Butler Parker Jubiläumsbox 6 – Kriminalroman. Günter Dönges
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Название: Butler Parker Jubiläumsbox 6 – Kriminalroman

Автор: Günter Dönges

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Butler Parker

isbn: 9783740931360

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СКАЧАТЬ verzichtete in Anbetracht der Lage auf seine sonst übliche Diskretion und beugte seinen Kopf zum Schlüsselloch herunter.

      Was er sah, wirkte nicht gerade ermunternd auf ihn. Hinter der Tür waren im schmalen Ausschnitt des Schlüssellochs etwa vier Männer zu erkennen. Sekunden später waren es sechs Chinesen, die die Plätze austauschten. Es roch nach dem Rauch billiger, strohiger Zigaretten, es roch nach warmem Reisschnaps und nach billigem Fusel.

      Als nüchterner Beurteiler der Lage kam der Butler zu dem Schluß, daß ihm dieser Ausweg verschlossenblieb. Selbst er mit seinen Tricks hätte sich gegen eine Übermacht von sechs Gegnern kaum durchsetzen können. Es war schon richtig, eines der Fenster zu benutzen und hinunter in den Hinterhof zu steigen.

      Parker erlebte eine grausame Enttäuschung.

      Alle Fenster – er hatte vorher nicht darauf geachtet – waren fest vergittert. Um den Nähsaal zu verlassen, mußte er durch den Vorraum, eine andere Lösung bot sich ihm nicht …

      Parker besaß einen Colt.

      Er hätte damit einen wilden Feuerzauber veranstalten können. Er hätte mit gezielten Schüssen seine Gegner außer Gefecht setzen können. Das Überraschungsmoment befand sich auf seiner Seite. Er hätte mit einem durchschlagenden Erfolg rechnen können.

      Doch Parker dachte nicht eine Sekunde lang an solch eine Lösung. Blutvergießen war ihm verhaßt, selbst wenn er es mit brutalen Gangstern zu tun hatte. Er begnügte sich stets damit, seine Gegner mit List und Tricks zur Strecke zu bringen. Das Urteil über sie war dann Sache der zuständigen Richter. Als Henker hatte Josuah Parker sich noch niemals wohl gefühlt.

      Selbst in dieser Lage, in der es doch um sein Leben ging, ließ er sich etwas einfallen.

      Er erinnerte sich der Modellbüsten, die am Ende der stillgelegten Fabrikationsbänder standen. Parker ging auf leisen Sohlen zurück in den Saal und besorgte sich einige Ballen Stoff. Schnell und geschickt drapierte er die Stoffbahnen und verwandelte die Modellbüsten in menschenähnliche Gebilde. Er schuf sich so eine Privatarmee von wenigstens sechs Kämpfern, die alle nur den Nachteil hatten, daß sie nicht lebten, sondern nur auf Dreibeinen standen.

      Parker verteilte seine Einsatzgruppe. Er gruppierte sie an der Tür zum Stofflager und verband sie untereinander mit Zwirnsfäden, die er ja in reichlicher Menge vorfand. Diese Fäden mündeten in einen dicken Strang, den der Butler in der linken Hand festhielt.

      Nach diesen erbaulichen Vorbereitungen ging er hinter einer Nähmaschine in Deckung und stieß einige gekonnte, schrille Schreie aus. Gleichzeitig feuerte er einen Lockschuß ab.

      Der Erfolg war frappierend …!

      Die Chinesen im Vorraum glaubten sofort an einen Überfall, an einen Ausbruchsversuch. Sie unterbrachen augenblicklich ihr Mah-Wong-Spiel und stürzten zur Tür. Als sie sie aufgedrückt hatten, feuerte der Butler den zweiten Schuß ab, der im niedrigen Raum wie die Detonation einer Granate wirkte.

      Die Chinesen fühlten sich angegriffen. Sie sahen im Halbdunkel die Silhouette der von Parker eingekleideten Modellpuppen und reagierten sehr nachdrücklich.

      Sie schossen zurück.

      Teils von der Gewalt der Einschläge, teils von Parker niedergerissen, fielen die wehrlosen und harmlosen Gegner zur Seite. Von der Tür aus mußte es so aussehen, als hätten sie Deckung genommen.

      Die Chinesen, von einem feisten Burschen kommandiert, gingen zum konzentrischen Gegenangriff über und arbeiteten sich an die Modellpuppen heran. Sie achteten nicht weiter auf die Tür.

      Parker aber verlor sie nicht aus den Augen.

      Er wartete, bis der Weg endgültig frei war. Dann schlüpfte er in den Aufenthaltsraum der Gelben Drachen und entledigte sich hier seiner unwürdigen Maskerade. Er fühlte sich erst dann wieder wohl, als er sich die schwarze steife Melone auf den Kopf setzen konnte. Er hängte sich den Bambusgriff seines Universal-Regenschirms über den linken Unterarm und schritt würdevoll von dannen.

      Sein Weg führte ihn durch Glasverschläge, die vormals als Büros oder Ateliers gedient haben mochten. Jetzt hatte sich hier der Staub fingerdick abgelagert. Parker hielt sich an die Fußspuren auf dem Boden. Sie wiesen ihm den genauen Weg. Nach wenigen Minuten schon befand er sich auf einer schräg nach unten führenden Rampe.

      Von hier aus hatte er einen wunderbaren Blick auf ein kleines Hafenbecken, das mit Dschunken und Hausbooten dicht gefüllt war. Ein atemberaubender Geruch von Schlick, Schlamm, Unrat, faulen Fischen, von menschlichen Ausdünstungen und von brackigem Salzwasser schlug ihm entgegen.

      Parker hatte leider nicht genügend Zeit, um das alles richtig auf sich einwirken zu lassen. Im Haus hörte er das Lärmen und Toben der aufgebrachten Chinesen, die inzwischen wohl ihren Irrtum eingesehen hatten. Sie waren auf dem Weg, um Parker doch noch einzufangen.

      Josuah Parker ließ sich aber nicht aus der Ruhe bringen. Ihn interessierte die Rampe, die hinunter zu einem Kai führte und dicht vor der steil ins Wasser abfallenden Kaimauer endete.

      Sein stets wacher Geist erkannte neue Möglichkeiten, zumal neben ihm auf der Rampe einige Ölkanister standen, deren Deckel säuberlich ausgeschnitten waren. In diesen Kanistern schillerte dunkles, schlüpfriges, übel riechendes Schmieröl.

      Parker stieß mit dem Fuß diese Ölkübel um.

      Die zähe Flüssigkeit schwabbte auf den Zementboden und breitete sich aus. Sie folgte dem Gesetz der Schwerkraft und floß nach unten, der Kaimauer entgegen. Sie verwandelte die schräge Rampe in eine improvisierte Eisbahn, was die Gleitfähigkeit anbetraf.

      Parker baute sich neben dem Ausgang auf und wartete auf seine Verfolger.

      Sie brausten aufgebracht heran. Sie gierten danach, sich an Josuah Parker zu rächen.

      Der erste erschien auf der Rampe.

      Er hatte sich etwas zu weit vorgewagt.

      Seine Füße glitten auf dem schmierigen Ölfilm aus. Verzweifelt warf der Mann die Arme in die Luft. Er verlor das Gleichgewicht, setzte sich auf seinen Hosenboden und … segelte in gekonnter Manier hinunter auf die Kaimauer zu.

      Der zweite Gegner erschien.

      Auch er glitt auf der schlüpfrigen Bahn aus und folgte seinem Vorgänger.

      Zwei Chinesen trudelten mit erstaunlicher Geschwindigkeit auf die steil abfallende Kaimauer zu.

      Als der dritte Gegner sich anschickte, ebenfalls hinunterzurodeln, landete der erste Sportsmann im aufklatschenden Wasser.

      Parker war äußerst zufrieden.

      Ohne sein Dazutun beeilten sich seine Gegner, ins Wasser zu rutschen. Parker blieb nur noch übrig, das Aufklatschen des Wassers zu registrieren. Anhand dieser Methode konnte er genau berechnen, wieviel Gegner sich unfreiwillig im schmutzigen Wasser abkühlten.

      Nach dem sechsten Aufschlag trat eine kleine Kunstpause ein. Riß die Kette der Gegner damit ab? Parker wandte sich zur Seite. Im Halbdunkel, das bereits herrschte, erkannte er die Figur des kleinen Chinesen, der den bestickten Seidenmantel trug.

      Es war genau der Mann, mit dem Parker sich durch die Gitterstäbe hindurch unterhalten hatte.

      Erstaunt und nicht verstehend hielt СКАЧАТЬ