Gesammelte Werke. Henrik Ibsen
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Название: Gesammelte Werke

Автор: Henrik Ibsen

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027237722

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СКАЧАТЬ Ihm vergeb' ich niemals! Ich kann nicht, wenn ich auch wollte. Zu heilig ist der Eid, den ich geschworen habe – – Sie lauscht. Still! Kannst Du hören?

      Nils Lykke. Was? Wo?

      Eline. Draußen, weit weg. Viele Männer reiten auf der Landstraße.

      Nils Lykke. Ha, das sind sie! Und ich, ich vergaß –! Sie kommen herüber. Dann ist Gefahr im Verzuge. Ich muß fort!

      Eline. Aber wohin? O Nils Lykke, was verhehlst Du –?

      Nils Lykke. Morgen, Eline –. Denn, bei Gott! – dann komme ich wieder. Schnell, nur schnell – wo ist der geheime Weg, von dem Du gesprochen hast?

      Eline. Durch die Totengruft. – Sieh, – hier ist die Falltür –

      Nils Lykke. Die Totengruft! Für sich. Gleichviel! Gerettet muß er werden.

      Eline am Fenster. Die Reiter sind gleich vor dem Tor –

      Sie reicht ihm die Laterne.

      Nils Lykke. Nun wohlan! Er beginnt hinabzusteigen.

      Eline. Geh die Gruft entlang bis zu dem Sarge mit dem Totenkopf und dem schwarzen Kreuz. Das ist Lucias –

      Nils Lykke steigt rasch wieder herauf und schlägt die Falltür zu. Lucias? Pfui –!

      Eline. Was sagst Du?

      Nils Lykke. O nichts. Der Leichengeruch hat mich schwindlig gemacht.

      Eline. Horch! Jetzt klopfen sie ans Tor.

      Nils Lykke läßt die Laterne fallen. Ah, es ist zu spät –!

      Björn kommt eilig mit einem Licht in der Hand von rechts.

      Eline ihm entgegen. Was gibt's, Björn? Was gibt's?

      Björn. Ein Überfall! Graf Sture –

      Eline. Graf Sture? Was ist mit ihm?

      Nils Lykke. Haben sie ihn erschlagen?

      Björn zu Eline. Wo ist Eure Mutter?

      Zwei Knechte von rechts hereinstürzend. Frau Inger! Frau Inger!

      Inger kommt mit einem Armleuchter in der Hand aus der zweiten Tür links und sagt schnell: Ich weiß alles. Hinunter in den Burghof mit Euch! Haltet das Tor offen für unsre Freunde, aber verschlossen für jeden andern!

      Sie stellt den Leuchter auf den Tisch links. Björn und die zwei Knechte ab nach rechts.

      Inger zu Nils Lykke. Das also war die Schlinge, Herr Reichsrat?

      Nils Lykke. Inger Gyldenlöve, glaubt mir –!

      Inger. Ein Hinterhalt, – um ihn abzufangen, sobald Ihr jene Zusage hattet, die mich vernichten kann.

      Nils Lykke, indem er das Papier hervorzieht und in Stücke reißt. Da ist Eure Zusage. Ich behalte nichts, das gegen Euch zeugen könnte.

      Inger. Was tut Ihr?

      Nils Lykke. Ich beschirme Euch von dieser Stunde an. Habe ich mich an Euch versündigt, – nun, beim Himmel, so will ich versuchen, mein Vergehen wieder gut zu machen. Aber hinaus muß ich, und wenn ich mich durchs Tor hindurch hauen müßte! – Eline, – sag' Deiner Mutter alles! Und Ihr, Frau Inger, laßt unsre Abrechnung vergessen sein. Seid hochherzig und – verschwiegen! Glaubt mir, Ihr werdet mir Dank wissen, noch ehe der Tag graut.

      Er geht eilig durch die zweite Tür rechts ab.

      Inger sieht ihm triumphierend nach. Recht so! Ich verstehe ihn! Sie wendet sich zu Eline. Nils Lykke –? Nun – ?

      Eline. Er hat an meine Tür gepocht und diesen Ring an meinen Finger gesteckt.

      Inger. Und hat Dich lieb von Herzen?

      Eline. Das hat er gesagt, und ich glaube ihm.

      Inger. Klug gehandelt, Eline! Haha! Mein Herr Ritter, nun fang' ich an!

      Eline. Mutter, – Ihr seid so sonderbar. O ja, ich verstehe wohl, – meine lieblosen Worte haben Euch erzürnt.

      Inger. Gewiß nicht, liebe Eline! Du bist eine gehorsame Tochter. Du hast ihn hineingelassen; Du hast auf seine schönen Worte gehört. Ich verstehe vollauf, was es Dich gekostet hat – denn ich kenne ja Deinen Haß.

      Eline. Aber, meine Mutter –!

      Inger. Still! Wir sind uns in unsern Plänen begegnet. Wie hast Du es angefangen, mein kluges Kind? Ich sah ihn strahlen vor Liebe. Halt' ihn nun fest! Zieh' das Garn enger und enger um ihn, und dann –. Ah, Eline, wenn wir ihm sein teuflisches Herz in der Brust zerfleischen könnten!

      Eline. Weh' mir! Was sagt Ihr da?

      Inger. Laß den Mut nicht sinken. Hör' mich. Ich weiß das Wort, das Dich aufrecht erhalten wird. – So wisse denn – Lauschend. Jetzt kämpfen sie draußen vor dem Tor. Besonnenheit! Bald gilt es – Sie wendet sich wieder zu Eline. Wisse denn, Nils Lykke war's, der Deine Schwester unter die Erde gebracht hat.

      Eline aufschreiend. Lucia!

      Inger. Er war's, so gewiß ein Rächer über uns ist!

      Eline. Dann steh' mir der Himmel bei!

      Inger entsetzt. Eline –?

      Eline. Ich bin die Seine vor Gott.

      Inger. Unglückliches Kind, – was hast Du getan!

      Eline mit dumpfer Stimme. Verwirkt den Frieden meines Herzens. – Gute Nacht, Mutter!

      Sie geht links ab.

      Inger. Hahaha! – Es geht bergab mit Inger Gyldenlöves Geschlecht. Sie war die letzte von meinen Töchtern. – Warum könnt' ich nicht schweigen ? Hätte sie nichts gewußt, sie wäre vielleicht glücklich geworden – in einer Weise. – Es mußte so sein. In den Sternen dort oben steht es geschrieben, ich soll einen grünen Zweig nach dem andern brechen, bis der Stamm entlaubt dasteht. – Dahin denn! Dahin! Jetzt kehrt mir der Sohn zurück. An die andern, an meine Töchter will ich nicht denken. – Rechenschaft? Rechenschaft ablegen? – Ah, das kommt erst am großen Tage des Gerichts –. Es währt noch lange, bis der da ist.

      Nils Stenssön ruft draußen rechts. Hei, – schlag' das Tor zu!

      Inger. Graf Stures Stimme –!

      Nils Stenssön waffenlos, mit zerrissenen Kleidern, kommt aus der zweiten Tür rechts hereingestürzt und ruft mit verzweifeltem Lachen: Ein frohes Wiedersehen, das, Inger Gyldenlöve!

      Inger. Was habt Ihr verloren?

      Nils Stenssön. Mein Reich und mein Leben!

      Inger. Und die Bauern? Meine Knechte – wo habt Ihr sie?

      Nils Stenssön. СКАЧАТЬ