Onnen Visser. Sophie Worishoffer
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Название: Onnen Visser

Автор: Sophie Worishoffer

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ ist eine Sünde gegen deine Mutter, Onnen, daß ich dir überhaupt gestattete, uns zu begleiten! Was gäbe ich nicht willig hin, um diese Torheit zurückkaufen zu können.«

      »Fürchtest du denn einen Verrat, Vater?«

      Der Kapitän zuckte die Achseln. »Ich erwarte ihn nicht gerade, aber – ein dunkler Gegenstand, weder Watt noch Wolke, war‘s doch, den ich da hinten sah.«

      Der Knabe erschrak. »Dann kehre um, Vater, ich bitte dich, kehre um! Auch die beiden anderen werden dir folgen und zuerst ihr Leben retten wollen!«

      Ehe der Kapitän zu antworten vermochte, schoß Pikaß plötzlich den Männern voraus ins Dunkel und begann heftig zu bellen. Ein leichter Schrei wurde ausgestoßen, es klang wie »Sapristi!« – dann war wieder alles still.

      »Franzosen!« raunte der Kapitän. »Ich dachte es!«

      Onnen umklammerte seinen Arm. »Vater, ich flehe dich an, geh nach Baltrum zurück! Um Gotteswillen, tue es, tue es!«

      Klaus Visser schüttelte den Kopf. »Jetzt nicht mehr, Kind. Sollte ich meine Kameraden zur Stunde der Gefahr im Stiche lassen? – Aber vielleicht war es eine Sünde, um des Mammons willen deine arme Mutter so sehr zu kränken!«

      Während dieser eiligen, leise geflüsterten Unterhaltung schwieg der Hund wie zuvor, auch Menschenstimmen erklangen nicht weiter, wohl aber zog sich eine Kette dunkler Gestalten quer über den Weg und das, was vorhin als ein formloses Etwas erschienen war, trat jetzt in größerer Nähe scharf hervor – ein französisches Kanonenboot, das erst die nächste Hochflut wieder flott machen würde.

      »Zurück!« flüsterte Heye Wessel. »Wir müssen die Waren samt Wagen und Pferden im Stiche lassen, um nur das nackte Leben zu retten!«

      Die übrigen stimmten bei, hinter dem letzten Wagen ordneten sich die Schmuggler und begannen einer nach dem andern rückwärts zu schleichen, aber schon sehr bald mußten sie eine schreckliche Entdeckung machen. Auch von Baltrum her nahte eine Abteilung Franzosen – sie waren vollständig eingeschlossen.

      Rechts und links das Meer, hinter und vor ihnen der Feind! Während mehrerer banger Minuten herrschte ein peinliches Schweigen.

      Dann erhob Heye Wessel die Stimme zum lauten hallenden Schrei. »Ich muß es, Kinder, nun ist‘s ja auch einerlei! – So, so, nun laßt uns die Pferde besteigen und nach einer Seite hin durchbrechen – etwas anderes bleibt nicht mehr übrig.«

      Und nochmals tönte sein Kampfruf weit hinaus. »Halloh ho, ho! – Halloh!«, dann hatte er die Stränge des ersten besten Pferdes durchschnitten und sich hinaufgeschwungen; die anderen folgten seinem Beispiel.

      »So! Vorwärts mit Gott; reitet die Hunde nieder!«

      »Nach Neßmersiel! Dort gibt es bessere Verstecke!«

      »Pikaß! Pikaß! Hierher!«

      Die Dogge winselte wie im Sterben. Ein Messerstich mochte sie getroffen haben – der Ton klang matt, versagend.

      »Verfluchter Mörder!« rief Andreas Fokke, »du sollst die Untat büßen!«

      Sämtliche Pferde bildeten mit ihren Reitern eine breite gerade Linie; der Kapitän und Onnen ritten nebeneinander, ihnen zur Seite die englischen Matrosen, deren Gewehre geladen in den Händen ihrer Eigentümer lagen. Ein Zungenschlag, dann setzten sich die Tiere in Galopp.

      Aber nur für Sekunden. Das Manöver der Schmuggler war beobachtet worden, die Hähne der französischen Gewehre knackten und ein Hagel von Bleikugeln prasselte den Flüchtigen entgegen.

      Die Wirkung war eine entsetzliche. Zwei Tiere stürzten, ins Herz getroffen, mit gellendem Aufschrei tot zusammen, einer der englischen Soldaten hatte einen Schuß in die Schulter erhalten, der Kapitän war am Fuß verwundet und Lars Meinders am Arm – wild erschreckt machten die Pferde kehrt, um in regelloser Flucht davonzustürzen.

      Hinter der Linie von einer neuen Salve empfangen, stürmten sie bald hierhin, bald dorthin, überall vom Pulverblitz, dem Donner der Musketen verscheucht, dann bis an die Wassergrenze vordringend, dann zurückspringend auf die Mitte des Weges, verwundet, blutend, rasend vor Schmerz.

      Im Todeskampfe schleppte sich Pikaß herbei, noch einmal suchte sein Auge das des geliebten Herrn, noch einmal winselte er traurig und streckte dann die Glieder, während Andreas Fokke neben ihm mit zwei Franzosen rang und sich gleichzeitig der beiden erwehrte.

      »Da hast du es, Henkersknecht! Stirb, Räuber!«

      Ein schwerer Schlag mit dem Kolben zerschmetterte den Schädel des Franzosen, dann packte der erbitterte kräftige Mann den zweiten und schleuderte ihn weit hinaus in den feuchten Sand.

      Der Soldat blieb liegen wie ein Toter.

      Auf der ganzen Linie rang Mann gegen Mann. Heye Wessel hielt eine den Franzosen abgenommene Muskete am Lauf und ließ sie wie ein Rad durch die Luft kreisen; dabei schrie er aus voller Kehle, so schmetternd, so durchdringend wie ein indianischer Häuptling, wenn er dem Feinde gegenübersteht.

      Kein Franzose wagte es, sich dem Riesen zu nähern. Breitspurig stand er da; sein: »Halloh, ho, hoho!« zerriß die Luft, seine Augen funkelten, gleich einem Panther sprang er jetzt zu einer Gruppe, die in geringer Entfernung von ihm kämpfte.

      »Was machst du da, welscher Schuft?«

      Auf dem Boden lag Jakob Brahms und neben ihm, mit ihm ringend, kniete ein Franzose, in dessen Händen ein blankes Messer beständig die Brust des Wattführers arg bedrohte. Der Soldat suchte seine zusammengeschnürte Kehle aus den Eisenfäusten des derben Fehnbauern freizumachen, dieser dagegen wollte den Angreifer erdrosseln, um dann das Messer beiseite schleudern zu können.

      Sie wälzten sich beide im Sande, bis Heye Wessel hinzukam.

      »Los, du Satansbrut!«

      Aber der Franzose hörte ihn nicht. Halb gewürgt, halb besinnungslos vor Schmerz und Mangel an Luft, raffte er seine letzten Kräfte zusammen, um sich zu retten. Die Todesangst verlieh ihm übermenschliche Stärke; blutend, röchelnd erhob er in einem günstigen Augenblick den rechten Arm und bohrte das Messer gerade in das Herz des Wattführers.

      Sekundenlang griffen im Sterben die Finger des unglücklichen Mannes noch fester in das Fleisch des Mörders, dann aber erlahmten sie und ließen nach. Der Franzose riß mit einem einzigen Stoß den Arm des besiegten Gegners herab – eben wollte er sich taumelnd, blutüberströmt erheben, als ihn eine geballte Faust mit unwiderstehlicher Kraft abermals in den Sand streckte.

      Heye Wessel lachte grimmig. »Du glaubst dich frei, nicht wahr, Schuft? Da hast du sechs unversorgten Kindern den Vater geraubt – das sollte so hingehen, nicht wahr?«

      Und bei dem jedesmaligen Versuche, sich zu erheben, erhielt der Soldat von den Händen des Riesen einen Stoß, der ihn wieder zurückwarf. Heye Wessel, zum äußersten Zorn gereizt durch den Tod seines Freundes, Heye Wessel, der Riese, schleuderte jetzt das Gewehr von sich. »Komm her, Franzose, ich will dich zu Tode tanzen, will Ball mit dir spielen, du Kujon, du Räuberhauptmann – da hast du es!«

      Er packte den viel kleineren Gegner und warf ihn in die Luft, zweimal, dreimal, dann stieß er einen Schrei hervor, der halb wie Lachen klang, halb wie das Schluchzen der Verzweiflung.

      »So, der hat genug! Armer Jakob Brahms – es ist alles, alles verloren!«

      Und so war es in Wirklichkeit. СКАЧАТЬ