Das Gewicht der Ehre . Морган Райс
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Читать онлайн книгу Das Gewicht der Ehre - Морган Райс страница 6

СКАЧАТЬ verlor sie den Turm aus den Augen und das Krachen der Wellen wurde leiser. Sie kämpfte um mitzuhalten als der Weg sich in verschiedene Richtungen schlängelte. Viele Fragen brannten ihr auf der Seele und schließlich konnte sie nicht mehr still sein.

      „Wo bringst du mich hin?“ fragte sie. „Wirst du mich dort ausbilden?“

      Der Mann lief weiter, hüpfte über einen fließenden Bach, er lief zwischen alten Bäumen hin und her, deren Rinde in einem leuchtenden Grün erstrahlte und sie folgte ihm auf den Fersen.

      „Ich werde dich nicht ausbilden”, sagte er. „Dein Onkel wird das tun.“

      Kyra war völlig verwirrt.

      „Mein Onkel?” fragte sie. „Ich dachte du wärst mein Onkel.”

      „Bin ich auch”, antwortete er. „Und du hast noch einen.“

      „Noch einen?“ fragte sie.

      Schließlich erreichten sie eine Waldlichtung, und er blieb am Rand stehen und sie kam atemlos neben ihm zum Stehen. Sie schaute nach vorne und war sprachlos bei dem Anblick.

      Auf der gegenüberliegenden Seite der Lichtung war ein riesengroßer Baum, der Größte, den sie jemals gesehen hatte, alt, seine Äste erstreckten sich in alle Richtungen, seine purpurroten Blätter schimmerten und sein Stamm war um die neun Meter breit. Die Äste waren ineinander verflochten und kreuzten sich untereinander und schufen so ein kleines Baumhaus, welches vielleicht drei Meter über dem Boden hing und so aussah als ob es dort schon immer gehangen hatte. Ein kleines Licht drang nach draußen auf die Äste. Kyra schaute nach oben und sah eine einsame Gestalt am Rand der Äste sitzen, die aussah als ob sie sich in einem Meditationszustand befand und sie von oben anstarrte.

      „Er ist auch dein Onkel.“ sagte Kolva.

      Kyras Herz hämmerte in ihrer Brust, nichts von all dem verstehend. Sie sah nach oben zu dem Mann, vom dem er sagte er sei ihr Onkel und fragte sich, ob er ihr einen Streich spielte. Ihr anderer Onkel sah aus wie ein kleiner Junge, der vielleicht zehn Jahre alt war. Er saß komplett aufrecht, wie in Meditationshaltung und starrte vor sich hin ohne sie direkt anzugucken, seine Augen schimmerten blau. Sein jungenhaftes Gesicht war voller Falten, so als ob er tausend Jahre alt wäre, seine Haut war leicht braun und übersät mit Altersflecken. Er konnte nicht viel größer als 1,20 Meter sein. Es war als ob er ein Junge mit einer Alterskrankheit wäre.

      Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte.

      „Kyra”, sagte er, „das ist Alva.“

      KAPITEL FÜNF

      Merk trat in den Turm von Ur ein und ging durch die hohen, goldenen Türen, die er, wie er geglaubt hatte, nie durchschreiten würde. Das Licht schien so hell innen, dass es ihn fast blind machte. Er hob eine Hand um seine Augen abzuschirmen und als er dies tat, erstarrte er in Ehrfurcht vor dem was er vor sich sah.

      Dort, auf der anderen Seite stand ihm ein echter Wächter gegenüber, seine gelben Augen musterten ihn durchdringend, es waren dieselben Augen, die Merk schon hinter dem Türschlitz verfolgt hatten. Er trug eine gelbe, wehende Robe, seine Arme und Beine wurden verdeckt und die wenige Haut, die er zeigte, war blass. Er war überraschend klein, sein Kiefer länglich, seine Wangen eingefallen und als er zurückstarrte fühlte sich Merk unwohl. Licht erstrahlte aus dem kurzen, goldenen Stab, den er vor sich hielt.

      Der Wächter beobachtete ihn schweigend und Merk fühlte einen Luftzug als die Türen auf einmal zuschlugen und ihn im Turm einschlossen. Das Echo des hohlen Klanges schallte von  den Wänden wieder und er zuckte unfreiwillig zusammen. Er merkte wie abgespannt er von all den Tagen, die er nicht geschlafen hatte, von all diesen Albtraum geplagten Nächten und von seiner Besessenheit in den Turm zu kommen, war. Jetzt drinnen stehend, hatte er das seltsame Gefühl der Zugehörigkeit, als ob er endlich in seinem neuen Zuhause angekommen wäre.

      Merk erwartete, dass der Wächter ihn begrüßen und ihm erklären würde wo er sich befand. Aber stattdessen, drehte sich dieser um und ging wortlos davon und ließ Merk fragend zurück. Er wusste nicht, ob er ihm folgen sollte.

      Der Wächter lief zu einer elfenbeinernen Wendeltreppe ganz am Ende des Saales und zu Merks Überraschung, ging er diese nicht hinauf, sondern hinab. Er stieg schnell hinab und verschwand außer Sichtweite. Merk stand dort perplex in der Stille und wusste nicht, was von ihm erwartet wurde.

      „Sollte ich Ihnen folgen?“ rief er endlich.

      Merks Stimme schallte und hallte von den Wänden wieder zu ihm zurück, als ob sie ihn verspottete.

      Merk sah sich um und betrachtete das Innere des Turmes. Er sah die glänzenden Wände, die aus Gold gemacht waren; er sah den Boden, der aus altem schwarzem Marmor und von Goldstreifen durchzogen war. Der Ort war schwach beleuchtet, und wurde nur erhellt durch den mystischen Schein, welcher von den Wänden kam. Er sah nach oben und sah die alte aus Elfenbein geschnitzte Treppe; er trat nach vorne und seinen Hals reckend, konnte er ganz oben eine goldene Kuppel, die mindestens dreißig Meter hoch war und Sonnenlicht einließ, erblicken. Er sah all die Stockwerke, Treppenabsätze und Etagen und er fragte sich, was dort oben alles verborgen lag.

      Er schaute nach unten und wurde sogar noch neugieriger, als er sah, dass die Stufen nach unten, weiter in unterirdische Etagen führten, dorthin wo der Wächter gegangen war und er wunderte sich darüber. Diese wunderschöne, elfenbeinerne Treppe, wie ein Kunstwerk, drehte und wand sich geheimnisvoll in beide Richtungen, einmal führte sie nach oben bis in den Himmel und dann bis zu den untersten Ebenen der Hölle. Aber am meisten fragte sich Merk, ob das legendäre Flammenschwert, das Schwert, dass ganz Escalon beschützte, in diesen Wänden verborgen lag. Er spürte Aufregung, als er nur daran dachte. Wo könnte es wohl sein? Oben oder unten? Welche anderen Relikte und Schätze waren hier noch verborgen?

      Plötzlich öffnete sich eine versteckte Tür, die aus der Wand neben Merk erschien, er drehte sich um und sah einen ernst dreinschauenden Krieger auftauchen, ein Mann der ungefähr Merks Größe hatte und ein Kettenhemd trug, seine Haut war blass, von zu vielen Jahren ohne Sonnenlicht. Er kam auf Merk zu, er war ein Mensch, ein Schwert an seiner Hüfte mit einem markanten Abzeichen, dasselbe Symbol, welches Merk draußen auf den Wänden des Turmes gesehen hatte; ein elfenbeinernes Treppenhaus, welches in den Himmel führte.

      „Nur Wächter gehen hinunter“, sagte der Mann, seine Stimme war dunkel und rau. „Und du, mein Freund, bist kein Wächter. Zumindest, bis jetzt noch nicht.“

      Der Mann stoppte vor ihm und musterte ihn von oben bis unten und legte seine Hände in die Hüften.

      „Aber“, sprach er weiter, „Ich nehme an, wenn sie dich hereinlassen, dann muss das einen Grund haben.“

      Er seufzte.

      „Folge mir.“

      Damit drehte sich der Krieger abrupt um und stieg die Treppe hinauf. Merks Herz schlug schnell als er sich beeilte aufzuholen, sein Kopf voller Fragen, und mit jedem Schritt tauchte er immer weiter in die Geheimnisse dieses Ortes ein.

      „Mach deine Arbeit und mach sie gut”, sprach der Mann, mit dem Rücken zu Merk gewandt, seine dunkle Stimme echote von den Wänden, „und du wirst die Erlaubnis bekommen zu dienen. Den Turm zu beschützen ist die höchste Berufung, die es in Escalon gibt. Du musst mehr sein als ein bloßer Krieger.“

      Sie blieben auf dem nächsten Stockwerk stehen und der Mann hielt an und starrte Merk in die Augen, also ob er eine tiefe Wahrheit in ihm spürte. Merk fühlte sich unwohl.

      „Wir alle haben dunkle Vergangenheiten”, СКАЧАТЬ