Deutsche Humoristen, 4. und 5. Band (von 8). Various
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Название: Deutsche Humoristen, 4. und 5. Band (von 8)

Автор: Various

Издательство: Public Domain

Жанр: Поэзия

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СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">      von

      Christian Fürchtegott Gellert

      Ismene hatte noch, bei vielen andern Gaben,

      auch diese, daß sie widersprach.

      Man sagt es überhaupt den guten Weibern nach,

      daß alle diese Tugend haben;

      doch, wenn’s auch tausendmal der ganze Weltkreis spricht:

      so halt ich’s doch für ein Gedicht,

      und sag es öffentlich: Ich glaub es ewig nicht.

      Ich bin ja auch mit mancher Frau bekannt,

      ich hab es oft versucht, und manche schön genannt,

      so häßlich sie auch war, bloß, weil ich haben wollte,

      daß sie mir widersprechen sollte;

      allein sie widersprach mir nicht.

      Und also ist es falsch, daß jede widerspricht.

      So kränkt man euch, ihr guten Schönen! —

      Jetzt komm ich wieder zu Ismenen.

      Ismenen sagte man’s nicht aus Verleumdung nach,

      es war gewiß, sie widersprach.

      Einst saß sie mit dem Mann bei Tische;

      sie aßen unter anderm Fische,

      mich deucht, es war ein grüner Hecht.

      „Mein Engel,“ sprach der Mann, „mein Engel, ist mir recht,

      so ist der Fisch nicht gar zu blau gesotten.“

      „Das,“ rief sie, „hab ich wohl gedacht,

      so gut man auch die Anstalt macht:

      so finden Sie doch Grund, der armen Frau zu spotten.

      Ich sag es Ihnen kurz, der Hecht ist gar zu blau.“

      „Gut,“ sprach er, „meine liebe Frau,

      wir wollen nicht darüber streiten,

      was hat die Sache zu bedeuten?“

      So wie dem welschen Hahn, dem man was Rotes zeigt,

      der Zorn den Augenblick in Nas’ und Lefzen steigt,

      sie rot und blau durchströmt, lang auseinander treibet,

      in beiden Augen blitzt, sich in den Flügeln sträubet,

      in alle Federn dringt, und sie gen Himmel kehrt,

      und zitternd, mit Geschrei und Poltern, aus ihm fährt:

      so schießt Ismenen auch, da dies ihr Liebster spricht,

      das Blut den Augenblick in ihr sonst blaß Gesicht;

      die Adern liefen auf, die Augen wurden enger,

      die Lippen dick und blau, und Kinn und Nase länger;

      ihr Haar bewegte sich, stieg voller Zorn empor,

      und stieß, indem es stieg, das Nachtzeug von dem Ohr.

      Drauf fing sie zitternd an: „Ich, Mann! ich, deine Frau,

      ich sag es noch einmal, der Hecht war gar zu blau.“

      Sie nimmt das Glas und trinkt. O! laßt sie doch nicht trinken!

      Ihr Liebster geht und sagt kein Wort;

      kaum aber ist ihr Liebster fort,

      so sieht man sie in Ohnmacht sinken.

      Wie konnt es anders sein? Gleich auf den Zorn zu trinken!

      Ein plötzliches Geschrei bewegt das ganze Haus;

      man bricht der Frau die Daumen aus;

      man streicht sie kräftig an, kein Balsam will sie stärken.

      Man reibt ihr Schläf’ und Puls; kein Leben ist zu merken.

      Man nimmt versengtes Haar und hält’s ihr vors Gesicht.

      Umsonst! Umsonst! Sie riecht es nicht!

      Nichts kann den Geist ihr wiedergeben.

      Man ruft den Mann, er kommt und schreit:

      „Du stirbst, mein Leben!

      Du stirbst? Ich armer Mann! Ach, meine liebe Frau,

      wer hieß mich dir doch widerstreben!

      Ach der verdammte Fisch! Gott weiß, er war nicht blau.“

      Den Augenblick bekam sie wieder Leben.

      „Blau war er,“ rief sie aus, „willst du dich noch nicht geben?“

      So tat der Geist des Widerspruchs

      mehr Wirkung, als die Kraft des heftigsten Geruchs.

      Das Muster der Ehen

      von

      Gotthold Ephraim Lessing

      Ein rares Beispiel will ich singen,

      wobei die Welt erstaunen wird.

      Daß alle Ehen Zwietracht bringen,

      glaubt jeder, aber jeder irrt.

      Ich sah das Muster aller Ehen,

      still, wie die stillste Sommernacht

      O! daß sie keiner möge sehen,

      der mich zum frechen Lügner macht!

      Und gleichwohl war die Frau kein Engel,

      und der Gemahl kein Heiliger;

      es hatte jedes seine Mängel.

      Denn niemand ist von allen leer.

      Doch sollte mich ein Spötter fragen,

      wie diese Wunder möglich sind?

      Der lasse sich zur Antwort sagen:

      Der Mann war taub, die Frau war blind.

      Die drei Reiche der Natur

      von

      Gotthold Ephraim Lessing

      Ich trink’, und trinkend fällt mir bei,

      warum Naturreich dreifach sei.

      Die Tier’ und Menschen trinken, lieben,

      ein jegliches nach seinen Trieben:

      Delphin und Adler, Floh und Hund

      empfindet Lieb’ und netzt den Mund.

      Was also trinkt und lieben kann,

      wird in das erste Reich getan.

      Die Pflanze macht das zweite Reich,

      dem ersten nicht an Güte gleich:

      sie liebet nicht, doch kann sie trinken,

      wenn Wolken träufelnd niedersinken;

      so trinkt die Zeder und der Klee,

      der Weinstock und die Aloe.

      Drum, was nicht liebt, doch trinken kann,

      wird in das zweite Reich getan.

      Das Steinreich macht das dritte Reich;

      und hier sind Sand und Demant gleich:

      kein Stein fühlt Durst und zarte Triebe,

      er wachset ohne Trunk und Liebe.

      Drum, was nicht liebt noch trinken kann,

      wird in das letzte Reich getan.

      Denn ohne Lieb’ und ohne Wein,

      sprich, Mensch, was bleibst du noch? – Ein Stein.

      Lob der Faulheit

      von

      Gotthold СКАЧАТЬ