Du bist der Bauer mit dem Barte

       von Ewigkeit zu Ewigkeit.

      An den jungen Bruder

      Du, gestern Knabe, dem die Wirrnis kam:

       Daß sich dein Blut in Blindheit nicht vergeude.

       Du meinst nicht den Genuß, du meinst die Freude;

       du bist gebildet als ein Bräutigam,

       und deine Braut soll werden: deine Scham.

      Die große Lust hat auch nach dir Verlangen,

       und alle Arme sind auf einmal nackt.

       Auf frommen Bildern sind die bleichen Wangen

       von fremden Feuern überflackt;

       und deine Sinne sind wie viele Schlangen,

       die, von des Tones Rot umfangen,

       sich spannen in der Tamburine Takt.

      Und plötzlich bist du ganz allein gelassen

       mit deinen Händen, die dich hassen –

       und wenn dein Wille nicht ein Wunder tut:

      – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

      Aber da gehen wie durch dunkle Gassen

       von Gott Gerüchte durch dein dunkles Blut.

      An den jungen Bruder

      Dann bete du, wie es dich dieser lehrt,

       der selber aus der Wirrnis wiederkehrt

       und so, daß er zu heiligen Gestalten,

       die alle ihres Wesens Würde halten,

       in einer Kirche und auf goldnen Smalten

       die Schönheit malte, und sie hielt ein Schwert.

      Er lehrt dich sagen:

       Du mein tiefer Sinn,

       vertraue mir, daß ich dich nicht enttäusche;

       in meinem Blute sind so viel Geräusche,

       ich aber weiß, daß ich aus Sehnsucht bin.

      Ein großer Ernst bricht über mich herein.

       In seinem Schatten ist das Leben kühl.

       Ich bin zum erstenmal mit dir allein,

       du, mein Gefühl.

       Du bist so mädchenhaft.

      Es war ein Weib in meiner Nachbarschaft

       und winkte mir aus welkenden Gewändern.

       Du aber sprichst mir von so fernen Ländern.

       Und meine Kraft

       schaut nach den Hügelrändern.

      Ich habe Hymnen, die ich schweige.

       Es gibt ein Aufgerichtetsein,

       darin ich meine Sinne neige:

       du siehst mich groß und ich bin klein.

       Du kannst mich dunkel unterscheiden

       von jenen Dingen, welche knien;

       sie sind wie Herden und sie weiden,

       ich bin der Hirt am Hang der Heiden,

       vor welchem sie zu Abend ziehn.

       Dann komm ich hinter ihnen her

       und höre dumpf die dunklen Brücken,

       und in dem Rauch von ihren Rücken

       verbirgt sich meine Wiederkehr.

      Gott, wie begreif ich deine Stunde,

       als du, daß sie im Raum sich runde,

       die Stimme vor dich hingestellt;

       dir war das Nichts wie eine Wunde,

       da kühltest du sie mit der Welt.

      Jetzt heilt es leise unter uns.

      Denn die Vergangenheiten tranken

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