Название: Ange Pitou Denkwürdigkeiten eines Arztes 3
Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
Жанр: Зарубежная классика
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Er wird einwilligen, wenn der Page fern genug ist, daß man ihn nicht wieder erwischen kann.
Der König kämpft gegen Mesdames, die Augen auf die Pendeluhr gerichtet, – eine halbe Stunde genügt ihm, – die Pendeluhr wird ihn nicht täuschen; es ist diejenige, welche er selbst richtet. Nach zwanzig Minuten gibt er nach.
»Man hole den Pagen zurück,« sagte er, »und Alles wird abgemacht sein!«
Mesdames stürzten hinaus; man wird aufsitzen; man wird ein Pferd, zwei Pferde, zehn Pferde zu Tode reiten, aber den Pagen einholen.
Das ist unnütz, und man wird gar nichts zu Tode reiten.
Beim Hinabsteigen ist der Page an einer Stufe hängen geblieben und hat einen Sporn zerbrochen. Wie kann man mit verhängten Zügeln reiten, wenn man nur einen Sporen hat?
Uebrigens ist der Chevalier d'Abzac Chef des großen Stalles, und er, der die Aufsicht über die Couriere hat, ließe einen Courier nicht abgehen, wenn derselbe auf eine Weise abgehen müßte, welche dem königlichen Stall nicht Ehre machen würde.
Der Page wird also nur mit beiden Sporen abgehen.
Eine Folge hiervon ist, daß man, statt den Pagen, mit verhängten Zügeln reitend, auf der Straße nach Arnouville einzuholen, ihn im Hofe des Stalles erwischen wird. Er saß nämlich im Sattel und war bereit, in tadellosem Anzug abzugeben.
Man nimmt ihm das Schreiben ab, man läßt den Text, der eben so gut für den Einen als für den Andern paßte. Nur, statt auf die Adresse zu schreiben: An Herrn von Machaut in Arnouville, schreiben Mesdames:
An den Herrn Grafen von Maurepas in Pontchartrain.
Die Ehre den königlichen Stalles ist gerettet, doch die Monarchie ist verloren.
Mit Maurepas und Calonne geht Alles vortrefflich. Der Eine singt, der Andere bezahlt; dann, nach den Höflingen, kommen noch die Generalpächter, die ihren Dienst auch gut versehen.
Ludwig XIV. begann seine Regierung damit, daß er zwei Generalpächter auf den Rath von Colbert aufhängen ließ, wonach er Lavailliére zur Geliebten nahm und Versailles baute. Lavailliére kostete ihn nichts.
Doch Versailles, wo sie wohnen sollte, kostete ihn sehr viel.
Im Jahr 1685 sodann jagt man unter dem Vorwand, sie seien Protestanten, eine Million gewerbsfleißiger Menschen aus Frankreich.
1707, noch unter dem großen König, sagt auch Boisguilbert, von 1698 sprechend:
»Das ging noch in jener Zeit, in jener Zeit war noch Oel in der Lampe. Heute hat in Ermangelung von Stoff Alles ein Ende genommen.
Mein Gott, was wird man achtzig Jahre später sagen, wenn die Dubarry, die Polignac über dies Alles hingegangen sind? Nachdem man das Volk Wasser hat schwitzen lassen, wird man es Blut schwitzen lassen!
Und dies Alles mit so reizenden Formen.
Früher waren die Pächter hart, grob und kalt wie die Thüren der Gefängnisse, in welche sie ihre Opfer warfen.
Heute sind es Philanthropen. Mit einer Hand plündern sie allerdingn das Volk, doch mit der andern bauen sie ihm Hospitäler.
Einer meiner Freunde, ein großer Finanzmann, hat mich versichert, von hundert und zwanzig Millionen, welche die Salzsteuer eintrug, haben die Pächter siebenzig für sich behalten.
In einer Versammlung, wo man die Ausgaben-Etats verlangte, sagte auch ein Rath, mit dem Wort spielend:
»Es sind nicht die besonderen Etats, was wir brauchen, sondern die General-Etats (Reichsstände).«
Der Funke fiel auf das Pulver, dan Pulver entzündete sich und machte einen Brand.
Jeder wiederholte das Wort den Raths und die Reichsstände wurden mit großem Geschrei gerufen.
Der Hof bestimmte die Eröffnung der Reichsstände auf den 5. Mai 1789.
Am 24. August 1788 zog sich Herr von Brienne zurück. Das war auch Einer, der die Finanzen ziemlich leicht verwaltet hatte.
Doch bei seinem Rückzug gab er wenigstens einen ziemlich guten Rath: den Necker zurückzurufen.
Necker trat wieder in das Ministerium ein, und man athmete voll Vertrauen.
Die große Frage der drei Ordnungen wurde indessen in ganz Frankreich verhandelt. Siéyès veröffentlichte seine bekannte Brochure über den dritten Stand.
Das Dauphiné, dessen-Stände sich, trotz des Hofes, versammelten, entschied, daß die Vertretung des dritten Standes der der Geistlichkeit und des Adels gleich sein sollte.
Man bestimmte die Zusammenberufung der Notablen.
Diese Versammlung dauerte zwei und dreißig Tage, das heißt, vom 6. November bis 8. Dezember 1788.
Diesmal mischte sich Gott darein.
Wenn die Peitsche der Könige nicht genügt, so pfeift die Peitsche Gottes ihrerseits in der Luft und macht die Völker vorwärts schreiten.
Der Winter kam in Begleitung der Hungersnoth.
Der Hunger und die Kälte eröffneten die Thore des Jahres 1789.
Paris war voll von Truppen, die Straßen von Patrouilien.
Zwei oder dreimal wurden die Gewehre vor der Menge geladen, welche Hungers starb.
Waren die Gewehre geladen, und man sollte sich derselben bedienen, so geschah dies nicht.
Eines Morgens, am 26. April, fünf Tage vor der Erdöffnung der Reichsstände, ist ein Name in der Menge im Umlauf.
Dieser Name wird mit um so schwereren Flüchen begleitet, als es der einen reich gewordenen Arbeiters ist.
Reveillon, wie man versichert, Reveillon, der Director der berühmten Papierfabrik des Faubourg Saint-Antoine, Reveillon hat gesagt, man müsse die Taglöhne der Arbeiter um fünfzehn Sous erniedrigen.
Das war die Wahrheit.
Man fügte bei, der Hof wolle ihn mit dem schwarzen Bande, das heißt, mit dem Sanct-Michaelsorden decorieren.
Das war die Albernheit.
Es gibt immer ein albernes Gerücht bei den Aufständen. Und es ist merkwürdig, daß sie hauptsächlich durch dieses Gerücht sich rekrutiren, vergrößen, zur Revolution werden.
Das Volk macht einen Gliedermann, tauft ihn Reveillon, decorirt ihn mit dem schwarzen Bande, zündet ihn vor der Thüre von Reveillon selbst an, und verbrennt ihn vollends auf dem Platze des Stadthauses, vor den Augen der Municipalbehörden, die ihn brennen sehen.
Straflosigkeit macht die Menge kühn; sie verkündigt, nachdem sie an Reveillon im Bildniß Gerechtigkeit geübt habe, werde sie am andern Tag in Wirklichkeit Gerechtigkeit an ihm üben.
Das war ein Fehdebrief in allen Regeln an die Regierung gerichtet.
Man schickte dreißig СКАЧАТЬ