Väter und Söhne. Иван Тургенев
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Название: Väter und Söhne

Автор: Иван Тургенев

Издательство: Public Domain

Жанр: Русская классика

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СКАЧАТЬ alle anderen Prinzipien, auf welchen unsere soziale Ordnung ruht?«

      »Ist das etwa ein – politisches Verhör?« fragte Bazaroff.

      Paul erblaßte ein wenig. Kirsanoff hielt es an der Zeit, sich in die Unterhaltung zu mischen.

      »Wir wollen über all das später des längern sprechen, mein lieber Eugen Wassiliewitsch; Sie werden uns dann alle Ihre Ansichten auseinandersetzen und wir Ihnen dagegen die unsrigen mitteilen. Was mich anbelangt, so freut es mich zu hören, daß Sie sich mit den Naturwissenschaften beschäftigen. Man hat mir gesagt, daß in der letzten Zeit Liebig erstaunliche Entdeckungen hinsichtlich der wirtschaftlichen Behandlung des Bodens gemacht habe. Da können Sie mir in meinen agronomischen Arbeiten zu Hilfe kommen und trefflichen Rat geben.«

      »Mit Vergnügen, Nikolaus Petrowitsch; allein lassen wir Liebig beiseite. Ehe man ein Buch öffnet, muß man lesen können, und wir kennen noch nicht einmal das Abc …«

      »Nun, du bist doch ein wahrhafter Nihilist,« dachte Kirsanoff. – »Wie dem auch sei,« erwiderte er, »so werden Sie mir erlauben, mich vorkommendenfalls an Sie zu wenden. Aber, lieber Bruder, ist es nicht Zeit, sich mit dem Verwalter zu besprechen?«

      Paul erhob sich.

      »Ja,« sagte er, ohne seine Rede an einen der Anwesenden zu richten, »es ist ein Unglück, vier oder fünf Jahre nacheinander auf dem Lande zu wohnen, fern von allen großen Geistern. Man wird allmählich ein wahrer Dummkopf. Man gibt sich alle Mühe, das, was man gelernt hat, nicht zu vergessen; allein, pah! eines schönen Morgens wird man gewahr, daß das lauter Läpperei war, nichts als müßiges Zeug, womit sich heutzutage kein verständiger Mensch mehr beschäftigt, man wird belehrt, daß man ein Faselhans ist. Was tun? Es scheint, daß die Jugend entschieden klüger ist als wir Alten.«

      Paul drehte sich langsam auf dem Absatz um und entfernte sich mit gemessenen Schritten. Sein Bruder folgte ihm.

      »Ist er immer von dieser Stärke?« fragte Bazaroff kalt, als kaum die Türe geschlossen war.

      »Hör, Eugen,« erwiderte sein Freund, »du bist zu schroff gegen ihn gewesen, du hast ihn verletzt.«

      »Wirklich? Man hätte sie wohl schonen sollen, diese Maulwurfsaristokraten! Aber all das ist nichts als Eigenliebe, Gewohnheiten des ehemaligen Löwen, Geckentum. Warum hat er seine Rolle in Petersburg nicht fortgespielt, da er sich dazu berufen fühlte? Übrigens: Gott segne ihn! Ich habe eine ziemlich seltene Spezies von dyticus marginatus gefunden, ich will sie dir zeigen.«

      »Ich habe dir versprochen, seine Geschichte zu erzählen,« sagte Arkad.

      »Wessen Geschichte, des dyticus?«

      »Geh mit deinen Scherzen, die Geschichte meines Onkels. Du wirst sehen, daß er nicht der Mann ist, für den du ihn hältst. Anstatt ihn lächerlich zu machen, solltest du ihn vielmehr bedauern.«

      »Möglich! Aber warum bist du so vernarrt in ihn?«

      »Man muß gerecht sein, Eugen.«

      »Ich wüßte nicht warum.«

      »Genug! hör zu …«

      Arkad schickte sich an, seinem Freunde die Geschichte seines Oheims zu erzählen. Der Leser findet sie in dem folgenden Kapitel.

      Siebentes Kapitel

      Paul Petrowitsch Kirsanoff hatte seine erste Kindheit mit seinem Bruder Nikolaus unter dem väterlichen Dache zugebracht; dann war er in das Pagenkorps eingetreten. Auffallend schön, selbstgefällig, ein wenig spöttisch und von koketter Reizbarkeit (was damals in der Mode war), gefiel er natürlich allgemein. Kaum Offizier geworden, trat er in die große Welt. Überall empfing man ihn mit offenen Armen, er ließ sichs wohl sein, mißbrauchte sein Glück und beging tausend Torheiten, allein das schadete ihm nichts. Die Frauen waren in ihn vernarrt, die Männer behandelten ihn als einen Gecken und beneideten ihn doch im stillen. Er lebte, wie schon erwähnt, mit seinem Bruder zusammen und hatte ihn sehr lieb, obschon dieser ihm in nichts glich. Nikolaus Petrowitsch hinkte ein wenig; auch er hatte ein angenehmes, aber ernstes Gesicht, sanfte, verschleierte Augen und spärliches Haar; er war träg, las aber gern und floh die große Welt. Paul brachte die Abende nie zu Hause zu; er hatte sich den wohlverdienten Ruf der Kühnheit und Gewandtheit erworben (er zuerst hatte unter den jungen Leuten von Stand gymnastische Übungen in Mode gebracht), seine Lektüre jedoch beschränkte sich im ganzen auf fünf oder sechs Broschüren von Chateaubriand. Mit achtundzwanzig Jahren Hauptmann geworden, stand ihm eine glänzende Laufbahn offen, als sich plötzlich alles änderte.

      Man erinnert sich in Petersburg noch der Fürstin R. In der Periode, von der wir reden, erschien sie von Zeit zu Zeit in der Residenz. Ihr Gemahl war ein Mann von guter Erziehung, aber ein wenig beschränkt, und sie hatten keine Kinder. Die Fürstin ging plötzlich für lange Zeit auf Reisen, kehrte unerwartet nach Rußland zurück und führte sich in allem höchst befremdend auf. Sie galt für leichtfertig und kokett; allen Vergnügungen gab sie sich mit Leidenschaft hin, tanzte bis zum Umsinken, scherzte und lachte mit den jungen Leuten, die sie vor dem Diner im Zwielicht ihres Salons empfing, und brachte die Nächte betend und weinend zu, ohne einen Augenblick Ruhe finden zu können. Oft blieb sie bis zum Morgen in ihrem Zimmer, die Arme in Herzensangst ringend, oder blaß und kalt über die Blätter eines Psalters gebückt. Kam der Tag, so verwandelte sie sich wieder in die elegante Dame, machte Besuche, lachte, schwatzte und warf sich auf alles, was ihr die geringste Zerstreuung zu bieten vermochte. Sie war von herrlichem Wuchs; ihr Haar war licht und schwer wie Gold und fiel ihr bis über die Knie herab; doch zählte man sie nicht zu den Schönheiten, in ihrem Gesicht waren nur die Augen schön, und auch das ist vielleicht zuviel gesagt, denn diese Augen waren ziemlich klein und grau, ihr Blick jedoch, lebhaft und tief, sorglos bis zur Kühnheit und träumerisch bis zur Trostlosigkeit, war ebenso rätselhaft als bezaubernd. Etwas Außerordentliches strahlte daraus wider, selbst wenn ihr die unbedeutendsten Worte über die Lippen kamen. Ihre Toilette war immer zu auffallend.

      Paul begegnete ihr auf einem Ball, tanzte mit ihr eine Masurka, während welcher sie kein vernünftiges Wort mit ihm sprach, und leider verliebte er sich leidenschaftlich in sie. An schnelle Erfolge gewöhnt, gelangte er auch diesmal, wie immer, rasch zum Ziel, doch die Leichtigkeit dieser Eroberung erkältete ihn nicht. Im Gegenteil fühlte er sich immer mehr an dieser Frau gefesselt, die selbst dann, wenn sie ganz Hingebung war, in ihrem Herzen noch immer eine geheimnisvolle Fiber zu behalten schien, die man vergeblich zu begreifen suchte. Was sie darin noch im Rückhalt hielt? Gott weiß es! Man hätte glauben sollen, sie stehe unter der Herrschaft übernatürlicher Kräfte, die nach Laune mit ihr spielten, und ihr nicht eben umfassender Geist habe die Kraft nicht, mit solchen Gegnern den Kampf aufzunehmen. Ihr ganzes Leben bot nur eine Reihe unerklärlicher Handlungen dar; an einen Mann, den sie kaum hatte kennen gelernt, richtete sie sofort Briefe, die sie in den Augen ihres Gemahls kompromittieren konnten, und liebte sie, so hatte doch ihre Liebe einen seltsamen Schimmer von Traurigkeit; sie lachte und scherzte nicht mehr mit dem, den sie sich jetzt erkoren hatte, sie betrachtete ihn und lieh ihm ihr Ohr mit einer Art von Erstaunen. Oft und meist unerwartet wurde dies Staunen zum stummen Schrecken, und ihr Gesicht nahm dann einen düstern und wilden Ausdruck an; sie schloß sich in ihr Schlafzimmer ein, und legten ihre Frauen das Ohr an die Türe, so hörten sie ein dumpfes Stöhnen. Mehr als einmal, wenn Paul von einer zärtlichen Zusammenkunft mit ihr nach Hause kam, fühlte er im Herzen den bittern Verdruß, den sonst ein definitives Mißlingen erzeugt.

      »Hab ich nicht alles erhalten, was ich wollte?« fragte er sich, und doch blutete ihm das Herz fort und fort. Eines Tages gab er ihr einen Ring mit einem Steine, auf welchem eine Sphinx eingraviert war.

      »Was ist das?« fragte sie, »eine Sphinx?«

      »Ja,« СКАЧАТЬ