Gesammelte Werke. Henrik Ibsen
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Название: Gesammelte Werke

Автор: Henrik Ibsen

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027237722

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       Hoher Strand, der im Hintergrunde schroff zum Meer abfällt. Links eine Bretterhütte, rechts Felsen und Nadelwaldung. Die Masten zweier Kriegsschiffe sieht man unten in der Bucht. Rechts weit draußen Klippen und hohe kleine Inseln. Die See ist in wildem Aufruhr. Es ist Winter; Schneegestöber und Sturm.

      Sigurd kommt von den Schiffen herauf. Er trägt ein weißes Wams mit Silbergürtel, einen blauen Mantel, gewirkte Beinkleider, Pelzschuhe und eine Stahlhaube, an der Seite ein kurzes Schwert. Gleich danach erscheint Oernulf auf dem Felsen. Er trägt ein Wams von dunklem Schafsfell mit Brustplatte und Beinschienen, gewirkte Beinkleider und Pelzschuhe; über der Schulter hat er einen braunen groben Wollenmantel, dessen Kapuze über die Stahlhaube gezogen ist, so daß ein Teil des Gesichtes verborgen bleibt. Er ist hoch und hünenhaft gewachsen, hat einen langen weißen Bart und ist vom Alter nur leicht gebeugt; bewaffnet ist er mit rundem Schild, Schwert und Spieß.

      Sigurd tritt zuerst auf, blickt um sich, gewahrt die Bretterhütte, geht rasch darauf zu und versucht, die Tür zu erbrechen.

      Oernulf wird auf dem Felsen sichtbar, stutzt, da er Sigurd sieht, scheint ihn zu erkennen, steigt hernieder und ruft: Gib Raum, Krieger!

      Sigurd wendet sich um, legt die Hand ans Schwert und antwortet: Ich weichen? Es wär' das erste Mal!

      Oernulf. Du sollst und mußt! Ich brauche die Hütte zum Nachtlager für meine steifgefrornen Mannen.

      Sigurd. Und ich für ein müdes Weib.

      Oernulf. Meine Mannen sind mehr wert als Deine Weiber!

      Sigurd. Dann müssen auf Helgeland Geächtete hoch im Preise stehen.

      Oernulf legt den Spieß ein. Teuer sollst Du das Wort mir zahlen!

      Sigurd zieht sein Schwert. Nun wird es Dir schlimm ergehen, Greis!

      Oernulf dringt auf ihn ein, Sigurd verteidigt sich.

      Dagny und mehrere Mannen Sigurds kommen vom Strand, Oernulfs sechs Söhne rechts vom Berge.

      Dagny, einige Schritte voraus, trägt ein rotes Gewand, einen blauen Mantel mit zurückgeschlagener Pelzmütze. Sie ruft zu den Schiffen hinunter: Auf, Sigurds Mannen! Mein Herr streitet mit einem Fremdling!

      Oernulfs Söhne. Zu Hilfe dem Greis! Sie steigen herab.

      Sigurd zu seinen Leuten. Bleibt, wo Ihr seid! Ich zwing' ihn wohl allein.

      Oernulf zu den Söhnen. Laßt mich! Er dringt auf Sigurd ein. Dein Blut will ich sehen!

      Sigurd. Doch erst sieh Deines! Er verwundet ihn am Arm, so daß der Spieß zur Erde fällt.

      Oernulf.Ein guter Hieb, Kriegsmann!

      Schwingst das Schwert gewaltig,

       Schlägst mit scharfen Streichen;

       Sigurd selbst, der Starke,

       Müßte vor Dir weichen.

      Sigurd lächelnd. So wird ihm die Schande zur Ehre.

      Oernulfs Söhne mit einem Ausruf des Erstaunens. Sigurd selbst! Sigurd, der Starke!

      Oernulf. Doch härter trafst Du traun in jener Nacht, da Du mir Dagny, die Tochter, raubtest.

      Schlägt die Kapuze zurück.

      Sigurd und seine Mannen. Oernulf von den Fjorden!

      Dagny, freudig, doch mit einem Anflug von Unruhe. Mein Vater! Meine Brüder!

      Sigurd zu Dagny. Tritt hinter mich!

      Oernulf. Das ist nicht nötig. Nähert sich Sigurd. Ich erkannte Dich sogleich, als ich Dich erschaute. Darum fing ich Fehde an. Prüfen wollt' ich, ob das Gerücht wahr ist, das Dich Norwegens kühnsten Kämpen nennt. So sei denn Fried' und Freundschaft zwischen uns!

      Sigurd. Das beste wär's, fügte es sich so.

      Oernulf. Hier meine Hand! Du bist ein wackerer Kämpe. So scharfe Hiebe hat noch keiner getauscht mit dem alten Oernulf!

      Sigurd schüttelt die dargebotene Hand. Es seien die letzten Schwerthiebe, so wir tauschten! Und nun sollst Du selbst in unsrer Sache richten; bist Du bereit, zu stellen die Bedingungen?

      Oernulf. Ich bin's; und so sei der Streit geschlichtet! Zu den andern. Hiermit tu' ich Euch allen kund, um was es sich handelt. Fünf Winter ist's her, da lagen Sigurd und Gunnar als Wikinger auf Island. Ganz nahe bei meinem Hofe nahmen sie den Winter über Aufenthalt und Obdach. Da raubte Gunnar mit Gewalt und List meine Pflegetochter Hjördis; doch Du, Sigurd, nahmst Dagny, mein eigen Kind, und zogst mit ihr von dannen. Für diesen Raub wirst Du verurteilt, dreihundert Mark in Silber zu entrichten, und damit soll Dein Friedensbruch gesühnt sein.

      Sigurd. Billige Buße dünkt mich, was Du da forderst. Die dreihundert Mark werd' ich entrichten, und dazu will ich noch einen verbrämten Seidenmantel legen; es ist eine Königsgabe von Aedhelstan in England und so gut, wie je ein Mann auf Island einen trug.

      Dagny. Recht so, mein kühner Eheherr, und Dank Dir, mein Vater! Nun erst bin ich frohen Mutes.

      Sie drückt dem Vater und den Brüdern die Hand und spricht leise mit ihnen.

      Oernulf. So trete denn unser Vergleich in Kraft, und Dagny soll von Stund an so ehrenvoll gehalten werden, als wäre sie Dir gesetzlich angetraut mit ihrer Sippe Zustimmung.

      Sigurd. Und auf mich kannst Du von nun an bauen wie auf Dein eigen Geschlecht.

      Oernulf. Das hoff' ich fürwahr; und gleich will ich erproben, wie Du mir gesonnen.

      Sigurd. Ich bin bereit. Sprich, was begehrst Du?

      Oernulf. Deine Hilfe, mit Rat und mit Tat. Hierher fuhr ich gen Helgeland, um Gunnar zu suchen und Sühne zu fordern für Hjördis' Raub.

      Sigurd überrascht. Gunnar!

      Dagny ebenso. Und Hjördis! Wo sind sie zu finden?

      Oernulf. Daheim, denk' ich, auf Gunnars Hof.

      Sigurd. Und der liegt –?

      Oernulf. Wenig Pfeilschüsse von hier. Das hast Du nicht gewußt?

      Sigurd mit unterdrückter Bewegung. Gewiß nicht! Spärlich hab' ich nach Gunnar geforscht, seit wir zusammen von Island segelten. Weite Wikingsfahrten macht' ich und manchem fremden König dient' ich, indessen Gunnar zu Hause saß. Hier bin ich heut gelandet, im Dämmerlicht, vom Unwetter verschlagen. Wohl war es mir kund, daß Gunnar den Hof seiner Väter hier im Norden habe, doch –

      Dagny zu Oernulf. Und darum verließest Du die Heimat?

      Oernulf. So ist's. Zu Sigurd. Daß wir beide uns trafen, ist ein Werk der Gewaltigen dort oben. Sie wollten es so. Hätt' ich Dich suchen wollen, ich hätte nicht gewußt, wo Du zu finden bist.

      Sigurd gedankenvoll. Wohl wahr! Wohl wahr! Doch Dein Handel mit Gunnar! – Sag', Oernulf, denkst Du ihn hart anzupacken und alle Mittel anzuwenden, gute wie böse?

      Oernulf. СКАЧАТЬ