Название: Karin Bucha Staffel 2 – Liebesroman
Автор: Karin Bucha
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Karin Bucha Staffel
isbn: 9783740911492
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»Du mußt raus, Donald«, sagt er mit aller Energie. »Willst du vor die Hunde gehen? Menschenskind, pack deine Koffer, möglichst heute noch. Sieh dir die Welt an. Bald haben wir wieder Winter, geh in südliche Zonen, wo die Sonne scheint. Laß dir gleich das Herz mit erwärmen. Du bildest dich zu einem Grübler und Einsiedler aus. Beides ist nicht gut für dich.«
Donald verzieht den Mund zu einem schiefen Lächeln.
»Ich werde demnächst fünfundvierzig, vergiß das nicht, lieber Doktor.«
»Wahrhaftig, Donald, ein wirklich biblisches Alter hast du erreicht.« Das ist wieder die trockene, etwas mit Ironie getränkte Stimme des Arztes, die Donald so sehr entbehrt hat. Also hat er doch einen Freund – und er glaubte sich so unsagbar einsam.
Was soll er darauf erwidern? Er begnügt sich mit einem Achselzucken. Campell ist erschüttert, was aus dem einst so lebenslustigen Menschen geworden ist.
»Hör mal, Donald«, beginnt er mit allem Ernst. »Der liebe Gott packt jedem Menschen soviel auf, wie er gerade tragen kann. Bei dir scheint die Grenze erreicht. Lös dich von dem Vergangenen, quäle dich nicht mit Selbstvorwürfen.«
In zusammengesunkener Haltung hat Donald vor dem Arzt, der ihn von Kindheit an kennt, gesessen und sich seine Worte gut gemerkt.
Als er aus dieser Versunkenheit auffährt, ist er allein. Dr. Campell hat ihn verlassen.
Und nun kämpft er mit sich. Soll er seine Geschäfte seinen Angestellten überlassen? Hat er das in den letzten Wochen nicht schon getan?
Eigentlich hat er sich schon innerlich von seinen Besitzungen gelöst. Alles läuft weiter, auch wenn er nicht dahintersteckt.
Gut! Er wird auf Reisen gehen. Nachdem er diesen Entschluß gefaßt hat, fühlt er sich etwas wohler.
Er gibt sofort Auftrag, seine Koffer zu packen und seinen Wagen reisefertig zu machen.
Dann läßt er seine Leute kommen und erklärt ihnen, daß er für längere Zeit auf Reisen geht, und gibt ihnen seine Anweisungen.
Eine Adresse hinterläßt er nicht. Er will völlig ungestört sein. Damit haben seine Angestellten sich abzufinden.
Als der Frühling im Süden einzieht, geht Donald Johnson auf Reisen. Zunächst fährt er nach Frankreich. Er sehnt sich nach Sonne und blauem Meer. So streift er in seinem schweren Wagen von Ort zu Ort. Er sammelt neue Eindrücke. Er bräunt unter der südlichen Sonne, und manche Schöne sieht verlangend hinter ihm her. Das nimmt er nicht wahr.
Das Kapitel Frauen scheint endgültig abgeschlossen.
Und dann zieht es ihn unwiderstehlich nach Köln. Gerade zur Zeit des Faschings. Er weiß genau, daß er damit eine alte Wunde aufreißt. Aber er kann diesem Drang nicht widerstehen.
Am Rosenmontag trifft er in Köln ein und wird wie immer mit größter Zuvorkommenheit im Ring-Hotel willkommen geheißen.
*
Monika, ein schönes, kaum zu übersehendes Mädchen geworden, liegt bäuchlings auf dem Teppich. Um sich hat sie Modehefte verstreut. Seufzend stützt sie die Arme auf und blickt zu Patricia empor.
»Ich finde einfach nichts für mich, Mutti«, erklärt sie kläglich. »Manche Kostüme sind zu gewagt, manche zu albern. Nein! Das kann mir nicht gefallen.«
»Geht Klaus-Dieter mit zum Fasching?« fragt Pat.
»Natürlich«, kommt es prompt zurück. »Aber getrennt, Mutti. Ich weiß nicht, was er für ein Kostüm trägt, und ich weiß nicht, was ich wählen soll.«
Überlegend blickt Pat auf die Stieftochter hinab.
»Ich weiß einen Rat, Kind.«
»Welchen, Mutti?« Monika springt auf die Beine und schwingt sich auf die Armlehne des Sessels, in dem es sich Patricia bequem gemacht hat.
»Geh als Zigeunerin!«
»Als was?« fragt Monika verblüfft und wirft einen Blick in den Spiegel. »Zigeunerinnen sind doch nicht blond. Dich könnte ich mir eher darin vorstellen mit deinem rabenschwarzen Haar.«
»Man kann doch eine Perücke tragen«, wirft Pat ihr zu.
»Sicher kann man das, Mutti.« Monika ist plötzlich voller Eifer und beginnt erneut in den Modeheften zu wühlen.
»Du brauchst nicht zu suchen, Kind«, reißt Pat sie aus ihrem verzweifelten Bemühen. »Ich besitze ein Zigeunerkostüm, und zwar ein besonders schönes und wertvolles.«
»Du – hast –?« Monikas Augen werden kugelrund. »Vielleicht gehst du selbst mit Vati zum Fasching.«
Patricia blickt zur Seite. »Dein Vati muß dringend verreisen.«
»Nein, Mutti!« Monika springt abermals empor und stellt sich vor Pat hin. »Dann ist er zu deinem Geburtstag doch gar nicht daheim.«
Patricia lächelt. Es ist ein nachsichtiges Lächeln, nicht ganz ohne Bitterkeit.
»Vati hat bisher meine Geburtstage immer vergessen. Weshalb sollte es dieses Jahr anders sein, Kind? Wir werden Klaus-Dieter einladen und ganz unter uns feiern. Und da es mein dreißigster Geburtstag ist, werden
wir ihn besonders feierlich begehen, ja?«
»Fein, Mutti.« Monika umarmt und küßt Patricia voller Inbrunst. »Ach, Mutti, wenn ich dich nicht hätte, wie liebeleer wäre mein Leben. Vati immer unterwegs, eingesponnen in seine Arbeit. Du bist eine wundervolle Frau.«
»Mach es halb so wild«, fällt Pat ihr lachend in die Rede, doch Monika, einmal im Fluß, läßt sich so leicht nicht hindern.
»Doch, doch, Mutti, Klaus-Dieter sagt das auch. Immer bist du gutgelaunt, immer sorgst du in rührender Weise für uns. Du zeigst Vati niemals ein böses Gesicht. Überhaupt hast du für alles Verständnis. Überhaupt –«
»Überhaupt, überhaupt, überhaupt«, unterbricht Pat sie wieder lachend. »Ich liebe dich nun einmal, Monika.«
»Und Vati!« setzt Monika hinzu.
Eine Weile zögert Patricia mit der Antwort. Dann sagt sie leise: »Deinen Vati natürlich auch.«
Monika stutzt. Sehr überzeugend klang das nicht. Aber natürlich liebt Pat ihren Vati, wäre sie sonst diese verständnisvolle, gütige Frau?
Sie weist die Gedanken von sich und denkt wieder an den Fasching.
»Du willst mir dieses Kostüm geben?«
»Ausleihen, mein Kind«, erwidert Patricia und erhebt sich. »Komm mit, Kleines. Es wird dir gefallen.«
Dann führt sie Monika in ihr Schlafzimmer, wo die schwere Truhe steht, und öffnet sie. Gleich obenauf liegt das bezaubernde Kostüm. Patricias Gesichtsausdruck ist verträumt. Zärtlich streicheln ihre Hände über die schwere Seide.
»Sind schöne Erinnerungen für dich mit diesem Kostüm СКАЧАТЬ