Автор: Ðртур Конан Дойл
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788027212897
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»Ich war wie mit Blindheit geschlagen«, rief der Oberst; »natürlich brauchte er ein Licht dazu und strich das Wachskerzchen an!«
»Ohne Frage. Bei der Untersuchung seiner Besitztümer war es mir übrigens gelungen, nicht nur die Art zu entdecken, wie er das Verbrechen begehen wollte, sondern auch seine Beweggründe. Auch Sie, Herr Oberst, werden wissen, daß man nicht die Rechnungen anderer Leute in der Tasche herumzutragen pflegt. Jeder hat gewöhnlich genug damit zu tun, seine eigenen zu bezahlen. Ich vermutete sofort, daß Straker ein Doppelleben führen und eine zweite Wohngelegenheit haben müsse. Aus der Rechnung selbst ersah ich, daß eine Dame dabei im Spiel war, die sehr teuere Bedürfnisse hat. Wie hoch auch das Gehalt Ihrer Angestellten sein mag, so glaube ich doch nicht, daß sie ihren Frauen Straßenkostüme für zweiundzwanzig Pfund kaufen können. Ich fragte Frau Straker nach dem Kleide, ohne daß sie meine Absicht merkte; und als ich mich überzeugt hatte, daß es nie in ihre Hände gelangt sei, schrieb ich mir die Adresse der Schneiderin auf. Daß ich mich nur mit Strakers Photographie bei ihr einzufinden brauchte, um den rätselhaften Herrn Darbyshire aus der Welt zu schaffen, dachte ich mir wohl.
Von da ab war alles sonnenklar. Straker hatte das Pferd in den Hohlweg geführt, wo man das Licht nicht sehen konnte. Unterwegs fand er Simpsons Krawatte, die dieser auf der Flucht verloren hatte, und hob sie auf, vermutlich in der Absicht, dem Pferd damit das Bein festzubinden. Im Hohlweg angelangt, trat er hinter das Pferd und machte Licht, aber der plötzliche grelle Schein erschreckte das Tier, welches wohl instinktmäßig fühlen mochte, daß irgend ein Unheil im Werke sei; es schlug aus und traf Straker mit dem Huf gerade auf die Stirn. Trotz des Regens hatte er schon den Mantel abgelegt, um sein schwieriges Vorhaben auszuführen; so kam es, daß er sich im Fallen mit dem Messer die Wunde am Schenkel beibrachte. –Ist Ihnen die Sache jetzt verständlich?«
»Vollkommen«, rief der Oberst, »Sie sind ein wunderbarer Mensch; es ist gerade, als wären Sie dabei gewesen.«
»Meinen letzten Pfeil habe ich so ziemlich ins Blaue geschossen. Es fuhr mir durch den Kopf, daß ein so schlauer Mensch wie Straker den mißlichen Sehnenschnitt gewiß nicht vornehmen würde, ohne sich erst etwas darin zu üben. Woran konnte er seine Versuche machen? Mein Blick fiel auf die Schafe, und aus der Antwort, die mir auf meine dahinzielende Frage wurde, ersah ich zu meiner Verwunderung, daß ich ganz richtig geraten hatte.«
»Ihr Scharfsinn ist wirklich staunenswert, Herr Holmes.«
»Bei meiner Rückkehr nach London suchte ich die Schneiderin auf. Sie erkannte Straker sofort nach dem Bilde als einen ausgezeichneten Kunden, namens Darbyshire, dessen schöne Frau, eine sehr auffallende Erscheinung, große Vorliebe für kostspielige Kleider habe. Ohne Zweifel hat ihn dies Weib über Hals und Kopf in Schulden gestürzt und ihn so auf den schändlichen Plan gebracht.«
»Nur eins haben Sie noch im Dunkeln gelassen«, sagte der Oberst. »Wo war denn das Pferd?«
»Es war durchgegangen, und einer Ihrer Nachbarn hat es in Pflege genommen. Nach dieser Richtung hin werden wir wohl Gnade für Recht ergehen lassen müssen. – Eben hält der Zug; ich glaube, wir sind jetzt in Clapham, und in zehn Minuten kommen wir nach der Viktoria-Station. Wenn Sie uns begleiten wollen, Herr Oberst, um bei mir zu Hause eine Zigarre zu rauchen, werde ich Ihnen mit Vergnügen noch alle übrigen Einzelheiten mitteilen, die Sie etwa zu wissen wünschen.«
Englisch
Das gelbe Gesicht
Bei der Veröffentlichung dieser kurzen Skizzen über einige von den zahlreichen Fällen, in denen die glänzende Begabung meines Freundes sich offenbarte, weile ich naturgemäß mehr bei seinen Erfolgen als bei seinen Mißerfolgen. Und dabei leitet mich nicht sowohl die Rücksicht auf seinen Ruf – denn tatsächlich erscheinen seine Tatkraft und seine Findigkeit nie bewundernswerter als wenn er sich selbst in eine Sackgasse verrannt hatte –, sondern es bestimmt mich zu meiner Auswahl auch der Umstand, daß, wo er erfolglos blieb, auch sonst niemand das Ziel erreichte und den Schleier lüftete. Immerhin ist es ein paarmal vorgekommen, daß sich in solchen Fällen doch noch nachträglich das Rätsel gelöst hat. In meinen Notizen findet sich etwa ein halbes Nutzend von Fällen dieser Art, worunter die Geschichte von dem zweiten Tüpfel und die, welche ich, eben erzählen will, bei weitem am interessantesten sind.
Sherlock Holmes war an sich kein Freund gymnastischer Uebungen. Uebertrafen ihn auch nur wenige an Muskelkraft, und war er auch zweifellos einer der besten Boxer, die mir je vorgekommen sind, so erschien ihm doch zwecklose körperliche Anstrengung als Kraftvergeudung, und er warf sich nur ins Geschirr, wenn ihn ein bestimmtes Ziel lockte. Dann war er einfach unermüdlich, und seine Spannkraft unerschöpflich. Es ist eigentlich sonderbar, daß sein Körper unter diesen Umständen beständig so leistungsfähig blieb; aber das lag wohl daran, daß er stets sehr mäßig lebte. Von gelegentlichem Genuß von Kokain abgesehen, fröhnte er keinerlei Leidenschaft, und auch zu diesem Mittel griff er nur, wenn gar kein Fall und keine interessante Zeitungsnachricht die öde Gleichförmigkeit der Tage unterbrechen wollte.
Eines schönen Frühlingstages hatte er sich endlich dazu bewegen lassen, mit mir einen Spaziergang im Park zu machen, wo eben das erste zarte Grün an den Ulmen sproßte, und die Kastanien anfingen, ihre Knospen zu öffnen und ihre fünf Blattfinger auszuspreizen. Zwei Stunden lang strichen wir umher, fast ohne ein Wort zu reden, wie es sich für zwei Busenfreunde geziemt. Als wir wieder in die Bakerstraße kamen, war es fast fünf Uhr geworden.
»Entschuldigen Sie!« sagte unser Laufbursche, als er uns die Tür aufmachte. »Es ist ein Herr hier gewesen und hat nach Ihnen gefragt.«
Holmes warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu.
»Einen Nachmittagsbummel und keinen mehr!« sagte er. »Der Herr ist also wieder gegangen?«
»Ja.«
»Hast du ihn nicht ersucht, einzutreten?«
»Ja, er hat auch gewartet.«
»Wie lange denn?«
»Eine halbe Stunde. Es war ein sehr aufgeregter Herr. Immer ist er herumgegangen und hat auf den Boden gestampft. Ich habe draußen an der Tür gestanden und ihn gehört. Am Ende kommt er heraus und schreit: ›Wird der Mann denn gar nicht nach Hause kommen?‹ So hat er gesagt, Herr Holmes! ›Sie brauchen bloß ein bißchen länger zu warten,‹ sag’ ich. ›Dann will ich lieber im Freien warten, denn hier erstick’ ich fast‹ sagte er. ›Ich bin bald wieder hier.‹ Und damit ging er auf und davon, und was ich auch redete, alles war umsonst.«
»Gut, gut, du kannst nichts dafür,« sagte Holmes, als wir ins Zimmer gingen, »‘s ist doch recht unangenehm, Watson! Mir tat ein neuer Fall blutnot, und nach der Ungeduld, die der Mann zeigte, scheint es keine kleine Sache zu sein. Hallo! Das ist doch nicht deine Tabakpfeife auf dem Tisch! Er muß seine hier gelassen haben. Ein schöner alter Kopf mit einem langen Mundstück von Bernstein. Ich möchte wissen, wieviel echte Bernsteinspitzen es in London gibt. Die Leute denken, wenn eine Fliege drin ist, müsse er echt sein. Dabei gibt es eine eigene Industrie, unechte Fliegen in unechten Bernstein zu setzen. Jedenfalls ist der Mann sehr aufgeregt gewesen, daß er eine Pfeife liegen läßt, auf die er offenbar große Stücke hält.«
»Woher СКАЧАТЬ