Die Memoiren des Sherlock Holmes: Holmes' erstes Abenteuer und andere Detektivgeschichten (Zweisprachige Ausgabe: Deutsch-Englisch). Артур Конан Дойл
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Читать онлайн книгу Die Memoiren des Sherlock Holmes: Holmes' erstes Abenteuer und andere Detektivgeschichten (Zweisprachige Ausgabe: Deutsch-Englisch) - Артур Конан Дойл страница 20

СКАЧАТЬ zuschreiben würden, wenn Ihnen die Gleichheit dennoch auffiele, was kaum ausbleiben konnte. Ohne den glücklichen Zufall mit dem plombierten Zahn hätten Sie vielleicht niemals Verdacht geschöpft.«

      Pycroft schüttelte wie verzweifelt seine geballten Fäuste. »Großer Gott«, rief er, »was mag wohl der andere Hall Pycroft dort bei Mawson getan haben, während man mich hier zum Narren hielt! – Was soll aber nun geschehen, Herr Holmes? Sagen Sie mir, was läßt sich tun?«

      »Wir müssen an Mawson telegraphieren.«

      »Am Sonnabend wird das Geschäft schon um zwölf Uhr geschlossen.«

      »Das schadet nichts. Ein Türhüter oder Aufseher ist gewiß da.«

      »Ganz richtig. Es ist dort Tag und Nacht ein Wächter angestellt, wegen der hohen Wertpapiere, die Mawson in Verwahrung hat. Ich habe in der Stadt davon sprechen hören.«

      »Nun gut – wir telegraphieren dem Wächter und erfahren durch ihn, ob alles in Ordnung ist und ob ein Schreiber Ihres Namens dort arbeitet. Soweit ist alles klar; unverständlich bleibt nur noch, warum der Spitzbube hier, sobald er uns gesehen hatte, hingegangen ist, um sich aufzuhängen.«

      »Die Zeitung!« krächzte eine Stimme hinter uns. Der Mensch saß aufrecht da, leichenblaß und grauenhaft anzusehen; in seinen Augen konnte man daß zurückkehrende Bewußtsein lesen, und er rieb mit den Händen krampfhaft an dem breiten roten Streifen, der noch seinen Hals umzog.

      »Die Zeitung – natürlich!« rief Holmes und schlug sich vor die Stirn. »Narr, der ich war! So voll hatte ich den Kopf von allem, was hier vorging, daß ich keinen Augenblick an die Zeitung gedacht habe, die doch jedenfalls das Geheimnis enthält.«

      Er breitete das Blatt auf dem Tisch aus und ließ gleich darauf einen Schrei des Triumphes hören.

      »Sieh her, Watson! Es ist eine Londoner Zeitung, das Abendblatt des ›Standard‹. Hier ist, was wir brauchen. Sieh nur die Überschrift: Ein Verbrechen in der City. Mord bei Mawson & Williams. Großer Raubversuch. Der Täter ergriffen. – Bitte, lies es uns laut vor, Watson; wir sind alle begierig, Näheres zu erfahren.«

      Der Artikel stand gleich obenan in der Zeitung. Offenbar bildete das Ereignis augenblicklich das Hauptinteresse in der ganzen Stadt. Der Bericht lautete wie folgt:

      »Ein verwegener Raubversuch, der den Tod eines Menschen zur Folge hatte und mit der Ergreifung des Mörders endete, ist heute nachmittag in der City unternommen worden. Seit längerer Zeit hat das bekannte Geschäftshaus von Mawson & Williams Wertpapiere in Verwahrung gehabt, deren Gesamtbetrag eine Million Pfund weit überstieg. Zur Sicherung dieses Schatzes waren umfangreiche Vorsichtsmaßregeln getroffen worden. Er befand sich in einem Geldschrank allerneuester Erfindung, und ein bewaffneter Wächter war Tag und Nacht im Dienst. In der vergangenen Woche nun wurde von der Firma ein neuer Schreiber, Namens Hall Pycroft, angestellt, der aber niemand anders zu sein scheint, als der berüchtigte Fälscher und Einbrecher Beddington, der samt seinem Bruder soeben erst eine fünfjährige Zuchthausstrafe abgebüßt hat. Es war ihm gelungen, sich auf bisher unaufgeklärte Weise unter falschem Namen die Stelle zu verschaffen, und er benützte dies, um Abdrücke von verschiedenen Schlössern zu nehmen und sich über die Lage des Kassenzimmers und über die Geldschränke aufs genaueste zu unterrichten.

      Bei Mawson pflegen die Gehilfen und Beamten am Sonnabend das Geschäft schon um zwölf Uhr mittags zu verlassen. Als daher der Stadtpolizist Tuson zwanzig Minuten nach ein Uhr einen Herrn mit einer Reisetasche die Stufen herabkommen sah, wunderte ihn das sehr. Sein Verdacht war erregt, er folgte dem Menschen, und es gelang ihm mit Hilfe des Schutzmanns Pollack den Kerl nach verzweifeltem Widerstande festzunehmen. Es zeigte sich sogleich, daß ein großartiger, äußerst frecher Raub begangen worden war. Der Reisesack enthielt amerikanische Eisenbahnaktien, deren Wert sich etwa auf einhunderttausend Pfund belief, nebst Bergwerksobligationen und Pfandbriefen von sehr hohem Betrage.

      Bei der Haussuchung fand man den Leichnam des ermordeten Wächters in den größten Kassenschrank hineingezwängt, wo er ohne das tätige Eingreifen des Polizisten Tuson nicht vor Montag früh entdeckt worden wäre. Der Schädel war dem Unglücklichen mit einem Feuerhaken von hinten her eingeschlagen worden. Ohne Zweifel hatte sich Beddington, unter dem Vorwand etwas vergessen zu haben, Eintritt verschafft, hatte den Wächter getötet, schnell den großen Kassenschrank geleert und sich mit der Beute davongemacht. Sein Bruder, der sonst immer mit ihm zu arbeiten pflegt, scheint bei diesem Unternehmen nicht beteiligt zu sein, soviel man bis jetzt weiß; doch ist die Polizei eifrig beschäftigt, nach seinem Aufenthaltsort zu forschen.«

      »Da können wir der Polizei einige Mühe ersparen«, sagte Holmes mit einem Blick auf die jämmerlich zusammengekrümmte Gestalt, die im Winkel kauerte. »Die menschliche Natur ist doch ein recht wunderliches Gemisch, Watson! Selbst ein Schurke und ein Mörder kann das größte Mitleid einflößen. Auf die erste Kunde hin, daß er dem Strick verfallen ist, hat sein Bruder hier Selbstmord versucht. – Uns bleibt übrigens keine Wahl; wir wissen, was wir zu tun haben. Der Doktor und ich werden hier Wache halten, und Sie, Pycroft, holen unterdessen gefälligst die Polizei.«

       Englisch

      Holmes’ erstes Abenteuer

       Inhaltsverzeichnis

      »Hier, Watson, habe ich Papiere,« sagte mein Freund Sherlock Holmes, als wir uns an einem Winterabend vorm Kaminfeuer gegenübersaßen, »deren Durchsicht sich sicher für dich lohnen wird. Es sind Akten aus dem ungewöhnlichen Falle der ›Gloria Scott‹, und hier ist das Schriftstück, das dem Friedensrichter ein tödliches Entsetzen einjagte.«

      Damit zog er aus einer Schublade eine kleine vergilbte Rolle, machte die umgebundene Schnur auf und hielt mir ein halbes Blatt schiefergrauen Papiers hin, auf das ein paar Zeilen gekritzelt waren.

      »Die Zeit der Jagd auf Hasen geht bald los,« lauteten die Worte. »An Wechseln, Förster Hudson sagte mir’s, hat gestern schon alles voll Wild gestanden. Er meinte, fort sei Reineke von Haus, und hier und da eile ein Iltis.«

      Als ich diese rätselhaften Worte gelesen hatte und wieder aufschaute, sah ich, wie Holmes ein Lächeln über den Ausdruck meines Gesichtes unterdrückte.

      »Du machst ein recht erstauntes Gesicht,« sagte er. »Ich kann nicht einsehen, wie eine solche Botschaft Entsetzen einzuflößen vermochte. Sie kommt mir eher lächerlich als sonst etwas vor.«

      »Allem Anschein nach. Dennoch steht die Tatsache fest, daß der Leser, ein schöner, kräftiger Mann in höherem Lebensalter, geradezu davon zu Boden geschmettert wurde wie von einem Keulenschlag.«

      »Du machst mich neugierig,« erwiderte ich. »Warum sagtest du aber soeben, es lägen ganz besondere Gründe vor, weshalb ich mich in diesen Fall vertiefen sollte?«

      »Weil es der allererste war, mit dem ich zu tun hatte.«

      Schon oft hatte ich aus meinem Freunde eine Mitteilung darüber herauszulocken versucht, was ihn zuerst auf die Detektivlaufbahn geführt hätte; aber er hatte niemals Neigung zu einer Erklärung gezeigt. Jetzt rückte er sich auf seinem Lehnstuhl etwas nach vorn und rollte die Papiere auf seinen Knien auseinander. Dann zündete er seine Pfeife an und saß eine Weile schweigend da, während seine Augen die Papiere überflogen.

      »Du СКАЧАТЬ