Das Naturforscherschiff. Sophie Worishoffer
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Название: Das Naturforscherschiff

Автор: Sophie Worishoffer

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ der weißen Führer ist im Gefecht umgekommen, drei andere sowie die Schwarzen sind mit uns gegangen, so daß die ursprüngliche Reisegesellschaft wieder beisammen ist. Wollen wir nach dem Erlebten noch weiter in die Urwälder vordringen?« schloß Franz die Erzählung. »So ohne Brille?« seufzte der Doktor. »Ich finde es wahrhaftig nicht ratsam, allen diesen streifenden Bonnys und Benin gegenüber, namentlich da wir durch die unvermutete Trennung so viele Gewehre und alle Lebensmittel verloren haben.«

      »Auf denn!« entschied Holm. »Zunächst zurück zum Dorf der Bonny und dann wieder auf unser Schiff. Die afrikanischen Urwälder mit ihren menschlichen und tierischen Bewohnern sind wahrhaftig aus der Entfernung gesehen interessanter und lockender als in unmittelbarer Nähe.«

      Franz errötete, als enthalte dieser Satz für ihn eine Rüge. »Ich habe mir auch das Leben in der Wildnis anders gedacht wie es ist,« bekannte er. »Mir schien immer, daß es langweilig sein müsse, so als Kaufmann jahraus jahrein am Pult zu sitzen, und daß sich nur der Naturforscher frei und glücklich fühlen könne, aber —«

      Er schüttelte, ohne den Schluß der Rede beizufügen, den Kopf. Holm und der Doktor sahen einander lächelnd an, aber keiner von beiden sprach, sondern alle brachen auf, um so bald als möglich das Dorf und damit die zurückgelassenen Vorräte zu erreichen. Jetzt, mit einer stattlichen Anzahl von Führern versehen, ging die Reise schneller und sicherer vorwärts, kamen, nun die beiderseits Verlorenen sich wiedergefunden, erst alle Genüsse der Wanderung recht zum Bewußtsein. Eine Abteilung der Schwarzen voran, dann die vier Weißen und zum Beschluß der Rest der gemieteten Begleiter, so ging es vorwärts in die köstliche Mondnacht hinein. Nach zweitägigem Marsche war das Dorf des Bonnystammes erreicht, Weiße und Schwarze befanden sich im besten Wohlsein, Lebensmittel wurden gegen die üblichen Tauschwaren in Hülle und Fülle gespendet. Ebenso boten die wenigen anwesenden Greise (denn die kampffähigen Männer hatten ihren Streifzug weiter fortgesetzt und waren noch nicht heimgekehrt) bereitwillig den Gästen eine Hütte, wo sie auf weichen Matten von den Anstrengungen der letzten Tage ausruhen konnten.

      Viertes Kapitel

      Nach Fernando Po. Die Quelle. Im Zyklon. Der Hai. Nach der Kapstadt. Mazembas Kraal. Nach dem Kaffernlande. Die Zwergmakis. Die Buschmänner. Überfall der Kaffern. Die Belagerung. Der Tod des Retters. Zur Kapstadt zurück.

      Beladen mit Schätzen an Blumen und Pflanzen, an Insekten aller Art, die Botanisierkapseln und Ledertaschen gefüllt bis zum Rande, so hatte sich die kleine Karawane auf der »Hammonia« wieder eingefunden, und jetzt dampfte man den Inseln an der Küste des Guineabusens entgegen. Hier in diesem ungesundesten aller existierenden Klimate, hier, wo die leichteste Hautabschürfung, ja ein Nadelstich schon binnen weniger Stunden bis zum bösartigsten Geschwür fortschreitet, war ein längerer Besuch freilich nicht in Aussicht genommen, überhaupt sollten nur die bedeutenderen der fünf Inseln besehen werden, nämlich Fernando Po und die Prinzeninsel.

      Die Knaben mußten nach den ersten Rasttagen während dieser Überfahrt tüchtig Botanik und Geographie treiben, daneben aber genossen sie alle die Reize der angenehmen, vom besten Wetter begünstigten Reise, die an jedem Tage neue Abwechselung darbot. Das Meer war hier eine Fundgrube nimmer gesehener Kostbarkeiten, es brachte Unterhaltung und Belehrung zugleich, namentlich da seine blaue Oberfläche in dieser starken Entfernung vom Lande einen Durchblick bis zur Tiefe von etwa fünfzehn Metern überall gestattete, und daher die stummen Bewohner des Wasserreiches deutlich zu erkennen waren.

      Große, formlose, häßliche Sepien, mit allen Fangarmen rudernd, grau und unheimlich in ihrer Kopflosigkeit, mit weitem, immer offenen und nur zum Saugen eingerichteten Mund, – die umfangreichsten, gefährlichsten aller Polypen, schwammen träge durch die Tiefe dahin und hielten in ihren zahllosen Armen alles fest, was sie erreichen konnten; der Hai mit seinem Adjutanten, einem kleinen, schlankgebauten, kaum einen halben Meter langen Fischchen umschnupperte zuweilen das Schiff; fliegende Fische tummelten sich in der Luft und fielen auf das Verdeck; selten auch zeigte sich ein riesiger Wal mit allen den schmarotzenden Bewohnern, welche sein stattlicher Rücken jahraus jahrein beherbergt; seltener noch ein besonders fremdartig gebauter, kleinerer Fisch; zu Hunderten und Tausenden dagegen die blauen, rundlichen Polypen, deren Züge oft stundenlang das Meer durchfurchten, und denen wieder eine größere gelbe oder violette Art folgte, die sich von den blauen ernährte, deren häßliche Saugwerkzeuge daher blau gefärbt erschienen.

      Einmal bei ganz stillem Wetter sahen die Knaben neben dem Schiff eine purpurrote Kugel von der Größe einer ausgewachsenen Kokosnuß mit einem himmelblauen, gefalteten Kragen und über einen Meter langen Fangarmen vom schönsten Rosa. Die Qualle schwamm, ob auch andrängende Wellen sie zu überschütten drohten, immer auf dem Kamm derselben, einsam im ganzen Glänze einer wunderbar fesselnden Schönheit. Weit und breit ohne ein Wesen gleicher Art, gewährte ihr Erscheinen auf der Oberfläche des unendlichen Meeres den einzigen Ruhepunkt für das Auge, zugleich aber auch ein Bild, das anziehend genug war, um die Aufmerksamkeit der Beschauenden im höchsten Maße zu fesseln.

      »Papa Witt!« rief Franz, »schnell, schnell, können wir das Ding nicht einfangen?«

      Der Alte schüttelte den Kopf. »Das ist eine Seifenblase,« antwortete er halb ernsthaft, halb lächelnd, »gerade wie das Glück – erfaßt du es, so bleibt von all diesem Glänze nur ein graues, zerstäubendes Etwas!«

      »Man kann also die bunten Quallen niemals aus der Nähe besehen?«

      »O doch, dann aber muß man sie mit einem Eimer oder anderen größeren Gefäß herausschöpfen, und das ist bei voller Fahrt unmöglich.«

      »Papa Witt, könnte denn nicht das Schiff stoppen?«

      »Lauf,« lächelte der Alte, »lauf und frage, Junge.«

      Franz stürmte fort und hatte zwei Minuten später alles an Deck versammelt, den Kapitän, den Doktor, Holm und Hans. Ein Stück seiner Garderobe flog dem andern nach, er holte unter allgemeiner Heiterkeit ein starkes Seil herbei und ließ sich vom Koch einen leichten Blecheimer geben. »So, wenn nun das Schiff still liegt, laßt mich nur über Bord springen,« rief er. »Einen Hai würdet ihr ja rechtzeitig sehen können, und vor dem Ertrinken habt keine Furcht. Ich schwimme wie ein Fisch. »Jetzt also – paßt auf!«

      »Berühre die Qualle nicht, Franz!« lachte Holm.

      »Sie beißt dich. Junge!« rief der alte Witt. »Du denkst noch tagelang an ihre Nesseln, wenn sie dich erfassen sollte.«

      »Franz,« fügte halb ängstlich der Doktor hinzu, »du müßtest dergleichen Wagestücke doch unterlassen. Bedenke —«

      Aber da plätscherte der Junge schon im Salzwasser, die Schaumperlen rollten über seinen Körper dahin, die Woge hob und senkte den kecken Schwimmer. »Springen Sie mir nach, Doktor,« rief er lustig, »es ist viel kühler hier unten, als auf dem Verdeck.«

      Der alte Theologe hielt, um desto genauer über den Schiffsrand hinweg in die Tiefe sehen zu können, vorsichtig mit beiden Händen die dritte der bewußten sechs Brillen fest. »Ich?« wiederholte er erschreckt, »du bist ein Erzspitzbube, aber man kann dir trotzdem nicht böse werden. Gib nur acht auf deine Sicherheit.«

      Die purpurne Qualle war während dieser Worte dem Knaben entgegengeschwommen. Es schien wirklich schwer, dies kugelförmige Geschöpf für mehr als eine bloße Pflanze zu halten, dennoch aber zeigte das beständige Tasten der Fangarme jenen Zustand teilweisen Lebens, der das Polypengeschlecht zur »Übergangsstation« macht, wie Professor Schleiden es nennt, »zu einer Entwicklungsstufe, die das Tier- und Pflanzenreich verbindet.« Nur Magen besitzt die sonderbare Gattung, keinen Kopf, mithin auch nur einen der an lebenden Wesen gefundenen fünf Sinne, den Tastsinn, und daneben einen breiten, lippenlosen Mund. Einzelne Spielarten sind häßlich, andere sehr farbenreich, besonders die in den tropischen Meeren lebenden.

      Franz СКАЧАТЬ