Gesammelte Werke. Henrik Ibsen
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Название: Gesammelte Werke

Автор: Henrik Ibsen

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027237722

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СКАЧАТЬ Hand habe ich sie weggeschenkt als Lösegeld für meines Kindes Freiheit. – Ob man sie nicht jetzt zurückgewinnen könnte? – Würde der Himmel zürnen, wenn ich –? Werde ich neue Bedrängnis über mich heraufbeschwören, falls ich –? – Wer weiß, – wer weiß! Es ist wohl das Sicherste, zu verzichten. Sie ergreift den Leuchter wieder. Ich werde ja mein Kind wieder haben. Das muß mir genug sein. Jetzt will ich die Ruhe suchen. All die verwegenen Gedanken, – die will ich verschlafen, verschlafen. Sie geht nach dem Hintergrund, bleibt aber noch einmal stehen und sagt grübelnd: Königsmutter!

      Langsam ab links durch den Hintergrund.

      Nach einer kurzen Pause kommen Nils Lykke und Eline lautlos durch die erste Tür links. Nils Lykke hat eine kleine Laterne in der Hand.

      Nils Lykkeleuchtet spähend umher und flüstert. Alles ist still. Ich muß fort.

      Eline. O, so laß mich noch ein einzig Mal Dir in die Augen sehen, ehe Du mich verläßt,

      Nils Lykkeumarmt sie. Eline!

      Elinenach kurzer Pause. Kommst Du nie mehr nach Oestrot?

      Nils Lykke. Wie kannst Du daran zweifeln ? Bist Du nicht jetzt meine treulich Verlobte? – Doch wirst auch Du mir treu sein, Eline? Wirst Du mich nicht vergessen, bis wir uns wiedersehen?

      Eline. Ob ich Dir treu sein will? Habe ich denn noch einen Willen? Könnte ich Dir untreu werden, selbst wenn ich wollte? – Du kamst zur Nachtzeit. Du pochtest an meine Tür – und ich ließ Dich ein. Du sprachst zu mir. Was hast Du gesprochen? Du blicktest mir fest ins Auge. Was für eine geheimnisvolle Macht war es, die mich betörte und einfing wie in einem Zaubernetz? Sie birgt rasch ihr Gesicht an seine Schulter. Sieh mich nicht an, Nils Lykke! Du darfst mich nicht ansehen nach – – Treu, sagst Du? Du hast mich ja. Ich bin ja Dein; – muß es sein – in alle Ewigkeit.

      Nils Lykke. Nun, bei meiner Ritterehre, so sollst Du auch, eh' dies Jahr zu Ende geht, als Hausfrau schalten auf der Burg meiner Väter!

      Eline. Keine Gelübde, Nils Lykke! Schwör mir nichts.

      Nils Lykke. Was ist Dir? Weshalb schüttelst Du so wehmütig das Haupt?

      Eline. Weil ich weiß, daß Du die süßen Worte, die meinen Sinn betörten, vor mir schon gar vielen zugeflüstert hast. Nein, nein, sei nicht böse, Du Geliebter! Ich mache Dir nicht Vorwürfe, wie ich damals getan habe, als ich Dich noch nicht kannte. Nun weiß ich ja, wie hoch Du über allen andern stehst. Wie kann Liebe Dir anderes sein als ein Spiel, und das Weib anderes als ein Spielzeug?

      Nils Lykke. Eline – hör' mich an!

      Eline. Unter dem Klange Deines Namens bin ich aufgewachsen. Ich haßte diesen Namen, weil mich dünkte, alle Frauen würden gekränkt durch Dein Betragen. Und doch – wie wunderlich, – wenn ich im Traume mein eignes künftiges Leben mir aufbaute, da warst immer Du mein Held, ohne daß ich selbst es wußte. Jetzt versteh' ich, was ich damals nicht verstanden habe, – jenes ahnungssüße, geheimnisvolle Sehnen nach Dir, Du Einziger, – nach Dir, der einst kommen sollte, um mir des Lebens ganze Herrlichkeit zu deuten.

      Nils Lykke beiseite, indem er die Laterne auf den Tisch hinstellt. Was ist denn mit mir geschehen? Diese berückende, unwiderstehliche Macht –. Ist das Liebesgefühl, so habe ich es nicht gekannt vor dieser Stunde. – Vielleicht ist es noch nicht zu spät für mich. – Ah, mit Lucia – das Entsetzliche! Er sinkt auf einen Stuhl.

      Eline. Was ist das? Dieser schwere Seufzer –

      Nils Lykke. O, nichts, nichts! – – Eline, – jetzt will ich Dir ehrlich beichten. Ich habe oft mit Worten und Blicken betrogen und gar vielen schon gesagt, was ich in dieser Nacht Dir zugeflüstert habe. Aber glaube mir –

      Eline. Still! Nichts mehr davon! Meine Liebe ist ja kein Entgelt für das, was Du mir schenkst. O nein, ich liebe Dich, weil jeder Deiner Blicke ein Königsgebot ist, das mir so gebietet. – Sie legt sich zu seinen Füßen. – O laß mich dieses Königsgebot noch einmal tief in meine Seele prägen, weiß ich gleich, daß es für Zeit und Ewigkeit hier eingegraben steht! – – Du guter Gott, – wie bin ich blind gewesen gegen mich selbst! Noch heut abend sagte ich zu meiner Mutter: »Soll ich leben, dann muß ich meinen Stolz mir bewahren.« Was ist denn mein Stolz? Meine Landsleute frei, mein Haus geehrt zu wissen über die Lande und Reiche hin? O nein, nein! Meine Liebe ist mein Stolz. Das Hündlein ist stolz, wenn es zu seines Herrn Füßen liegen und Brosamen von seiner Hand haschen darf. So bin auch ich stolz, solange ich zu Deinen Füßen sitzen darf, während Deine Worte und Deine Blicke mich mit dem Brot des Lebens nähren. Sieh, deshalb sag' ich zu Dir, wie ich vorhin sagte zu meiner Mutter: »Soll ich leben, so muß ich mir meine Liebe bewahren«; denn darin liegt mein Stolz, jetzt und für alle Zeit.

      Nils Lykke zieht sie auf seinen Schoß. Nein, nein, – nicht zu meinen Füßen, an meiner Seite ist Dein Platz, – und da soll er bleiben, wie hoch das Schicksal mich auch stellen mag. Ja, Eline, – Du hast mich auf einen bessern Weg gebracht; und ist es mir einst gegönnt, durch eine große Tat zu sühnen, was ich in meiner wilden Jugend verbrochen habe, so gebühren Ruhm und Ehre Dir!

      Eline. O, Du sprichst, als wär' ich noch jene Eline, die gestern Abend den Blumenstrauß Dir vor die Füße schleuderte. – In meinen Büchern habe ich von dem bunten Leben in fernen Landen gelesen. Unter Hörnerklang zieht der Ritter, den Falken auf der Hand, hinaus in den grünen Wald. So ziehst auch Du durchs Leben; – Dein Name klingt Dir voran, wohin Du ziehst. – Alles, was ich von dieser Herrlichkeit begehre, ist, der Falke an Deinem Arm zu sein. Wie er war auch ich blind für Licht und Leben, bis Du die Binde von meinen Augen nahmst und mich emporfliegen ließest, hoch über die grünen Wipfel hin. Aber glaube mir, – wie keck ich auch meine Schwingen dehne, ich kehre doch stets wieder zurück zu meinem Käfig.

      Nils Lykke steht auf. So biet' auch ich der Vergangenheit Trotz! Sieh her; – nimm diesen Ring und sei mein vor Gott und den Menschen, – mein – ob auch die Toten unruhige Träume darüber haben sollten.

      Eline. Du machst mir angst. Was ist –?

      Nils Lykke. Es ist nichts. Komm, laß mich den Ring an Deinen Finger stecken – So! – Nun hab' ich Dich mir anverlobt.

      Eline. Ich Nils Lykkes Braut! Mir scheint's ein Traum, alles, was in dieser Nacht geschehen ist. Doch welch ein schöner Traum! Mir ist so leicht ums Herz; nicht Bitterkeit noch Haß sind mehr in meinem Sinn. Ich will all mein Unrecht wieder gut machen. Ich bin lieblos gegen meine Mutter gewesen. Morgen gehe ich zu ihr – sie muß mir verzeihn, was ich gefehlt habe.

      Nils Lykke. Und unserm Bunde ihre Zustimmung geben.

      Eline. Das wird sie. O, ich glaube es gewiß. Meine Mutter ist gut. Alle Menschen sind gut. Ich hege gegen keinen mehr Groll – nur gegen einen.

      Nils Lykke. Nur gegen einen?

      Eline. Ach, das ist eine traurige Geschichte. Ich hatte eine Schwester –

      Nils Lykke. Lucia?

      Eline. Hast Du Lucia gekannt?

      Nils Lykke. Nein, nein, nur ihren Namen hab' ich gehört.

      Eline. Auch sie gab ihr Herz einem Ritter. Er betrog sie – nun ist sie im Himmel.

      Nils Lykke. Und Du – ?

      Eline. Ich hasse ihn.

      Nils СКАЧАТЬ