Название: Gesammelte Werke
Автор: Henrik Ibsen
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788027237722
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Ejnar.
Wer höhnt, ihm pflegt kein Dank zu lohnen,
Weit schöner wär's, Dein Volk zu schonen –
Brand.
Vielleicht, – doch weniger gesund.
Ejnar.
Nun wohl; gesetzt, ich wollt' im Bund
Mit Dir das sünd'ge Volk verdammen, –
Wie hängt das mit dem Gott zusammen,
Den einzusargen Du gewillt,
Dem Gott, der mir noch alles gilt?
Brand.
Mein Freund, Du hast ihn doch gemalt; –
Und wenn man mir nicht vorgeprahlt,
So, daß er jeden, der ihn schaute, Im innersten Gemüt erbaute. Merk' auf, ich schildr' ihn Dir genau: Dein Gott ist alt –
Ejnar. Nun ja –?
Brand. Und grau?
Sparsam gelockt nach Greisenart,
Wie Silber oder Eis den Bart, –
Harmlos, wiewohl noch so respekt-
einflößend, daß er Kinder schreckt?
Ob Du ihn noch mit filznen Schuhn
Versehn hast, mag auf sich beruhn;
Doch willst Du, daß er ganz echt sei,
So füg noch Brill' und Schlafmütz' bei!
Ejnar (zornig.)
Was soll dies, Brand, –
Brand. Dies ist nicht Spott,
Dies ist das treue Konterfei
Von unsres Volks Familiengott.
Wie den Papisten der Messias
Als Wickelkind erscheint, so gilt
Euch hier der Herr als Jeremias,
Der just noch kindisch lallt und schilt.
Und wird der Papst auf Petri Stuhl
Bald nur mehr seine Schlüssel haben,
So habt Ihr bald im Kirchenpfuhl Auf immer Gottes Reich begraben. Ihr trennt das Leben von der Lehre; Zu üben sie, – wem gilt's als Ehre? Ihr strebt, Euch geistlich zu erheben, Doch nicht, aus ganzer Kraft zu leben. Euch frommt, daß Eure Art bestehn kann, Ein Gott, der durch die Finger sehn kann, Der, daß ein Bild er Eurer Welt wird, Mit Glatz' und Schlafmütz' dargestellt wird. Doch diesem Gotte bin ich blind! Mein Gott ist Sturm, wo Deiner Wind, Unbeugsam, wo der Deine flau, All-liebend, wo der Deine lau. Und jung wie Herkules ist er, Kein alter Vater Sechziger! Sein Wort, das traf wie Blitzesschlag, Da er als Flamm' im Dornenhag Vor Moses auf dem Horeb stand, Wie vor dem Zwerglein der Gigant. Er hielt die Sonn' in Gibeons Tal Und tat der Wunder ohne Zahl Und tät' sie heut noch immerzu, Wär' dies Geschlecht nicht schlaff wie Du!
Ejnar (mit unsicherem Lächeln.)
Und nun soll's umgeschaffen werden?
Brand.
Das soll's, noch eh' mein Leben hin,
So wahr ich weiß, daß ich auf Erden
Als Arzt für sein Gebrechen bin.
Ejnar (schüttelt den Kopf.)
Lösch' nicht das Hölzchen, mag's auch rauchen,
Eh' Du die Leuchte nicht gespeist;
Streich nicht die Worte, die wir brauchen,
Bevor Du nicht die neuen weißt.
Brand.
Nichts Neues soll durch mich geschehn;
Aufs Recht des Ewigen will ich sehn.
Nicht Dogmen oder Kirche sollen
Mir Dank für neue Formen zollen;
Denn wie einmal ihr Sein begann,
So ist wohl auch der Tag bestimmt,
An dem ihr Sein ein Ende nimmt.
Erschaffnem hängt sein finis an;
Es liegt in der Verwesung Bann
Und eilt, nach unverrückter Norm,
Von Form zu immer neuer Form.
Doch was in all dem ewig kreist,
Das ist der unerschaffne Geist,
Dem, nach dem Fall im Paradies,
Der Heiland neue Bahnen wies:
Da schlug er glaubensstark die Brück'
Vom Fleisch zum Urquell Gott zurück.
Heut weist er sich verblaßt, verflacht, – Ganz nach dem Gott, den Ihr Euch macht; – Doch soll aus diesen Seelenstümpfen, Aus diesen Geistestorsorümpfen, Aus diesen Köpfen sich und Händen Ein Ganzes wiederum vollenden, Daß sich, wie einst am Schöpfungstag, Gott seines Adam freuen mag!
Ejnar, (Brand unterbrechend.)
Leb' wohl! Ich glaub', es ist am besten,
Wir trennen uns.
Brand. Geht Ihr nach Westen,
So ich nach Norden. Hier wie dort
Erreicht man gleich geschwind den Ort.
Lebt wohl!
Ejnar. Leb' wohl!
Brand (dreht sich im Abstieg noch einmal um.)
Scheid Licht und Dunst!
Das Leben, Freund, – ist eine Kunst.
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