Название: Ange Pitou Denkwürdigkeiten eines Arztes 3
Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
Жанр: Зарубежная классика
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Der Prinz, als er sah, daß es ihm unmöglich war, die Bewegung zu mäßigen, ließ sich fortreißen, und ein von den Weibern und Kindern ausgestoßenes herzzerreißendes Geschrei stieg zum Himmel auf, um Rache von Gott zu verlangen.
Es ereignete sich in der Finsternis eine gräßliche Scene. Die Angegriffenen wurden wahnsinnig vor Schmerz, die Angreifer wahnsinnig vor Zorn.
Von den Terrassen herab wurde schnell eine Art Verteidigung organisiert. Die Stühle flogen auf die Dragoner. An den Kopf getroffen, erwiderte der Prinz von Lambesq den Streich durch einen Säbelhieb, ohne zu bedenken, daß er einen Unschuldigen schlug, statt einen Schuldigen zu bestrafen, und ein siebzigjähriger Greis sank zu Boden.
Billot sah den Mann fallen und stieß einen Schrei aus.
Flugs war seine Büchse an seiner Schulter, ein Feuerstreif durchzuckte die Finsternis, und der Prinz wäre tot gewesen, hätte sich nicht in diesem Augenblick aus Zufall sein Pferd gebäumt. Das Pferd erhielt die Kugel in den Hals und stürzte nieder.
Man hielt den Prinzen für tot. Da sprengten die Dragoner in die Tuilerien und verfolgten die Flüchtigen mit Pistolenschüssen.
Doch die Flüchtigen hatten nun einen großen Raum, sie zerstreuten sich unter den Bäumen.
Billot lud wieder ruhig seine Büchse, indem er sagte, »Pitou, ich glaube bei meiner Treue, du hattest recht; wir sind zur rechten Zeit angekommen.«
»Wenn ich tapfer würde,« versetzte Pitou und feuerte seinen Musketon in das dichteste Gedränge der Dragoner ab; »mir scheint, das ist nicht so schwer.«
»Ja,« erwiderte Billot, »doch die unnütze Tapferkeit ist keine Tapferkeit. Komm hieher, Pitou, und nimm dich in acht, daß du dir die Beine nicht in deinem Säbel verwickelst.«
»Warten Sie auf mich, lieber Herr Billot. Wenn ich Sie verlöre, wüßte ich nicht, wohin ich gehen sollte. Ich kenne Paris nicht, wie Sie; ich bin nie hier gewesen.«
»Komm, komm,« sagte Billot, und er schlug den Weg über die Terrasse am Rande des Wassers ein, bis er die Linie der Truppen überschritten hatte, die auf den Quais vorrückten, doch diesmal so rasch, als sie konnten, um, wenn es nötig wäre, den Dragonern des Prinzen von Lambesq Verstärkung zu bringen.
Am Ende der Terrasse angelangt, setzte sich Billot auf die Brüstung und sprang auf den Quai hinab. Pitou that dasselbe.
XII.
Was in der Nacht vom 12. auf den 13. Juli 1789 vorfiel
Als die zwei Landleute auf dem Quai waren und auf der Brücke der Tuilerien die Waffen eines neuen Trupps glänzen sahen, der aller Wahrscheinlichkeit nach kein befreundeter war, schlichen sie bis an das Ende des Quais und stiegen sodann das steile Ufer der Seine hinab.
Die Glocke der Tuilerien schlug elf Uhr. Einmal unter den Bäumen angelangt, die sich längs des Flusses hin erstreckten, einmal unter dem Dunkel ihres Blätterwerks verloren, legten sich der Pächter und Pitou auf dem Rasen nieder und eröffneten eine Beratung.
Es handelte sich um die Entscheidung, und die Frage wurde von dem Pächter gestellt: ob man bleiben sollte, wo man war, das heißt in ziemlicher Sicherheit; oder ob man sich wieder mitten in den Tumult werfen und an dem Kampfe teilnehmen sollte, der den Anschein hatte, die größere Hälfte der Nacht hindurch fortzudauern.
Als diese Frage gestellt war, wartete Billot auf die Antwort von Pitou.
Pitou war in der Achtung des Pächters nicht wenig gestiegen, einmal durch das Wissen, das er am vorhergehenden Tage geoffenbart, und dann durch den Mut, von dem er am Abend eine Probe abgelegt hatte. Pitou fühlte das instinktartig, doch statt deshalb stolzer zu sein, war er nur um so dankbarer gegen den guten Pächter. Pitou war von Natur demütig.
»Herr Billot,« sagte er, »Sie sind offenbar tapferer, und ich bin minder feig, als ich glaubte. Horaz, der doch ein anderer Mann war, als wir, hinsichtlich der Poesie wenigstens, warf seine Waffen weg und entfloh beim ersten Angriff. Ich, ich habe meinen Musketon, meine Patrontasche und meinen Säbel, was beweist, daß ich beherzter bin, als Horaz.«
»Nun, worauf zielst du ab?«
»Ich ziele darauf ab, daß der tapferste Mann von einer Kugel getroffen werden kann.«
»Hernach?«
»Hernach, lieber Herr, hören Sie. Da Sie, als Sie den Pachthof verließen, äußerten, es sei Ihre Absicht, wegen eines wichtigen Gegenstandes nach Paris zu gehen . . .«
»Oh! tausend Götter! das ist wahr, ich bin wegen des Kistchens gekommen, tausend Donner! und aus keinem andern Grund.«
»Wenn Sie sich durch eine Kugel töten lassen, so wird sich die Angelegenheit, wegen der Sie gekommen sind, nicht abmachen lassen.«
»Wahrhaftig, du hast zehnmal recht,« Pitou.
»Hören Sie von hier aus, wie man zerschmettert, wie man schreit?« fuhr Pitou ermutigt fort. »Das Holz zerreißt wie Papier, das Eisen dreht sich wie Hanf.«
»Das Volk ist aufgebracht,« Pitou.
»Aber,« bemerkte Pitou, »mir scheint, der König ist auch nicht wenig erbost.«
»Wie, der König?«
»Allerdings; die Oesterreicher, die Deutschen, die Kaiserlichen, wie Sie sie nennen, sind die Soldaten des Königs. Nun also, wenn sie das Volk angreifen, so ist es der König, der ihnen anzugreifen befiehlt, und um solche Befehle zu geben, muß der König auch erbost sein.«
»Du hast zugleich recht und unrecht,« Pitou.
»Das scheint mir nicht möglich, lieber Herr Billot, und ich darf Ihnen vielleicht sagen, Sie würden, wenn Sie Logik studiert hätten, ein solches Paradoxon nicht wagen.«
»Du hast recht und hast unrecht, Pitou, und du wirst sogleich einsehen, warum.«
»Das soll mir sehr lieb sein; doch ich bezweifle . . .«
»Siehst du, Pitou, es giebt zwei Parteien bei Hofe, die des Königs, der das Volk liebt, und die der Königin, welche die Oesterreicher liebt.«
»Das kommt davon her, daß der König Franzose und die Königin Oesterreicherin ist,« erwiderte Pitou philosophisch.
»Warte! Mit dem König sind Herr Turgot, Herr Necker; mit der Königin Herr von Breteuil und die Polignac. Der König ist nicht Gebieter, da er genötigt gewesen ist, Herrn Turgot und Herrn Necker zu entlassen. Die Königin ist also Gebieterin, das heißt, die Breteuil und die Polignac. Darum geht alles schlecht! . . . Siehst du, Pitou, das Uebel kommt von Madame Defizit; Madame Defizit ist erzürnt, und in ihrem Namen greifen die Truppen an; die Oesterreicher verteidigen die Oesterreicherin: das ist ganz einfach.«
»Verzeihen Sie, Herr Billot,« erwiderte Pitou, »deficit ist ein lateinisches Wort, das bedeutet: es fehlt. Was fehlt denn?«
»Das Geld, tausend Götter! und weil das Geld fehlt, und weil die Günstlinge dieses Geldes, СКАЧАТЬ