Название: Butler Parker Jubiläumsbox 6 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Butler Parker
isbn: 9783740931360
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An den Hinweistafeln im Erdgeschoß orientierte sich der Butler. Er war fast überrascht, tatsächlich den Namen Frank Carpenter zu finden. Absender und Empfänger des bewußten Telegramms in der Brusttasche des Ermordeten schienen also zu stimmen.
Frank Carpenter wohnte in der zweiten Etage.
Es gab zwar einen Lift. Verständlicherweise verzichtete der Butler darauf, ihn zu benutzen. Seit knapp einer halben Stunde hatte er eine Abneigung gegen Fahrstühle. In ihnen konnte zuviel passieren.
Er benutzte die Treppe, die mit einem abgetretenen Kokosläufer belegt war. In der zweiten Etage blieb er vor der Tür des Mr. Frank Carpenter stehen.
Dahinter war alles ruhig.
Parker legte seinen schwarz behandschuhten Zeigefinger auf den Klingelknopf. Seine linke Augenbraue hob sich erstaunt, als er sofort nach dem Läuten Schritte hörte. Die Tür wurde geöffnet. Eine junge, sehr angenehm aussehende Dame von etwa 25 Jahren sah den Butler erstaunt an.
»Sie wünschen?« fragte sie und trat unwillkürlich einen halben Schritt zurück. Eine Erscheinung wie die des Butlers hatte sie bisher bestimmt nur im Film gesehen, in einem englischen Film, um genau zu sein. In einem Film also, in dem ein original englischer Butler mitwirkte.
»Mein Name ist Parker«, stellte sich der Butler vor. »Genauer gesagt, Josuah Parker. Ich begrüße Sie!«
»Was wollen Sie mir verkaufen?« erkundigte sich die junge Dame. Sie sah nicht nur angenehm aus, sie war ausgesprochen attraktiv anzusehen. Mittelgroß, schlank, trug sie einen knapp sitzenden Hausanzug, der ihre Figur nachdrücklich unterstrich. Ihr blondes Haar fiel in sanften Wellen auf die Schultern herab.
»Ich würde sagen, daß ich auf Empfehlung von Mr. Frank Carpenter komme«, erklärte der Butler höflich und lüftete seine schwarze steife Melone noch mal.
»Oh, Onkel Frank! Das ist etwas anderes. Kommen Sie doch herein, Mr. Parker!«
Sie gab die Tür frei und führte ihn in einen Wohnraum mit zwei niedrigen Fenstern. Es gab hier den üblichen, imitierten Kamin, die Sitzgruppe mit tiefen Sesseln und die niedrigen Wandschränke, auf denen Leuchter standen. Auf dem Boden lag ein dicker grauer Wollteppich.
»Ich bin Helen Angus«, stellte sich nun auch die junge Dame vor. »Ich führe den Haushalt meines Onkels.«
»Ich bin ungemein erfreut, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben«, sagte Josuah Parker und deutete eine knappe Verbeugung an. »Um mich präzise auszudrücken, Miss Angus, ich hoffe, hier nicht nur Ihren Onkel anzutreffen, sondern auch Mr. Ted Surtees.«
»Mr. Surtees?« Helen Angus sah den Butler fragend an.
»Sie kennen Mr. Surtees nicht?« wunderte sich der Butler.
»Nein, tut mir leid. Müßte ich ihn denn kennen?« Helen Angus sah Josuah Parker interessiert an. Bei dieser Gelegenheit stellte der Butler fest, daß die junge Dame leuchtstarke blaugraue Augen besaß, mit denen sie umzugehen verstand.
»Ich weiß es nicht«, wich Butler Parker aus. »Vielleicht handelt es sich um einen Geschäftsfreund Ihres Onkels.«
»So wird es wohl sein«, meinte sie. »Darf ich Ihnen eine Erfrischung anbieten?«
»Nur, wenn auch Sie etwas trinken, Miss Angus. Ich möchte überhaupt dringend empfehlen, daß Sie sich mit einem stärkenden Schluck versehen.«
»Glauben Sie, daß ich ihn nötig haben werde?«
»Ich fürchte, ja.«
»Sie sagen das mit eigenartiger Betonung, Sir. Ist … ist meinem Onkel Frank etwas passiert?«
»Leider, Miss Angus.«
»Mein Gott …! Ist er verunglückt?«
»In etwa. Etwas genauer ausgedrückt, er wurde ermordet, Miss Angus.«
»Ermordet?« Sie sah ihn aus weit aufgerissenen Augen an und schluckte. Langsam ließ sie sich in einen Sessel nieder. »Ermordet, sagen Sie?«
»Es passierte im Warenhaus ›Jackson‹, in dem ich zur Aushilfe als Hausdetektiv angestellt bin.«
»Wie war denn das möglich? Onkel Frank hatte doch keine Feinde. Hat man seinen Mörder gefunden?«
»Bisher leider nicht, Miss Angus.
Aber um ihn zu finden, brauche ich einige Hinweise.«
»Ich wüßte nicht, wie ich Ihnen helfen könnte, Mister Parker.« Ihre Stimme klang mutlos und leise. »Ich kann es einfach nicht glauben, daß Onkel Frank tot sein soll.«
»Er wollte sich nach meinen Informationen mit einem gewissen Mr. Ted Surtees treffen.«
»Ich kenne diesen Surtees nicht.« Sie griff nach einer kleinen Lackschachtel, die auf dem Tisch stand. Ihre Hand zitterte leicht, als sie ihr eine Zigarette entnahm.
Parker zeigte sich selbst in dieser Situation als Gentleman. Er holte sein Feuerzeug aus der Westentasche und reichte ihr Feuer. Helen Angus zuckte nervös zurück, als es aufflammte. Ein mittlerer Flammenwerfer hätte nicht mehr Feuer spucken können. Parkers Feuerzeug war glatt geeignet, behelfsmäßig als Schweißbrenner eingesetzt zu werden.
»Darf ich fragen, ob und wo Ihr Onkel arbeitete?« lautete Parkers nächste Frage.
»Onkel Frank ist … ich meine, war Konstrukteur. Sein Leben verlief ohne jede Aufregungen. Mein Gott, warum hat man ihn umgebracht?«
»Ich werde es im Laufe der Zeit herausfinden, Miss Angus, und mir dann die Freiheit nehmen, Ihnen Bericht zu erstatten«, versprach Josuah Parker. »Wann haben Sie Ihren Onkel zuletzt gesehen? Erhielt er heute vormittag nicht ein Telegramm?«
Sie nickte.
»Kennen Sie den Inhalt des Telegramms?«
Sie schüttelte den Kopf. Sie griff in den Ärmel ihrer Bluse und zupfte ein Taschentuch hervor. Sie tupfte sich die ersten Tränen ab und schluchzte.
»Ihr Onkel war heute nicht im Büro?« fragte Parker weiter.
»Nur für ein paar Stunden«, antwortete sie mit tränenerstickter Stimme. »Er wollte für eine Woche Urlaub machen und sich mal richtig entspannen.«
»Tragisch, ausgesprochen tragisch«, stellte Parker fest. »Von welcher Firma, wenn mir diese letzte Frage gestattet ist, wollte Ihr Onkel sich denn entspannen?«
»Engineering Development«, schluchzte sie, »bitte, lassen Sie mich allein. Ich könnte nicht mehr antworten.«
Parker verließ still und unauffällig das Appartement. Der Vorhang zwischen Diele und Wohnraum fiel hinter ihm zu. Parker nutzte diese Gelegenheit, schnell den Briefkasten an der Tür zu öffnen. Er fand zwei Briefe, die er einsteckte. Eine Sekunde später fiel die Tür hinter ihm ins Schloß.
Parker wollte keinen Diebstahl begehen. Er fand nur, daß dieses СКАЧАТЬ