Название: Karin Bucha Staffel 2 – Liebesroman
Автор: Karin Bucha
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Karin Bucha Staffel
isbn: 9783740911492
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Sie überfällt ihn mit einem Schwall von Worten, die er kaum richtig erfaßt.
»Endlich, Donald! Ich finde überhaupt keine Worte! Mich und Mama so lange warten zu lassen! Konntest du deine Verwandten nicht mitbringen? Ein Telefongespräch, wie lächerlich! Habe ich mich so auf den Abend gefreut, damit du ihn mir zerstörst? Komm mit zu Mama. Sie hat so lange ausgehalten. Jetzt ist sie müde. Aber ich möchte noch tanzen.« Sie sieht ihn groß an. Ihr Ton ist befehlend. »Du wirst mich doch hoffentlich nicht allein lassen?«
Sein Blick sucht den Kreis, den Mary soeben verlassen hat, und sein Mund verzieht sich zu einem spöttischen Lächeln.
»Allein warst du nicht gerade, Mary. Selbst wenn ich mich zurückziehen wollte –«
»Nein, Donald, das wirst du nicht tun. Ich verlange als Entschädigung, daß du mit zu meinen Bekannten kommst.«
Schon hat er eine heftige Erwiderung auf der Zunge, als sein Blick auf Lady Kingston fällt. Sie nickt ihm freundlich lächelnd zu. Sie ist ganz anders als ihre Tochter. Sie strahlt mütterliche Wärme und Güte aus. Nie hat er ihr vergessen können, daß sie den elternlosen Knaben an ihr mütterliches Herz genommen hat. Als Nachbarin glaubte sie dazu verpflichtet zu sein, denn sie hatten stets gute Freundschaft gehalten, die Johnsons und die Kingstons. Zudem liebte sie den lebhaften Knaben mit den offenen grauen Augen und seiner Anhänglichkeit.
Er zuckt mit den Schultern, als er sich wieder Mary zuwendet.
»Wenn du es wünschst. Zuvor gestatte mir, deine Mutter bis zu ihrem Zimmer zu geleiten.«
Ohne eine Antwort abzuwarten, geht er mit großen Schritten an den Tisch und neigt sich über Lady Kingston.
»Verzeih, Tante Helen, ich wurde aufgehalten. Du bist sicherlich müde. Ich bringe dich hinauf«, sagt er in gänzlich verändertem Ton. Marys wütendes Gesicht kann er nicht sehen, auch nicht, daß sie die Faust ballt.
»Unverständlich!« murmelt sie, wirft den Kopf in den Nacken und kehrt zu ihren Bekannten zurück. Bald tanzt sie mit einem der Herren davon.
»Du brauchst nicht bis oben mitzugehen, Donald«, sagt Lady Kingston zu Donald. »Begleite mich bis zum Fahrstuhl. Das genügt. Und dann ver-gnüge dich noch ein wenig.«
Bittend sieht sie ihn an. »Mary hat so sehr auf dich gewartet.«
Er verneigt sich respektvoll. »Selbstverständlich, Tante Helen.«
Als er vom Fahrstuhl zurückkehrt, nimmt Mary ihn völlig in Beschlag. Sie fühlt, daß Donald anders ist als gewöhnlich. Er tanzt wenig, fast gar nicht. Auch das läßt sie verdrießlich werden. Er trinkt langsam sein Glas leer und raucht gedankenvoll seine Zigarette dazu.
Manchmal streift ein Seitenblick seine Begleiterin, dann verschwimmt alles vor seinen Augen, und ein anderes Antlitz taucht auf. Ein schmales Antlitz mit märchenhaften Augen, süßem Mund und kindlichem Blick. Er sieht die ganze zarte Erscheinung, die in ihm das Gefühl des Beschützers erweckt hat.
Morgen wird er sie wiedersehen! Nichts kann er mehr denken. Er gibt zerstreute Antworten und muß sich ein paarmal bei Mary entschuldigen, weil er überhaupt nicht zugehört hat.
»Du bist unausstehlich«, raunt sie ihm zu und zerknüllt das feine Spitzentuch in ihren Händen. »So langweilig habe ich dich noch nie gesehen und erlebt.«
»Ich glaube, du gehst etwas zu weit«, sagt er mit eisiger Miene. »Du suchst ein Ventil für deinen aufgespeicherten Ärger. Dazu bin ich mir zu schade. Bitte, beherrsche dich.«
»Wie sprichst du eigentlich mit mir?«
Ihre kühlen grauen Augen blitzen ihn feindselig. an. »Du bist anders, völlig verändert. So habe ich mir meinen zukünftigen Mann nicht vorgestellt «
Mit erschreckender Klarheit erkennt er: Niemals kann er Mary zu seiner Frau machen. Niemals! Er sieht ein süßes wunderschönes Antlitz vor sich das ihm alle Vernunft raubt.
»Soweit sind wir noch lange nicht«, sagt er mit schroffer Offenheit, ihr blasses Gesicht mit einem kühlen Blick streifend.
Sie lehnt sich ein wenig zu ihm: »Was willst du damit sagen, Donald? Willst du alle enttäuschen, die den berechtigten Glauben haben, in uns ein Brautpaar zu sehen?«
Fast beleidigt blickt er sie an. »Du sprichst von Menschen, denen unser persönliches Glück sehr gleichgültig ist. Ihnen geht es nur um ein glänzendes gesellschaftliches Ereignis.«
Aus weit aufgerissenen Augen sieht sie ihn an. So sehr kann sich ein Mensch verändern? War er nicht immer der höfliche, nachgiebige Mann gewesen, in dem sie, solange sie denken kann, den zukünftigen Gatten sah?
»Du – du hast es dir doch nicht etwa anders überlegt?« stößt sie erregt hervor.
Er sieht abermals das wunderschöne anschmiegsame Geschöpf vor sich und nennt sich selbst einen Feigling. Wäre jetzt nicht der gegebene Augenblick, ihr zu sagen, daß sich seine Gefühle völlig verändert haben? Aber
als er den angstvollen Blick sieht, entschließt er sich, nicht über seine wahren Gedanken zu sprechen. Was weiß er denn, was aus seiner plötzlich erwachten Liebe werden wird?
Er versucht, einen überzeugenden Klang in seine Stimme zu legen. »Du bist erregt, Mary. Wir wollen dieses Gespräch abbrechen. Es ergibt sich noch Gelegenheit genug, darüber zu sprechen.«
»Aber ich habe dein Wort«, beharrt sie eigenwillig, getrieben von der Angst, vor der Gesellschaft lächerlich gemacht zu werden.
»Natürlich hast du mein Wort, Mary«, beruhigt er sie, und sie atmet tief und schwer.
»Ich möchte schlafen gehen, Donald. Bitte, bring mich hinauf.«
Sofort erhebt er sich, und nach einem kühlen Abschied von den Bekannten Marys geht er an ihrer Seite dem Fahrstuhl zu.
Vor der Tür ihres Zimmers steht sie in einer seltsam hilflosen Haltung vor ihm.
»Gute Nacht, Mary!«
Er will ihr die Hand küssen, aber sie schlingt plötzlich leidenschaftlich die Arme um seinen Hals und preßt ihre heiße Wange gegen seine Schulter.
»Donald, du darfst mich nicht verlassen.«
»Was redest du da«, unterbricht er sie heftig.
»Doch, doch, Donald, ich fühle es. Etwas Fremdes ist zwischen uns getreten«, spricht sie hastig, die Worte fast überstürzend, zu ihm. »Den ganzen Abend spüre ich es schon. Sag mir die Wahrheit, willst du dich von mir trennen? Waren wir nicht immer gute Kameraden? Hast du nicht einmal selbst behauptet, eine gute Kameradschaft sei ein sicheres Fundament einer Ehe? Soll das alles nicht wahr gewesen sein?«
»Mary!« Seine Stimme klingt streng, und schroffer als beabsichtigt spricht er weiter, peinlich berührt von ihrer ungewohnten Leidenschaftlichkeit. »Heute ist keine günstige Gelegenheit, solche Dinge zu erörtern. Du bist beschwipst. Geh schlafen!«
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