Название: Karin Bucha Staffel 3 – Liebesroman
Автор: Karin Bucha
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Karin Bucha Staffel
isbn: 9783740918071
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Mit hängendem Kopf stand Gerda vor der jungen Frau. Plötzlich fühlte sie sich derb an den Schultern gepackt.
»Nicht wahr, Sie irren sich?«
Gerda hob die Augen und sah traurig auf die junge Frau.
»Ich wünschte es«, stammelte sie ratlos. »Aber die Radiomeldung…«
Freier griff schon nach seinem Hut.
»Ich werde uns schnellstens Gewißheit verschaffen. Können Sie inzwischen bei meiner Tochter bleiben?«
Das junge Mädchen nickte. Die Kehle war ihm wie zugeschnürt. Mechanisch folgte es Brigitte Markhoff, die ins Wohnzimmer wankte.
Während die junge Frau ratlos hin und her wanderte, nahm Gerda unweit der Tür Platz. Ihre Augen schwammen in Tränen, und von Zeit zu Zeit wischte sie sich über das Gesicht.
Minuten dehnten sich zu Ewigkeiten. Brigitte schien die Anwesenheit Gerdas völlig vergessen zu haben. »Ursula!« flüsterte sie nur manchmal, und dann gab es Gerda jedesmal einen Stich ins Herz.
Sie hatte das Kind von der Mutter weggeholt und versprochen, es pünktlich zurückzubringen. Und nun sollte gar – Gerda wagte den Gedanken nicht zu Ende zu denken.
Plötzlich hörte man das Schließen der Tür. Philipp Freier kehrte zurück.
Brigitte wollte ihm entgegengehen, aber die Beine versagten ihr den Dienst. Leichenblaß, mit großen brennenden Augen sah sie ihrem Vater entgegen.
Auch ihm war alle Farbe aus dem Gesicht gewichen, und sein Atem ging schwer.
»Vater!« schrie Brigitte auf. Sie mußte sich am Tisch festhalten. »Gütiger Himmel…«
»Es ist entsetzlich«, antwortete Philipp Freier tonlos. »Ursula ist…«
»… verunglückt!« vollendete Brigitte unheimlich ruhig. Aber durch ihre schlanke Gestalt lief ein Beben. Es hatte den Anschein, als wollte sie jeden Augenblick umsinken.
Gerda sprang schnell hinzu, doch die junge Frau wehrte sie ab.
»Was ist – mit Ursula?« forschte sie mit vorgeneigtem Oberkörper.
»Wir müssen sofort zu ihr – das heißt – ich weiß nicht, ob wir sie sehen dürfen.«
Brigitte trat dicht an den Vater heran, dessen Augen ihrem Blick auswichen.
»Vater – ist – ist Ursula – etwa tot?«
Erschrocken hob Freier den Blick und schlang den Arm um Brigittes Schulter.
»Nein, Brigitte, sie lebt – ihr Zustand ist jedoch bedenklich. Du mußt tapfer sein, Brigitte, hörst du? Sehr tapfer!«
Sie schloß die Augen, ein tiefer Atemzug entrang sich ihren Lippen.
»Sie lebt?« wiederholte sie kaum hörbar. »Dann ist auch Hoffnung vorhanden. Komm!«
Gerda stand hilflos dabei, wandte keinen Blick von dem bleichen, zuckenden Antlitz der jungen Frau.
»Komm!« drängte Brigitte noch-mals.
In der kleinen Diele nahm Gerda Brigittes Hut von der Garderobe und hüllte sie in einen leichten Mantel. Brigitte ließ alles willenlos mit sich geschehen.
In ihren Augen brannte nur die Sehnsucht nach ihrem Kind.
»Komm!« forderte sie immer ungeduldiger.
Da führte der alte Herr die Tochter aus der Wohnung. Traurig ging Gerda davon, während Freier dem Taxistand zuschritt, die junge Frau am Arm, durch deren Körper ab und zu ein Zucken ging.
Ich hätte besser allein fahren sollen, dachte er, Brigitte ist ja nur noch ein Nervenbündel.
So ein Unglück, so ein großes Unglück.
*
Im Geschäftszimmer des Krankenhauses Hellerau trafen sie auf Fred Markhoff, der noch immer auf den Bescheid der Schwester wartete.
Als er Brigitte am Arm ihres Vaters erblickte, hatte es den Anschein, als wolle er ihr entgegengehen. Aber ein drohender Blick aus Freiers Augen bannte ihn auf seinen Platz.
Da erschien auch schon die Schwester in Begleitung des Arztes.
»Sind Sie die Angehörigen des Kindes?« wandte sich der Arzt zuerst an Brigitte.
»Ich bin die Mutter«, hauchte die junge Frau, die sich kaum noch auf den Beinen halten konnte.
Markhoff trat näher.
»Und ich der Vater!« stellte er sich vor.
Von dem blassen Gesicht der Mutter glitt der Blick des Arztes zu dem Mann hin.
»Es steht leider nicht gut um das Kind. Ein sehr komplizierter Fall. Die Operation ist soweit gut verlaufen – wir müssen abwarten.«
Der knappe Bericht vernichtete jedes Fünkchen Hoffnung in Brigitte.
»Darf ich mein Kind wenigstens sehen?« fragte sie.
Der Arzt wechselte einen raschen Blick mit der Schwester, dann erklärte er:
»Es dürfte wenig Zweck haben. Das Kind liegt noch in der Narkose.«
»Nur einen Blick – einen einzigen Blick!« bat Brigitte flehend.
»Gut. Schwester Irmgard, begleiten Sie bitte die Herrschaften! Aber nur ein paar Minuten«, entschied er.
Freier nahm Brigittes Arm und führte sie davon. Es ging über Gänge und Treppen, bis sie endlich vor einer Tür haltmachten.
Fred Markhoff folgte langsam. In seinem Gesicht arbeitete es. Jetzt bereute er bitter, was er getan hatte. Er hätte Ursula heimschicken sollen, dann wäre das Unglück nicht geschehen.
Nun aber war es zu spät! In diesem Augenblick vergaß er sogar seinen Haß auf Brigitte. Er wagte keinen Blick in das wachsbleiche Gesicht seiner geschiedenen Frau zu tun.
Behutsam öffnete die Schwester die Tür und winkte Brigitte herbei.
»Nur einen Blick!« flüsterte sie.
Brigitte sah in ein schmales sonnendurchflutetes Zimmer. Ein Bett stand darin, vor dem eine Schwester saß, und sich eben erhob.
Der Blick auf das Kinderbett war nun frei. Brigitte preßte die Hand auf den Mund, um nicht aufschreien zu müssen, als sie das stille, wächserne Kindergesicht sah.
»Sie wird sterben!« flüsterte sie. Dann sank sie bewußtlos in die Arme des Vaters.
Markhoff wollte helfend einspringen, aber mit einer herrischen Handbewegung hinderte Freier ihn daran.
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