Название: Apostasie
Автор: Marie Albes
Издательство: Tektime S.r.l.s.
Жанр: Современные любовные романы
isbn: 9788873043539
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„ Lele, meinst du ich werde mich je verlieben?“, fragte sie und öffnete ihre Augenlider.
Michele lächelte. „Da bin ich mir nicht sicher.“
„ Und wie ist die Liebe?“
„ Sie ist schön, Elena, in all ihren Formen.“
„ I ch meine nicht in all-ihren-Formen, Lele. Die kenne ich bereits im Leben zum Bruder und zu Freunden ... ach ja, und zur Familie“, erklärte sie wenig überzeugt. „Aber ich kenne die wahre Liebe nicht. Die Liebe zu einem Mann, der mich genauso liebt, wie ich ihn liebe.“
„ Du bist noch jung, du wirst sehen, dass sie bald kommen wird.“
„ Unsinn, das Alter spielt keine Rolle.“
„ Das ist wahr, wahrscheinlich hast du Recht ... Aber mach dir keine Sorgen, Elena. Wenn sie kommt, weißt du es sofort.“
„ Und wie weiß ich das?“
„ Ganz einfach, von einem Kokon wirst du zu einem Schmetterling.“
Als sie in der Morgendämmerung nach Hause kamen, dachten Michele und Elena, dass ihre Eltern noch schliefen. Als sie aber die knarrende Eingangstür öffneten, erwartete sie ihr Vater bereits mit verschränkten Armen und strengem Blick.
„ Wo seid ihr gewesen“, fragte er ohne den Frageton zu verwenden, sondern den Befehlston. „Es war deine Idee, nicht wahr?“, wandte er sich an Elena. Ihr trotzender Blick irritierte ihren Vater mehr als alles andere. Mit einem Schritt ging sie auf ihn zu.“
„ Ehrlich gesagt war es meine Idee“, fiel Michele dazwischen bevor die Situation ausartete.
Er wusste, dass sein Vater niemals die Hand gegen den zweiten Mann der Familie richten würde. Ihn hätte jedoch nichts gehalten, seiner Schwester eine schallende Ohrfeige zu verpassen.
„ Ich konnte nicht schlafen und wollte spazieren gehen ... Ich habe Elena gefragt, ob sie mich begleite, um etwas Zeit miteinander zu verbringen, da ich bald fortgehe.“
Ohne weitere Worte drehte sich der Vater um. Er ging zurück ins Schlafzimmer und ließ Michele und Elena allein.
Sie umarmte ihn.
„ Danke, Lele... Du bist mein Held.“
Er streichelte ihren Kopf. „Du bist mein kostbarster Schatz, obwohl du mich oft in Schwierigkeiten bringst.“ Er hörte sie kichern. „Geh jetzt schlafen, du musst bald in die Schule!“
Elena ging die Treppen hinauf, drehte sich um und blies ihm mit der Hand einen Kuss zu. Sie ging hoch und legte sich ins Bett.
Elena hatte Recht: Es war herrlich zu leben und es lohnte sich, Nächte wie diese zu erleben.
cuatro
Vor zehn Jahren, zwanzig Jahre nach Elena.
Es war tiefe Nacht als die Tragödie passierte; Chiara hasste die Nacht.
Vor allem passierten in den Büchern, die sie als Kind gelesen hatte, die schlimmen Dinge immer bei dunkler Nacht. Auch prasselnder Regen oder ein Rabe in der Nähe bedeutete nichts Gutes. Aber eigensinnig widmete sich vor dem Schlafengehen beängstigender Literatur. Dadurch wollte sie sich ihrer Angst vor der Dunkelheit stellen, sowie dem, was die Literatur hergab.
Dies hielt so lange an, bis sie eines nachts, im Alter von zwölf Jahren Albträume hatte. Diese waren so haarsträubend, dass sie die Literatur vom Horror und vom Okkultismus aufgab. Sie hatte entschieden, dass vor dem Schlafen Jane Austen besser war als Edgar Allan Poe.
Dies war ihre emotionale Auslegung für ihr Verachten der Nacht, hinzu kam noch die wissenschaftliche Erklärung:
Während tagsüber alles hell und klar ist, und somit leicht kontrollierbar, waren die Schatten der Nacht vage. Der menschliche Geist weiß schwer einzuschätzen, was er nicht kennt.
Um das Bild zu vervollständigen, gab es den religiösen Aspekt ihrer Kultur. Sie lehrte, dass sich das Böse (so nannten es ihre Mutter und ihre Freundinnen) nicht hinter einem Sonnenstrahl versteckte, sondern eher hinter einer Wolke, die das Mondlicht verschleierte.
Chiara wusste als die Tragödie passierte nicht, ob es aufgrund der Literatur, der Wissenschaft oder des Bösen geschah.
Tatsache ist, dass sie die Nacht verabscheute.
Chiara erinnert sich deutlich an jenen Augenblick, als wenn es gestern passiert wäre: zuerst die läutenden Glocken um ein Uhr nachts, die sie aus dem Schlaf weckten. Dann das düstere Gesicht ihres Onkels im Türrahmen und das Weinen ihres Bruders Alberto, als dieser die Nachricht vernahm.
Dann kam alles wie im Flug: Sie stieg in das Auto des Onkels, in welchem Alberto bereits auf dem Rücksitz wartete. Die Blaulichter, der Krankenwagen vor dem Krankenhaus, die quietschenden Räder der Krankenbahren in Richtung Notaufnahme, als würden sie Ware tragen und schließlich das Wort, das ihr gesamtes Lebens veränderte: Koma.
An diesem Juni-Abend waren ihre Eltern mit Freunden zum Abendessen ausgegangen, während Chiara und Alberto zu Hause geblieben waren, um zu lernen. Chiara stand vor ihrem Abitur und Alberto hatte die Prüfung zur Oberstufe vor sich. Sie wollten lernen.
Aber auf dem Rückweg ihrer Eltern passierte es. Das Krankenhaus berichtete, dass ein LKW auf der Straße umgekippt war, die sie auf ihrem Nach-Hause-Weg genommen hatten. Die Kollision war unvermeidlich.
Viele Schläuche für die Infusion und viele elektronische Maschinen mit schrillen Tönen bekam Chiara in diesen endlosen Tagen vor Augen. Es vergingen lange, düstere Stunden, ohne dass die Eltern aus aufwachten.
„Sie liegen im Koma“, hatte der Arzt an dem Abend bedauernd mitgeteilt. „Die Situation ist ernst, aber stabil. Es besteht die Chance, dass sie sich erholen. Ich will dir aber keine Hoffnung machen.“
Chiara nickte mit dem Kopf und brachte kein Wort heraus.
Es vergingen Wochen in diesem qualvollen Stillstand. Chiaras Leben reduzierte sich auf ein Zimmer im Krankenhaus und auf das Piepen vom Elektroenzephalogramm ihrer Eltern. Einerseits verlor es nicht an Frequenz, andererseits erhöhte sie sich nicht.
Chiara war СКАЧАТЬ