Название: Gesammelte Werke
Автор: Henrik Ibsen
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788027237722
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Die Fräuleins wurden rot, die Herren girrten,
Wie Taubenvolk an schwülem Sommertag.
Da sahst du in Moral und Glauben dich
Von Greisinnen und Jungfern unterwiesen,
Da ward von jungen Fraun das "Haus" gepriesen,
Doch Sie, Sie standen einsam und für sich.
Und als zuletzt der Schwatz zum Rausch gestiegen,
Zum Tee- und Prosabacchanal, war mir's,
Ich säh' Sie wie ein edel Goldstück liegen
Inmitten schlechten Kupfers und Papiers.
Sie trugen eines fremden Staates Zeichen,
Sie gingen nicht nach dieses Lands Valut',
Unwechselbar in einem Tagsdisput
Von Versen, Butter, Kunst und mehr dergleichen.
Da – just als Fräulein Elster sprach –
Schwanhild (mit einem Anflug von Ernst.)
Und Stüber
Dahinter stand, mit ritterlichem Charm',
Seinen Chapeau gleich einem Schild im Arm –
Falk.
Rief Ihre Mutter übern Tisch herüber:
"Trink, Schwanhild, meinst Du denn, Dein Tee bleibt warm?"
Und Sie, Sie tranken denn das schale Kranken-
Gesöff, wie's all die andern um Sie tranken.
Allein der Name traf und packte mich, –
Ich sah die wilde Völsungsage sich
Mit ihren langen Reihn gefallner Recken
Herunter bis in unsre Zeit erstrecken;
In Ihnen sah ich eine nach des Tages
Begriff geformte Schwanhild neuen Schlages.
Einst log man sich ein Recht zum Kriege zu,
Jetzt fordert sich das Volk Vergleich und Ruh;
Doch stürmt nun heute wer auf eignen Füßen,
So muß für Vätersünden schuldlos büßen.
Schwanhild (mit leichter Ironie.)
Wie? Also solche blutbesprengten Schemen
Entstiegen Ihrer Tasse blauem Dunst!
Jedoch, das ist wohl Ihre kleinste Kunst,
Da, wo kein Geist ist, Geister zu vernehmen.
Falk (bewegt.)
Nein, lachen Sie nicht, Schwanhild – denn, weiß Gott,
Ich sehe Tränen hinter Ihrem Spott –
Und sehe mehr. Zertrat man Ihren Geist,
Zerknetete wie Lehm Ihr ganzes Wesen,
Wird jeder Tropf Sie sich zum Opfer lesen
Und pfuschen wollen, dumm und plump und dreist.
Des Herrgotts Schöpfung wird die Welt plagiieren,
Neu schaffen Sie – nach ihrem Bild, der Welt; Zutun, wegnehmen, ändern, modellieren. Und wird dann dies aufs Postament gestellt, Dann jubelt sie: Seht, nun ist sie normal! Wie plastisch ruhig, marmorkühl und –fahl! Bestrahlt von Lampenschein und Lüsterschimmer – Wie dekoriert sie köstlich nun das Zimmer! (Ergreift leidenschaftlich ihre Hand.) Doch leben Sie erst, eh' Sie sterben sollen! Erst sein Sie mein in Gottes Lenznatur; Sie kommt noch stets zu zeitig, die Dressur Zur "Dame", – und dann mag das Weib sich trollen. Doch das just lieb' ich. Was ist mir der Rest? Entführ' Sie einst ein andrer in sein Nest! – Doch hier wär's, wo mein erster Lenz ersprösse, Mein Liederbaum die ersten Triebe schösse; Hier, Schwanhild, würd' ich reifer, reicher, lichter, – Hier würd' mir Flugkraft, – hier, hier würd' ich Dichter!
Schwanhild (mit sanftem Vorwurf, während sie ihre Hand aus der seinen zieht.)
O, warum sprachen Sie und schwiegen nicht?
Es war so schön, dies sich in Freiheit nah sein.
Gelübd' und Eide – müssen sie denn da sein,
Damit ein Glück nicht gleich zusammenbricht!
Nun sprachen Sie, und alles ist vorbei.
Falk.
Vielmehr, ich wies ein Ziel, – nun steht's bei Ihnen,
Sich Ihren Namen wahrhaft zu verdienen.
Ein frisch gewagter Sprung – und Sie sind frei!
Schwanhild.
Und ich bin frei?
Falk. Ja, frei sein heißt gerade,
Das tun, wozu wir uns berufen sehn;
Und Sie, das weiß ich, gab mir Gottes Gnade, Dem Schönheits-Sündenfall zu widerstehn. Wie Der, mit dem mein Name sich begegnet, Nur steigt, wenn er dem Wind entgegen fliegt, Sind Sie der Luftzug, der mich aufwärts wiegt Und meine Schwingen erst mit Kräften segnet. Mein sei'n Sie, mein, bevor die Welt Sie hab', – Und fällt das Laub, greif' jeder still zum Stab. O singen Sie mir Ihren Reichtum ein, Daß Lied um Lied den Dank zurücke trage; Und altern Sie dann einst beim Lampenschein, Ist's wie der Baum welkt, – ohne Qual und Klage.
Schwanhild (mit unterdrückter Bitterkeit.)
Verzeihn Sie, wenn ich dankend mich bescheide,
So schön sich auch Ihr gutes Herz erhitzt:
Ich bin für Sie, was für ein Kind die Weide,
Daraus es seine Eintagsflöte schnitzt.
Falk.
So hat sie doch den Menschen was erzählt,
Eh' sie der Herbst mit grauen Nebeln quält.
(Heftig.)
Sie müssen! sollen! Es ist Ihre Pflicht, Sich mir zu schenken, – fühlen Sie das nicht? Was Sie nur träumen, wird in mir Gedicht! Da liegt der Vogel noch, den ich erschlug; Sie hörten seine Stimme nie genug. O singen Sie für mich, wie er für Sie, – Und ein Gedicht wird jede Melodie!
Schwanhild.
Und kennen Sie mich dann und bin ich leer Und hab' mein letztes Lied vom Zweig СКАЧАТЬ