Название: Karin Bucha Staffel 2 – Liebesroman
Автор: Karin Bucha
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Karin Bucha Staffel
isbn: 9783740911492
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»Und das alles leitet Generaldirektor Baumann allein?« fragt sie mit Hochachtung.
»Nun, ihm steht ein ganzer Stab guter Mitarbeiter zur Verfügung, die auch allerhand können. Er ist Hauptaktionär, und sein Wort gilt in allem, was getan wird.«
»Und – und wie ist er als Mensch?« fragt Patricia weiter.
Barbara Hollmann schiebt die Mappe mit den Unterschriften zur Seite.
»Tja, was soll ich Ihnen da erzählen. Am besten, Sie lernen ihn selbst kennen und bilden sich ein eigenes Urteil.«
»Sie – Sie lieben ihn nicht sehr als Chef?« kann Patricia sich nicht zurückhalten.
»Lieben?« Barbara lacht leise und herzlich auf. »Liebes Fräulein Hellberg. Man verliebt sich nicht in seinen Chef, wenn Sie das damit meinen.«
»Aber nein«, widerspricht Patricia heftig. »So meine ich es wirklich nicht. Es war ungeschickt von mir ausgedrückt. Mögen Sie Herrn Generaldirektor auch als Mensch leiden? Nicht nur als Industriekapitän.«
»Ich komme gut mit ihm aus«, erwidert Barbara, und Patricia weiß trotzdem nicht, wie Barbara dem Chef gegenübersteht.
Nun, sie wird es sehen. Einmal wird er ja von seiner ausgedehnten Reise zurückkehren.
Barbara Hollmann kämpft schon seit Tagen mit einer Erkältung. Patricia bittet sie immer wieder, doch für ein paar Tage zu Hause zu bleiben.
»Ich werde schon fertig, Fräulein Hollmann, Sie werden sehen. Was ich nicht weiß, erfrage ich mir in den zuständigen Abteilungen.«
»Wirklich?« Barbara Hollmann hat Fieberwangen und glänzende Augen. »In der Tat. Mir ist hundeelend. Glauben Sie wirklich?«
»Ganz bestimmt, Fräulein Hollmann.« Patricia geht um den Schreibtisch herum und legt den Arm um Barbara. »Sie müssen ins Bett«, sagt sie eindringlich. »Glauben Sie mir. Der Laden hier läuft schon für kurze Zeit. Außerdem bleibt ja Generaldirektor Baumann noch einige Zeit weg. Also Barbara –«
Patricia erschrickt vor ihrer Vertraulichkeit. Barbara lächelt in ihrer netten Weise. »Sagen Sie ruhig Barbara zu mir. Ich sage dafür dann Patricia.« Sie denkt kurz nach und hebt dann den Kopf. »Habe ich Ihnen schon gesagt, daß ich Sie sehr gut leiden mag?«
»Oh!« macht Patricia und steht da mit glühend roten Wangen. »Das habe ich nicht gewußt.«
»Dann wissen Sie es jetzt«, sagt Barbara trocken. Sie erhebt sich und taumelt ein wenig. »Mir ist wirklich übel, Pat. Vielleicht rufen Sie mir ein Taxi.«
»Natürlich, sehr gern.« Patricia stürzt an den Apparat und beordert ein Taxi herbei, indessen Barbara ihre wenigen Sachen einpackt. »Nur zwei oder drei Tage, Pat, dann bin ich wieder auf der Höhe. Sie können mich täglich unter der Nummer hier –«, damit schiebt sie Patricia einen Zettel zu, »anrufen, falls Sie nicht weiterkönnen. Meine Adresse steht auch darauf. Vielleicht können Sie abends bei mir vorbeikommen und Bericht erstatten?«
»Sehr gern, Fräu – Barbara«, verbessert sie sich rasch. Sie hilft Barbara in den Mantel und geleitet sie bis zum Lift.
Dann kehrt sie in das einsam gewordene Büro zurück.
Hoffentlich ist es nichts Ernstliches – denkt sie. Viel Zeit, über Barbara nachzudenken, hat sie allerdings nicht. Der Apparat klingelt dauernd. Sie muß unzählige Fragen beantworten, muß in anderen Abteilungen Informationen einholen, und sie merkt bei der Vielseitigkeit ihrer Arbeit nicht, wie die Zeit vergeht.
Abends ist sie wie ausgepumpt, aber auch irgendwie glücklich. Bis jetzt ist alles gutgegangen.
Beschwingt tritt sie den Heimweg an. Reserl muß natürlich die Neuigkeit erfahren.
»Passen Sie auf, Reserl, ich schaffe es, ich schaffe es ganz bestimmt«, sagt sie mit leuchtenden Augen und kann fast nichts essen, so sehr erfüllt ist sie von ihrer neuen Aufgabe. »Morgen besuche ich nach Dienstschluß Fräulein Hollmann. Übrigens ein nettes Mädchen, Reserl. Sie würde Ihnen sofort gefallen.«
Reserl nickt zu allem. »Jetzt wird aber gegessen, Pat«, sagt sie energisch, und dagegen gibt es kein Auflehnen.
Patricia schläft in dieser Nacht tief und traumlos und tritt den neuen Arbeitstag mit großen Erwartungen an. Daß er ihr aber eine so große Überraschung bringen soll, das ahnt sie nicht.
Sie sitzt über der Post und sortiert sie für die einzelnen Abteilungen. Dann telefoniert sie und läßt sie abholen. Meist erscheint ein Herr aus der betreffenden Abteilung. Patricia ist völlig unbefangen, und gerade ihre unbefangene Freundlichkeit ist es, die ihr alle Herzen erobert.
Sie ist freundlich und doch reserviert. Das ist wohl der Grund, daß es bisher noch zu keiner plumpen Vertraulichkeit gekommen ist.
Und nun macht sie sich an die Beantwortung ihrer Post. Auf einmal flammt über der Tür ihrem Schreibtisch gegenüber das Licht auf. Vor Schreck setzt ihr fast das Herz aus.
Du lieber Himmel! Das kann nur der Chef sein.
Sie stürzt vorwärts, klopft an, wartet die Aufforderung ab und steht im Allerheiligsten, das Barbara jeden Tag mit frischen Blumen versorgt hat.
Hinter dem riesigen Schreibtisch sitzt ein Mann, von dem sie schlohweißes Haar und ein grämliches Gesicht sieht.
»Was wollen Sie denn hier?« schreit er Pat an.
»Ich bin, verzeihen Sie, Fräulein Hollmann – ich vertrete sie – sie ist nämlich erkrankt.«
Sekundenlang trifft sie aus scharfen Augen ein abtastender Blick. »Dann sind Sie die Neue«, sagt er kurz angebunden, ohne Patricia irgendwie zu begrüßen. »Was fehlt FräuIein Hollmann?«
»Vielleicht die Grippe, Herr Generaldirektor«, stammelt Pat und möchte am liebsten in den Boden versinken.
»Soso«, macht er ärgerlich. »Und wer sind Sie nun?«
»Patricia Hellberg, Herr Generaldirektor«, flüstert Patricia. »Herr Dr. Stemmler hat mich vermittelt.«
»Ach so, ich erinnere mich«, sagt Baumann, und damit ist für ihn die Angelegenheit erledigt. »Sie können doch Stenogramm aufnehmen?«
»Gewiß, dazu bin ich schließlich angestellt.«
Es zuckt wie ein kurzes Lächeln um den harten Mund des Generaldirektors.
»Also los, dann kommen Sie zum Diktat.«
Patricia taumelt in ihr Zimmer, erhascht Block und Stifte und eilt wieder zurück.
Eine magere Hand weist auf den Ecktisch. »Da – nehmen Sie dort Platz.«
»Danke!«
Und dann beginnt Baumann zu diktieren, daß Patricia der Kopf raucht. Briefe, Angebote, Verträge und alles mögliche.
»Werden Sie das schaffen?« Das kling wenig СКАЧАТЬ