Название: Butler Parker Jubiläumsbox 6 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Butler Parker
isbn: 9783740931360
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Der dickliche, etwa 40jährige Mann war sich seiner Sache vollkommen sicher.
Nicht umsonst stand er vor der Theke. Sein Regenschirm wartete darauf, einige Fotoapparate aufzunehmen. Er wartete nur noch auf die günstigste Gelegenheit. Er hatte erst vor einer Stunde den Auftrag erhalten, einige Leicas zu besorgen. Prompt machte er sich an die Arbeit. In seinen Augen war dieser Diebstahl nur eine Kleinigkeit.
Die günstige Gelegenheit bot sich recht bald.
Zwei jüngere Leute, wahrscheinlich gerade verheiratet, denn sie turtelten noch recht intensiv miteinander, ließen sich von einem der drei Verkäufer Fotoapparate zeigen. Sie waren sehr wählerisch und interessierten sich für immer neue Modelle.
Auf der Theke stapelten sich die Apparate.
Der dickliche, korrekt gekleidete Mann mit dem Aussehen eines seriösen Geschäftsmannes, schob sich an das Pärchen heran. Ein schneller Blick in die Runde. Weit und breit kein Detektiv zu sehen. Für solche Personen besaß er nämlich einen sicheren Instinkt. Er war kein Anfänger in der Branche.
Sein Blick glitt an den Galerien des Lichthofes hoch.
Erfahrungsgemäß konnten sich dort an den Brüstungen Hausdetektive aufgebaut haben. War die Luft rein?
Sie war sauber wie nach einer chemischen Behandlung. Das scharfe Auge des Trickdiebes konnte keinen Detektiv erspähen.
Blitzschnell machte er sich an die Arbeit.
Der scheinbar seriöse Geschäftsmann rempelte die junge, verliebte Frau ungeschickt an, entschuldigte sich wortreich und hob ihre zu Boden gefallene Tasche auf. Gleichzeitig ließ seine linke Hand einige Fotoapparate im Regenschirm verschwinden.
Das alles geschah mit solch einer Schnelligkeit, die glatt Bewunderung verdiente, hätte sie nur einem besseren Zweck gedient. Weder die Kunden vor der Verkaufstheke noch die Verkäufer dahinter merkten etwas von diesem raffinierten Diebstahl, zumal der Trickdieb die Prospekte durcheinander geworfen und über die Apparate verstreut hatte.
Der Trickdieb entschuldigte sich noch einmal und schickte sich an, in der Menge zwischen den Verkaufsständen zu verschwinden. Ihm kam es darauf an, den nun gefährlich gewordenen Regenschirm verschwinden zu lassen.
Zu diesem Zweck wartete neben einem runden Verkaufstisch ein junger Mann. Auch er trug einen Regenschirm. Doch dieser Schirm enthielt keine Beuteware. Er hätte von jedem noch so mißtrauischen Detektiv untersucht werden können.
Der Trickdieb steuerte auf diesen jungen Mann zu. Er wollte die Regenschirme austauschen. Alles schien vollkommen glattzugehen. Geduld und Vorsicht hatten sich wieder einmal gelohnt.
Dachte er …!
Plötzlich zuckte er unter dem Anprall eines kleinen Geschosses zusammen. Er spürte einen an sich harmlosen Schmerz auf der Stirn. Und erschrak. Steif, wie erstarrt, blieb er stehen. Seine Finger hatten sich rot gefärbt.
Blut …?!
Er spürte die warme Flüssigkeit auf der Nasenwurzel, auf den Wangen. Er sah erschreckte Gesichter, entsetzt aufgerissene Augen, die ihn anstarrten. Einige Kunden um ihn herum deuteten auf sein Gesicht. Eine bereits bejahrte Frau stieß einen ersten, gellenden Schrei aus.
Parkers Geschoß hatte getroffen. Der Trickdieb war gezeichnet worden. Der so seriös aussehende Geschäftsmann spürte eine bleierne Schwäche in den Beinen. Er fühlte sich tödlich getroffen und verwundet. Er taumelte gegen den Verkaufstisch und merkte gar nicht, daß sein Regenschirm schnell und geschickt ausgetauscht wurde.
»Hilfe … Hilfe …«, murmelte der Trickdieb mit versagender Stimme. »Hilfe, ich verblute.«
»Aber nicht doch«, sagte in diesem Augenblick eine beruhigende Stimme neben ihm. »Ich werde Sie in den Rettungsraum bringen. Kommen Sie …!«
Der Trickdieb spürte sofort, daß diese beruhigende Stimme Gefahr bedeutete. Ein Hausdetektiv mußte ihn angesprochen haben. Für solche Sprachschwingungen besaß er ein feines Gehör.
Und er dachte an den wohl gefüllten Regenschirm. Wurden die gerade gestohlenen Apparate gefunden, war er geliefert. Zwei einschlägige Vorstrafen hatte er bereits auf dem Buckel. Wurde er nun zum dritten Mal überführt, konnte er sich auf einen langjährigen Aufenthalt hinter stählernen Gittern gefaßt machen.
In seiner Panik beging er den Fehler, flüchten zu wollen. Er stieß die erschreckt aufschreienden, eben noch mitfühlenden Kunden zur Seite und rannte los.
Er kam nicht weit.
Er verfing sich in der Kompakt zusammengedrängten Menschenmenge. Dann spürte er eine harte Hand auf seiner Schulter.
»Stecken Sie’s auf«, sagte die Stimme, die ihm äußerst unangenehm war. »Kommen Sie mit ins Büro! Ich glaube, Sie haben mir etwas zu sagen.«
Der Trickdieb ließ resigniert den Kopf sinken. Er dachte an die Fotoapparate in seinem Schirm. Er wußte noch nicht, daß die beiden Schirme ausgewechselt worden waren. Sonst hätte er vielleicht eine Lippe riskiert, wie es in seiner Branche so treffend hieß …
*
Der junge Mann mit dem wohlgefüllten Regenschirm strebte langsam dem Ausgang zu. Er verhielt sich vollkommen normal und ging keinen Deut schneller, als es angebracht war. Er war sich seiner Sache vollkommen sicher. Der Trick mit den vertauschten Regenschirmen war schon oft praktiziert worden. Warum sollte ausgerechnet heute eine Panne passieren?
Natürlich dachte er über seinen Mitarbeiter nach. Er konnte sich nicht erklären, was seinem älteren Partner passiert war. Auch der junge Mann hielt die rote Flüssigkeit auf dem Gesicht seines Partners für Blut. Wie es zu dieser Verwundung gekommen war, konnte er sich nicht erklären. Hauptsache aber war und blieb, daß er die Beute aus dem Warenhaus bringen konnte. Alles andere würde sich schon von allein ergeben.
Der junge Mann stand dicht vor dem Ausgang. Er hielt einen Moment inne und sah zurück. Von seinem Partner war nichts zu sehen. Das Geschiebe und Gedränge zwischen den Theken war zu stark. Die Sicht war ihm versperrt.
»Können wir Sie einen Moment sprechen?«
Der junge Mann blieb wie festgenagelt stehen. Langsam nahm er den Kopf zur Seite. Neben ihm stand ein unauffällig gekleideter Mann von etwa 45 Jahren. Er lächelte den jungen Mann an, doch seine Augen waren an diesem Lächeln nicht beteiligt.
Der junge Trickdieb wußte sofort Bescheid.
»Versuchen Sie nicht zu verschwinden«, redete der Mann mit den kalten Augen weiter. »Ich bin nicht allein hier.«
»Was wollen Sie?« regte sich der junge Trickdieb auf. Hinter seinen Worten stand keine Überzeugungskraft.
»Darüber unterhalten wir uns im Büro«, meinte der Mann mit den kalten Augen. »Kommen Sie!«
»Na schön. Aber das werden Sie bereuen.« Der Trickdieb blitzte den Hausdetektiv gereizt an, fügte sich aber in sein Schicksal. Er ließ sich in den Fahrstuhl dirigieren. Unterwegs versuchte er, seinen Regenschirm СКАЧАТЬ