Onnen Visser. Sophie Worishoffer
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Название: Onnen Visser

Автор: Sophie Worishoffer

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ doch ein ehrenwerter und menschenfreundlicher Mann war, zuckte die Achseln. »Das wundert mich eben nicht«, versetzte er. »Sie waren, wie ich höre, der, welcher die Schmuggler verriet?«

      Peter Witt drehte die Mütze zwischen den Fingern, er wurde bald blaß, bald rot. »Exzellenz«, stammelte er, »meine Verehrung für Seine Majestät, den Kaiser, meine – ich.«

      »Sie waren es, der die Schmuggler verriet?«

      »Ja, Exzellenz.«

      Der Präfekt wandte sich ab. »Dafür können Sie von Ihren Landsleuten, den Brüdern und Freunden derjenigen, welche jetzt auf der Schanze erschossen werden müssen, wahrlich keinen Dank erwarten«, sagte er.

      Der Verräter hatte eine Empfindung, als drehe sich unter seinen Füßen die Erde. »Exzellenz«, rief er, »dürfen denn die Leute mein Eigentum zerstören?«

      »Das kümmert mich nicht, es ist Sache der Polizeigewalt. Sie können jetzt gehen.« Das Tigergesicht des Obersten schob sich in den Vordergrund. »Exzellenz, man könnte einige fünfzig Mann hinschicken und die Rädelsführer verhaften lassen, nicht wahr?«

      In Monsieur de Jeannessons Augen blitzte es plötzlich auf. »Damit ein offenbarer Aufruhr entstände, mein Herr Oberst? Damit noch mehr Blut fließen müßte? – Ich habe nie gehört, daß im Kriege die Spione mit Schutzwachen versehen werden, und gedenke also auch hier keine derartige Neuerung einzuführen. Der Mann ist entlassen.«

      Ehe eine halbe Minute verging, sah sich Peter Witt draußen vor der Tür, ohne so recht zu wissen, wie er dahin gekommen war. Man hatte ihn geschoben und vorwärts befördert, bis er wieder unter Gottes freiem Himmel stand.

      War es denn möglich – ihn? Ihn selbst? Ja, und wo blieb der erhoffte Orden?

      Einfältiger war er sich noch nie vorgekommen als in diesem Augenblick. Aber eines wußte er gewiß, daß man sein Haus in Trümmer schlug; er hörte das Brechen und Krachen, das Jubeln der Menge. »Werft Feuer hinein!« rief eine Stimme.

      Das Wort lieh ihm Flügel, er lief spornstreichs zur Wohnung des Amtsvogtes und ließ sich nicht einmal erst Zeit genug, um anzuklopfen. Als er die Tür aufriß, saß gerade die Familie des Dorfbeherrschers beim Abendbrot – aller Augen sahen ihn an.

      »Guten Abend!« rief er hastig. »Vogt, du mußt gleich mit mir kommen, die verrückten Kerle ruinieren mein Haus.«

      Der Amtsvogt nahm bedächtig einen großen gebratenen Fisch von der Schüssel und zerlegte ihn auf seinem Teller in Stücke, dann begann er so ruhig seine Mahlzeit, als sei im Zimmer kein fremder Zeuge anwesend, ja er sprach sogar mit der Frau Vögtin. »Hast du noch einen Trank Nordener Bier im Keller, Mutter?«

      »Gleich, mein Alter!«

      Die geschäftige Frau ging mit einem Steinkruge und einem Bund Schlüssel an dem Verräter vorbei, als sei er leere Luft; Peter Witt fühlte, wie ihm das Blut heiß zu Kopf stieg, er zitterte.

      »Hörst du mich nicht, Vogt?«

      Keine Antwort. Auf den Gesichtern der Tischgenossen erschien ein heimliches Lächeln, etwas wie schadenfrohe Genugtuung; sie aßen fort, ohne den Verräter irgendeiner Beachtung zu würdigen.

      Peter Witt floh aus dem Zimmer, wie von Furien verfolgt.

      Rote Lohe schlug ihm entgegen – es war sein Haus, das da brannte. Er schrie laut auf, Furcht und Habsucht stritten in seiner Seele um die Oberhand. Sollte er hingehen und sich vielleicht von den erbitterten Fischern totschlagen lassen, oder sollte er müßig zusehen, wie man sein Eigentum vernichtete?

      Unwillkürlich gedachte er in diesem Augenblick der »Hexe«. Wie Aheltje verlassen und heimatlos unten auf dem Grunde der Schlucht saß, blutend, verzweifelnd, des letzten beraubt, so wurde er ohne Dach und Fach auf die Straße geworfen und niemand lebte, der ihm Beistand geleistet, ihm zu seinem Rechte verhelfen hätte.

      Noch stand er zögernd, überlegend, als sich die Tür des Amtsvogtes öffnete und der Würdenträger selbst heraustrat. Er ging mit schnellen Schritten dem Flammenscheine nach.

      Peter Wirt eilte an seine Seite. »Vogt«, sagte er, »du wirst doch die Mordbrenner zwingen, mir Schadenersatz zu leisten?«

      Der Amtsvogt blieb ihm auch diesmal die Antwort schuldig. Er ging über den ungepflasterten Weg, so schnell es der tiefe Sand erlaubte, ohne dem nebenher trabenden Verräter die mindeste Beachtung zu schenken.

      »Vogt, so sprich doch – Mensch, was habe ich dir getan?«

      Keine Silbe fiel von den Lippen des Gestrengen. Als ihn ein zufällig näherkommender Fischer anredete, war er freundlich wie immer, ja sogar gutgelaunt, wie es schien. »Was ist da unten los, Matthias?« sagte er. »Ein Feuerwerk?«

      Der Fischer bohrte förmlich die Blicke in das blasse Gesicht des Verräters. »Ja«, sagte er, »ein Feuerwerk. Schade, daß man den Lump, dem der Kasten gehörte, nicht gleich mit verbrennen kann!«

      »Sehr schade, da hast du recht.«

      Peter Witt gehörte nicht eben zu den mutigen Naturen, aber er empfand doch einen so starken Groll, daß es ihm unmöglich war, neben den beiden Männern des Weges zu gehen, er sprang daher auf die andere Straßenseite hinüber und kam im gleichen Augenblick mit ihnen bei der Brandstätte an.

      Das leichte, mit Stroh gedeckte Haus lag in Asche, nur ein etwas seitab stehender Schuppen war vom Feuer verschont geblieben; eine dichtgescharte Menge umgab die noch glimmenden Trümmer.

      Der Vogt hielt beide Hände in den Taschen. »Also Feuer«, sagte er. »Na, es hat ja weiter keinen Schaden angerichtet – ehrlicher Leute Hab und Gut ist nicht verloren gegangen. Ich denke, niemand von euch weiß, wie die Flammen entstanden sind?« Man lachte. »Natürlich nicht, Herr Amtsvogt!«

      »Das glaube ich. Nun gebt ihr aber hübsch acht, daß die Nebengebäude unbeschädigt bleiben, dafür mache ich euch verantwortlich.«

      »Verlaß dich darauf, Vogt!«

      Der Würdenträger wollte sich wieder entfernen, höchstwahrscheinlich um sich die zweite Hälfte seiner riesigen gebratenen Scholle zu Gemüt zu führen, dann aber wandte er plötzlich den Kopf, der lächelnde Ausdruck des Gesichtes verschwand, auch die Stimme klang sehr ernst.

      »Hört, Leute!«

      Eine allgemeine Stille folgte dem lauten Sprechen und Lachen, das eben noch die Menge beherrscht hatte, jeder einzelne horchte.

      Der Vogt hob warnend den Finger. »Wenn sich der Halunke, der Peter Witt hier zeigen sollte, so darf ihm persönlich kein Leid geschehen. Berührt ihn nicht, Leute, krümmt ihm kein Haar!«

      »Allstunds, Vogt. Wir verstehen dich vollkommen. Bis Klaus Visser und Heye Wessel, die besten Männer von Norderney, da oben auf der Schanze sterben, hat es Zeit.«

      Der Vogt nickte und ging dann seines Weges; Peter Witt fühlte, wie ihm die Zähne im Fieberfrost gegeneinander schlugen. Er wurde behandelt wie ein Abwesender, ein Toter, man übersah geflissentlich, daß er zugegen war.

      Der Halunke! hatte ihn der Vogt genannt, er knirschte heimlich; ein Gedanke, feige und falsch wie seine ganze Seele, gewann in ihm die Oberhand. Für Geld würden die Leute schon gefällig werden – der reiche Mann war er ja immer noch, auch wenn das Haus fehlte.

      An der anderen Seite wohnte ein Bäcker; er ging hinüber und warf mit hochfahrendem Wesen СКАЧАТЬ