Название: Im Sonnenwinkel Staffel 2 – Familienroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Im Sonnenwinkel Staffel
isbn: 9783740914325
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Angst ergriff Mary-Ann Ride. War Eric krank? Hatte sich sein Geist verwirrt? Sie kannte ihn nur sehr nüchtern, manchmal etwas zu nüchtern, wie sie oft bedauernd festgestellt hatte.
»Eric«, flüsterte sie tonlos, »mein Junge …«
Er legte wieder den Finger auf den Mund und lächelte.
»Schau sie dir an, Granny«, sagte er leise, »ist sie nicht süß? Nun sieh mich doch nicht so an, als sei ich betrunken oder nicht bei Verstand! Komm, ich erkläre dir alles.«
Er nahm ihren Arm. Aber da rührte sich Jacky und flüsterte im Schlaf: »Daddy, lieber Daddy!«
»Ich bin ja da, mein Kleines«, erwiderte er zärtlich. »Schlaf jetzt.«
Mary-Ann, die sonst so Standhafte, war einer Ohnmacht nahe.
*
Eric Ride hatte gerade so viel Zeit, seine Mutter und seine Kinder erst einmal richtig zu begrüßen, was diese jedoch mit gemischten Gefühlen hinnahmen, und ihnen in kurzen Zügen zu erklären, was er mit Jacky erlebt hatte, als ihr Stimmchen zu vernehmen war.
»Daddy, wo bist du?«, rief sie.
Er sprang schon auf und eilte hinaus. Drei Augenpaare blickten ihm konsterniert nach.
»Das darf doch nicht wahr sein«, murmelte Freddy. »Unser seriöser Vater entführt ein Kind.«
»Nun mal langsam«, warf Granny ein, »es setzt mich in Erstaunen, aber er zeigt Gefühl. Wenn er mir eine neue Frau präsentiert hätte, wäre ich nicht so überrascht gewesen.«
»Das ist doch anormal!«, stöhnte Tracy. »So was gibt es doch gar nicht!«
»Du siehst, dass es das gibt, mein Kind«, stellte Mary-Ann vernünftig fest. »Halten wir uns an die Tatsachen. Jacky ist ein hilfloses kleines Kind. Er wird sich davon überzeugen lassen, dass er sie nicht einfach behalten kann, weil er vernarrt in sie ist. Aber man darf ihn nicht vor den Kopf stoßen und das Kind erst recht nicht.«
Jacky konnte man gar nicht vor den Kopf stoßen. Sie kam nun an Eric Rides Hand hereingetrippelt, schaute von einem zum andern und ging dann auf die Granny zu.
»Daddy hat mir viel von dir erzählt«, sagte sie. »Wie lieb du bist und wie lieb er dich hat. Ich habe dich auch lieb.«
Sie wurde in die Arme genommen. Was konnte man anderes tun mit diesem Kind.
»Das ist Tracy und das Freddy«, fuhr Jacky dann fort. »Von euch hat Daddy mir auch schon viel erzählt, und er hat mir auch Pickis gemacht, wie er sie euch immer gemacht hat. Seid ihr böse, dass er mich mitgebracht hat?«
Tracy und Freddy schüttelten verneinend den Kopf. Der Zauber dieses Kindes, der auch Eric Ride eingefangen hatte, blieb auch auf sie nicht ohne Wirkung.
»Ihr habt den liebsten Daddy von der ganzen Welt«, versicherte Jacky.
»Wenn du es meinst«, brummte Freddy.
Sie betrachtete ihn aufmerksam und mit einem versteckten Vorwurf im Blick.
»Meinst du es nicht?«, fragte sie.
»Wir sind ganz zufrieden«, erwiderte er verlegen.
»Ihr habt ihn ja auch schon immer«, seufzte Jacky, »ihr hattet immer nur den einen Daddy.« Sie blickte schwärmerisch zu ihm empor. »Darf ich etwas zu trinken haben, Daddy?«, fragte sie. »Und vielleicht ein paar Pickis?«
So erlebte die Familie, wie Eric Ride das kleine Mädchen mit Pickis fütterte, und plötzlich stand Tracy und Freddy ihre eigene Kinderzeit vor Augen.
Mary-Ann Ride konnte nur mühsam die Tränen zurückhalten.
*
Tracy und Freddy hatten sich überraschend schnell mit dem Familienzuwachs abgefunden.
Das heißt, abgefunden war nicht der richtige Ausdruck. Dieses entzückende Kind bezauberte sie genauso, wie es ihren Vater bezaubert hatte.
Nun hatte Mary-Ann Ride Muße, einmal ausführlich mit ihrem Sohn zu sprechen, wovon Jacky nichts zu erfahren brauchte.
»Du kannst doch das Kind nicht einfach behalten«, begann sie vorsichtig.
»Warum nicht, wenn diese verantwortungslose Gesellschaft sich nicht um sie kümmert«, erklärte der sonst so überaus korrekte Eric Ride unverblümt. »Jacky hat ein so weiches Herz, sie würde eingehen in dieser Kälte.«
»Du kannst doch noch gar nichts sagen«, entgegnete Mary-Ann. »Dass die Großmutter nicht rechtzeitig am Flugplatz war, kann doch auch am Verkehr liegen. Jetzt sucht sie das Kind wahrscheinlich schon angstvoll, und dir wird die Polizei auf die Spur kommen.«
»Wieso denn? Niemand weiß, wohin wir gefahren sind«, stellte er fest.
»Was hast du plötzlich für Moralbegriffe, Eric!«, ächzte sie.
»Was hat das mit Moral zu tun?«, fragte er.
»Es ist Entführung!«
»Wieso Entführung? Jacky wollte doch bei mir bleiben.«
Sie versank in Schweigen. Mit Sachlichkeit war ihm nicht beizukommen.
»Denkst du nicht auch daran, was für Schwierigkeiten die Stewardess bekommt?«, fragte sie vorsichtig.
»Ich werde sie dafür entschädigen.«
Völlig unlogisch war er. Einerseits wollte er mit Jacky in der Versenkung verschwinden, andererseits wollte er die Stewardess entschädigen.
»Sie heißt Dorrit Maxwell«, erklärte er. »Man könnte ja versuchen, ihre Adresse in Erfahrung zu bringen, ohne selbst in Erscheinung zu treten. Und dann bekommt sie einen Scheck.«
»Oh, Eric, du machst es dir leicht!«, stöhnte Mary-Ann.
»Würdest du Jacky fortstoßen?«, fragte er misstrauisch.
»Nein, natürlich nicht, aber es lässt sich doch sicher eine Möglichkeit finden, um eurer gegenseitigen Zuneigung gerecht zu werden.«
»Sie hat sich einen Daddy gewünscht, und nun hat sie einen«, war sein einziges Argument.
*
Dorrit Maxwell saß auf der Straße. Obgleich eine Rückfrage ergeben hatte, dass die Freiin von Czibulski vor drei Tagen einem Herzschlag erlegen war und niemand etwas von dem Kind wusste, hatte man sie fristlos entlassen. Und nun suchte man Mr Ride.
Sie überlegte krampfhaft, wie sie ihn finden könnte, bevor es anderen gelang.
Mechanisch lenkte sie ihre Schritte zum Taxistand, von dem gestern Eric Ride mit Jacky nach Erlenried gefahren war.
»Könnten Sie mir bitte sagen, wo der Ort Erlenried liegt?«, fragte sie den Taxichauffeur, der sie verblüfft anstarrte. »Ist es sehr weit?«
»Schönes СКАЧАТЬ