Apostasie. Marie Albes
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Название: Apostasie

Автор: Marie Albes

Издательство: Tektime S.r.l.s.

Жанр: Современные любовные романы

Серия:

isbn: 9788873043539

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СКАЧАТЬ einer anderen Zeitung. Es wurde keine Rücksicht auf das Gefühlschaos derjenigen genommen, die den Fall kannten, noch auf das Leiden der Personen, die mit Elena Gentile eng verbunden waren.

       Wie dem auch sei, alle fragten sich:

      Was ist Elena Gentile tatsächlich zugestossen?

       Die süße, starke und charismatische Elena Gentile wurde leblos zu Füßen des gekreuzigten Jesus Christus aufgefunden.

       Er kannte die Wahrheit, konnte aber nicht reden.

      dos

      Vor zwanzig Jahren, zehn Jahre nach Elena.

      Die freundlichsten Stimmen nannten sie Schönauge; Skeptiker, die im Schönsein einen Fehler sahen, nannten sie das Mädchen mit den sonderbaren Augen. Bezaubernd waren Chiaras Augen auf jeden Fall. Ihre dunklen, südländischen Wimpern wurden durch ihre braunen Haare betont, die von honigblonden Strähnen markiert waren. Das seltsame der Augen waren die verschiedenfarbigen Iris. Die Iris von Chiaras rechtem Auge war schimmernd hellbraun wie Tee. Das linke Auge hingegen war zur Hälfte mit tannengrünen Flecken gesprenkelt und mischte sich mit der Teefarbe wie ein Tropfen Öl mit Wasser: die Transparenz der Flüssigkeit kontrastiert sich zur energischen Welle.

      Wer Chiaras Augen begegnete, blieb nicht gleichgültig gegenüber diesen beiden Perlen ihres reinen, aufmerksamen Blicks, derart hoben sie sich in ihrem lächelnden Gesicht ab.

      „Um Gottes Willen, wie kann ich Nein sagen, wenn du mich so ansiehst?“, war der Satz, den sich ihr Vater regelmäßig sagen hörte, wenn das süße Mädchen ihn um ein Geschenk wie eine Puppe oder ein Buch bat.

      Vielleicht wurde sie als kleines Mädchen aus diesem Grund von allen in ihrem Geburtsort derart geliebt. Selbst diejenigen, die sie „das Mädchen mit den sonderbaren Augen“ nannten, blieben von den honigfarbenen Locken verzaubert, welche weich das Wesen der achtjährigen Chiara widerspiegelten. Oft spielte sie am Brunnen des Dorfplatzes und machte sich nass wie ein Entenküken.

      Jedes Mal wenn sie durchnässt nach Hause kam, wurde sie von ihrer Mutter ausgeschimpft. Chiara hielt den Kopf gesenkt. Sie starrte ihre Füße an, die mit Heu und Erde beschmutzt waren, schuldig, wie ein ertappter Welpe, der in einer schlammigen Pfütze geplanscht hat. Schließlich schaute sie mit tränenden Augen auf. Selbst die Mutter konnte nicht mehr mit ihrer Predigt fortfahren, sondern schloss sie in ihre Arme und brachte sie zur Badewanne. Nach dem Trockenrubbeln flocht sie ihr gewöhnlich die Haare zum Zopf, den sie selbst nach zwanzig Jahren auf dieselbe Weise trug.

      

      

      Jeden Sonntag besuchte sie die Messe.

      In ihrem Dorf, fern von Großstädten, die sie ausschließlich aus Bildern kannte, waren alle Einwohner streng katholisch gläubig. Und mit allen meine ich alle: vom Metzger zum Leichenbestatter, vom Gemüsehändler bis zum Dieb, vom Friseur bis zur Hure. Seltsam war, die Dorfbewohner in der kleinen Dorfkirche vereint zu sehen, nahe beieinander und kunterbunt in ihrer verschleierten Heuchelei.

      Menschen, die sich hassten, Menschen, die sich fürchteten, Menschen, die sich betrogen. Aber sie waren anwesend, um sich gemäß Gottes Wille das Zeichen des Friedens auszutauschen.

      Am Morgen eines Feiertages begriff Chiara, wie ergeben sie sich gegenüber der Person fühlte, die im Himmel lebte (dies war ihr Bild von Gott). Chiara wusste nicht, was Heuchelei ist und betrachtete die Zusammenkunft der Menschen als ein kostbares Geschenk, das nicht zu verachten war.

      Vor wenigen Tagen hatte sich ihr Vater mit dem Onkel gestritten, der nahe bei ihnen wohnte. Nach einem regen Wortgefecht, welches Chiara in einem Nachbarzimmer mitgehört hatte, redeten die beiden Brüder nicht mehr miteinander. Die Zimmerwand hatte sie vor dem Anblick geschützt, aber nicht vor der Enttäuschung. Die Erwachsenen verhielten sich eigenartig!

      „Es kann nicht wahr sein, Gott“, hatte sie mit Tränen in den Augen geflüstert, „die sind blöd!“

      An diesem Sonntag, aus irgendeinem seltsamen Grund, reichten sich im Haus des Herrn im Zeichen des Friedens ihr Vater und ihr Onkel die Hände und redeten seitdem erneut miteinander. Sie waren überzeugt, auch zukünftige Streitereien, die ihnen das Leben bringen würde, zu bewältigen.

      

      

      Denn es gibt nicht ausschließlich die Heuchelei; es gibt auch die Vergebung.

      

      

      „Du hast mich erhört!“, bemerkte sie an diesem Abend glücklich bevor sie schlafen ging und krempelte sich die Bettdecke bis zum Mund hoch. „Du weißt, wie wichtig mir ihr Frieden ist. Danke, dass du mich erhört hast!“.

      

      

      Von diesem Moment an wusste Chiara, dass Gott alles vollbringen konnte. Sie war überzeugt, egal was sie ihn fragte, sofern Gutes, dass er es ihr gewähren würde, einschließlich dem Glücklichsein.

      tres

      Vor eineinhalb Jahren, Neunundzwanzigeinhalb Jahre nach Elena.

      Chiara kehrte mit klopfendem Herzen in ihr Zimmer zurück. Ein Gefühl der Erschöpfung belastete ihre Seele und ihren Körper.

      Sie wünschte keine Besuche, schloss schnell den Türriegel und setzte sich auf das Bett.

      Nachdem sie sich das Kopftuch abgenommen hatte, hob sie den Ärmelsaum der Tunika an, um ein kleines, steifes Silberarmband freizulegen, das ihr rechtes Handgelenk zierte. Sie betrachtete es lange, ließ den Stoff nach unten gleiten, stand auf und starrte auf die Tür.

      Diese war verriegelt, so dass niemand ohne ihre Erlaubnis das Zimmer betreten konnte.

      Sie hob einen Teil der Matratze an. Zwischen Matratze und Lattenrost zog sie ein weißes Bündel hervor. Sie legte es auf die Bettwäsche und öffnete es. Es enthielt ein paar Jeans und einen weißen Pullover, der am linken Ärmel mit Schokolade befleckt war. Sie lächelte zuerst bei den Erinnerungen, dann wurde sie ernst und traurig.

      Erneut blickte sie zur Tür (um sicher zu gehen), zog sich die Tunika aus und die Jeans sowie den Pullover an. Sie spürte die Kleider an ihrer Haut anliegen, wie die Rüstung eines mittelalterlichen Ritters: stark und sicher.

      Im Zimmer hatte sie keinen Spiegel, der ihr erlaubte, sich in voller Größe zu betrachten, sondern nur einen kleinen für das Gesicht. Sie nahm ihn von der Wand und beschaute das Spiegelbild von jedem Teil ihres Körpers, indem sie ihn von unten nach oben wandern ließ.

      In Höhe des Gesichts hielt sie inne. Ihre Melancholie und der Terror, den sie sah, gefielen ihr nicht. Sie hängte den Spiegel zurück an die Wand. Die Rückseite ließ sie zu ihr gerichtet, damit nicht der geringste Schatten gespiegelt werden konnte.

      Mit einem Seufzer des Unbehagens ließ sie sich auf das Bett fallen. Ihre Gedanken gruben in ihrer Vergangenheit und wanderten von ihrer Kindheit und Jugend bis zum heutigen Tag.

      Noch immer wohnten ihre Mutter und ihr Vater in СКАЧАТЬ